<142>zustehen, was doch eine traurige Hilfeleistung wäre. Klüger ist es, solchen Mißständen vorzubeugen, als ihnen nachträglich abhelfen zu müssen.
Die schlesischen Truppen können mit zwei Märschen über Nachod in Böhmen einbringen, die märkischen erst binnen acht Tagen in Eilmärschen über Dresden. Man muß daher seine Anordnungen so richtig treffen und alle Truppenbewegungen so genau berechnen, daß die märkische Armee fast zur selben Zeit in Dresden anlangt, wie in Böhmen eingerückt wird.
Soweit ich es übersehen kann, muß die Armee in Sachsen ebenso stark sein wie im letzten Kriege. Sie belief sich mit den Sachsen auf 80 000 Mann. Den Grund dafür werde ich im Verlauf dieser „Betrachtungen“ angeben.
Für die schlesische Armee genügen 60 000 Mann. Hiervon müssen unbedingt 20 000 Mann für Oberschlesien bestimmt werden, zunächst, um die Verbindung mit den Russen zu erleichtern, die bei Krakau vorbei müssen und dort unüberwindliche Hindernisse finden könnten, wenn sie von diesseits nicht unterstützt würden. Aber Nimmt man bei der staunenswerten Langsamkeit der Russen auch an, daß sie nicht so rasch auf die Beine zu bringen wären, so dürste man doch nicht weniger als 20 000 Mann in Oberschlesien haben, und wäre es nur, um sich gegenüber den Korps bei Heidenpiltsch und bei Bielitz in der Defensive zu halten. Das oberschlesische Detachement könnte anfangs bei Leobschütz Stellung nehmen und seinen Proviant aus Mosel beziehen.
Die schlesische Armee, die zur Operation in Böhmen bestimmt ist, müßte, wie schon gesagt, ungefähr so verfahren wie im Jahre 1778. Wäre zuviel von der Überlegenheit des Feindes zu befürchten, so könnte sie vielleicht ein Lager bei Chwalkowitz beziehen, mit den Defileen vor der Front und einer Flanke nach Nimmersatt; denn man darf sich nie der Hoffnung hingeben, das Lager des Kaisers hinter der Elbe angreifen zu können. Das ist erwiesenermaßen unmöglich, da man vor einer ungleich überlegenen, beherrschenden und auf beiden Seiten überflügelnden Front aufmarschieren müßte, wo man nach allen Regeln der Kunst geschlagen würde.
Aber, wird man fragen, was kann man sonst unternehmen? Soll man einen ganzen Feldzug lang mit verschränkten Armen stehen bleiben und nach Böhmen mehr auf Weide als in den Krieg ziehen? Keineswegs! Hier beginnt meine Darlegung, durch welche Mittel sich die Überlegenheit über den Feind erlangen läßt.
Die nach Sachsen bestimmte Armee muß ohne Zweifel auf Dresden als auf ihr Hauptziel losmarschieren. Dessen ungeachtet aber kann sie gleich ein Detachement von 10 000 Mann durch die Lausitz nach Schlesien in der Richtung auf Greiffenberg abschicken. Alle diese Märsche müssen genau berechnet sein und übereinstimmen, damit die Armee nach ihrer Ankunft in Dresden, wo sie ein Detachement von 20 000 Mann läßt, über die Elbe gehen und in die Lausitz eindringen kann. Diese Armee hat den Feldzug zu entscheiden. Die Straßen nach Schluckenau, Rumburg und Gabel werden wahrscheinlich von feindlichen Truppen besetzt sein, die sich dort verschanzt haben.