<16> Taumel der Leidenschaft nichts Geringeres, als den König zu entthronen, und warteten nur auf eine Gelegenheit zur Ausführung ihres verbrecherischen Planes. Der König von Polen erfuhr davon. Durch die drohende Gefahr beunruhigt, berief er den Senat zur Tagung, wo man beschloß, Rußland um Beistand und Schutz Poniatowskis zu bitten, den die Zarin ja auf den polnischen Thron gesetzt hatte.
Das war das Signal zum Ausbruch der Feindseligkeiten. Obwohl die Russen keine 10 000 Mann im Lande hatten, schlugen sie alle Konföderierten, die ihnenWiderstand leisteten. Da sie aber nicht zahlreich genug waren, um sie zu vernichten, tauchte der hier zerstreute Wespenschwarm dort sogleich wieder auf. Bei einem jener Treffen in Podolien verfolgten die Russen die Konföderierten unwissentlich bis auf türkisches Gebiet. Bei diesem Kampfe wurde das Städtchen Balta, in das sich die Polen geflüchtet hatten, niedergebrannt.
Diese Gebietsverletzung nahmen die Türken zum Vorwand, um Rußland den Krieg zu erklären. Sofort ließen sie den russischen Gesandten in Konstantinopel, Obreskow, ergreifen und in die Sieben Türme werfen (6. Oktober 1768).
Die Türken verstanden sich weder auf den Frieden noch auf den Krieg. Sie brachen die Kriegserklärung vom Zaune und gaben dadurch den Russen eher einen Wink, sich während des Winters zum Kriege gegen die türkischen Streitkräfte zu rüsten, deren Angriff für das nächste Frühjahr bevorstand. Wäre die Kriegserklärung bis zum folgenden Jahre verschoben worden, so wäre Blitz und Donner zugleich auf die Russen gefallen, und das hätte diese derart überrascht, daß sie reichlich sechs Monate gebraucht hätten, um sich zu rüsten und eine Armee zusammenzuziehen, die stark genug und mit allem Nötigen versehen war, um den Feinden mit Nachdruck entgegenzutreten. Die russischen Regimenter waren nicht vollzählig; es fehlte ihnen an Waffen;