<145>ziehen kann, während es diesseits nur elende Dörfer gibt, in denen die zerstreuten Truppen keinen Widerstand leisten können. Ihre Quartiere würden also den ganzen Winter hindurch beunruhigt werden, und die Aufhebung einzelner Posten wäre unvermeidlich. Gesetzt selbst, wir wären im Besitz von Königgrätz, so wäre es trotzdem unmöglich, sich auf dem diesseitigen Elbufer zu halten; denn das Land ist ausfouragiert, und jedes Bund Stroh müßte man aus Schlesien heranschaffen. Wo fände man in Schlesien alle für diesen Transport nötigen Pferde? Und welche Unsummen würde das kosten, ganz abgesehen davon, daß die Truppen, die während des ganzen Winters beunruhigt worden sind, im nächsten Frühjahr bei Eröffnung des Feldzuges völlig verbraucht wären!
Aber, wird man sagen, ist es ehrenvoll, sich zurückzuziehen, nachdem man so viel Land gewonnen hat? Ich gestehe, daß es wünschenswert wäre, sich in Böhmen halten zu können, aber das ist nur möglich, wenn die feindliche Armee in einer entscheidenden Schlacht so viel Verluste erlitten hat, daß sie sich nicht mehr im Felde zu zeigen wagt. Dann hat man freie Hand und kann sich nach Gutdünken einrichten, dem eroberten Lande Kontributionen auflegen und alle feine Vorteile ausnutzen.
Kommen wir nun zum zweiten Feldzuge. Hat man sich in Böhmen behaupten können oder nicht? Das ist die Frage, nach der sich die Operationen zu richten haben. Ist man im Besitz von Böhmen geblieben, so muß die Hauptarmee sich bei Prag versammeln. Kann sie sich vor Beginn der Operationen Egers bemächtigen, so wäre das ein glücklicher Streich, nicht um die Festung zu halten, sondern um sie zu schleifen. Die andere, schlesische Armee versammelt sich in Stärke von 40 000 Mann bei Königgrätz auf der Höhe von Pleß.
Damit sind wir bei den großen Operationen angelangt, die nur in Mähren stattfinden können. Die dortige preußische Armee ist 40 000 bis 50 000 Mann stark. Die Russen sind entweder schon zu ihr gestoßen oder die Vereinigung steht bevor. Wie dem aber auch sei, stets entstehen daraus die gleichen Verlegenheiten. Denn angenommen, die Russen ständen mit 15 000 Preußen in der Gegend von Krakau, so halten sie die Truppen in Lodomirien in Schach. Von dem Augenblick an hat die Armeeabteilung in Oberschlesien zwar nicht mehr zu fürchten, von den Österreichern im Rücken gefaßt zu werden, aber diese würden, von Wieliczka anrückend, durch niemand gehindert werden, über Tarnowitz stracks in Oberschlesien einzudringen und sich gegen Kosel zu wenden. Kosel jedoch ist in Oberschlesien der einzige Platz, wo sich Magazine für die Armee errichten lassen. Würde die Stadt auch nur blockiert, so würde es sofort an Proviant und an allem Armeebedarf fehlen. Das österreichische Korps bei Heidenpiltsch würde vorrücken, und ohne eine gewonnene Schlacht wären wir nicht imstande, Oberschlesien zu halten.
Ferner ist zu bedenken, daß auch das österreichische Korps in Bielitz unzweifelhaft in Tätigkeit treten würde und nach Pleß und Ratibor vordringen könnte, was sicher-