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Zur Geschichte des Deutschen Fürstenbundes1

1. Kabinettserlaß an den Minister Graf Finckenstein
(21. Februar 1784)

Das Beste, was wir in der gegenwärtigen Lage tun können, ist, uns nicht zu rühren und ruhig abzuwarten, bis sich in Europa dies oder jenes ereignet, woraus wir sofort Nutzen ziehen müssen.

Auf Rußland, das gestehe ich, rechne ich für die nächsten Zeiten nicht; denn die Zarin, ihr Bakunin, ihr Besborodko2 und ihr Moronzow3 sind österreichisch bis in die. Fingerspitzen. Wollen wir uns also nicht in eitler Selbstgefälligkeit wiegen und uns selbst etwas vormachen, so dürfen wir nicht darauf rechnen, bie russische Macht wiederzugewinnen, falls nicht der Großfürst den Thron besteigt.

Aus dem Briefe des Grafen Hofenfels4 ersehen Sie, wie sklavisch Frankreich der Königin folgt5 und wie sehr es sich folglich von Österreich beherrschen läßt. Also selbst wenn die Franzosen Vereinbarungen mit uns treffen wollten, wäre man seiner


1 Um sich aus seiner politischen Isolierung zu befreien (vgl. S. 151 f. u. 153 ff.), entschloß sich König Friedrich zur Gründung des Deutschen Fürstenbundes. Den entscheidenden Anstoß gab die Nachricht von der friedlichen Lösung der Krise im Orient, bie durch den Abschluß des Vertrages von Ainali Kawak am 8. Januar 1784 erfolgte (vgl. S. 153, Anm. 8); denn die Nachgiebigkeit der Pforte sicherte den Frieden und damit den Bestand der Allianz Österreichs sowohl mit Rußland wie mit Frankreich. In dem Erlaß vom 21. Februar 1784 an Finckenstein entwickelt der König den Gedanken des Fürstenbundes.
     Aber erst der Ausbruch des Konflikts zwischen dem Kaiser und den Holländern im Oktober 1784 (vgl. S.154) führte ihn dazu, den „Entwurf zum Deutschen Fürstenbunde“ aufzusetzen, dessen Gestalt und Ausführung er darauf im Erlaß vom 1. November 1784 seinen Kabinettsministern näher erläuterte. Am 23. Juli 1785 wurde zu Berlin zunächst mit den Vertretern von Dresden und Hannover die Urkunde des Fürstenbundes unterzeichnet, die allen Nelchsständen, auch den geistlichen, den Besitz ihrer Lande und Gerechtsame sichern sollte. Dem Fürstenbunde traten ferner bei der Kurfürst von Mainz, die Herzöge von Zweibrücken, Sachsen-Gotha und Sachsen-Weimar, von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, der Landgraf von Hessen-Kassel, bie Markgrafen von Ansbach-Bayreuth und von Baden, die Fürsten von Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau und Anhalt-köthen, sowie der evangelische Bischof von Osnabrück.

2 Peter Wassiljewitsch Bakunin und Graf Alexander Andrejewitsch Besborodko leiteten unter dem Grafen Ostermann, Panins Nachfolger, die Geschäfte des Ministeriums des Auswärtigen.

3 Vgl. S. 153.

4 Minister des Herzogs Karl von Zweibrücken.

5 Vgl. S. 155.