<155> in tiefe Schwermut versunken und hat alle Geschäfte liegen lassen. Schlägt dieser Kummer tiefere Wurzeln, so werden ihre ehrgeizigen Pläne aller Wahrscheinlichkeit nach darunter leiden. Und liegt die Eroberung Konstantinopels ihr nicht mehr am Herzen, so wird ihr Bündnis mit dem Kaiser völlig gelockert werden. Der Großfürft1 hält unerschütterlich zu Preußen. Es hieße also sehr übereilt handeln, wenn man ein nützliches Bündnis bräche, um ein anderes mit einer so heruntergekommenen Macht wie Frankreich anzuknüpfen. Der Einfluß der Königin2, der Schwester des Kaisers, würde auch die besten Verabredungen beider Mächte Über die Kriegsoperationen zunichte machen. Das Staatswohl und die bleibenden Interessen Preußens würden notwendig den Ränken der Höflinge und Weiber in Versailles preisgegeben, und unsere Wohlfahrt hinge ganz von den Launen der Königin von Frankreich und von den Kabalen der Hofschranzen Ludwigs XVI. ab. Ein Bündnis mit Frankreich wäre, so wie die Dinge jetzt liegen, nichts als ein übler Notbehelf und nur dann zu empfehlen, wenn man nirgendwo anders Bundesgenossen findet. O Richelieu, 0 Mazarw, 0 Ludwig XIV., was sagtet ihr, könntet ihr die Schande eurer Nachfolger sehen und erfahren!


1 Paul Petrowitsch.

2 Marie Antoinette. Vgl. S. 156 f.