„<217>geschick ereilen, das auch die größten Feldherren erfahren haben: völlig geschlagen zu werden.“ — „Scherz beiseite!“ erwiderte er. „Die Fürsten, die Monarchen verstehen sich meiner Waffen nicht zu bedienen; sie können knapp ihren Namen schreiben. Wollten sie einen Federkrieg beginnen, so ginge es lustig her. Ihre Schriften würden verworfen, während man den meinen Glauben schenkt. Was mich furchtbar macht, ist, daß ich der Lehrmeister des Publikums bin; ich schreibe ihm vor, was es denken soll.“—„Aber“, wandte ich ein, „die Herrscher haben es nicht nötig, sich der Feder zu bedienen ...“ — „Gemach!“ erwiderte er. „Ich glaube. Sie kommen mir ins Gehege.“—„Gott behüte!“ rief ich aus. „Sofern nicht irgend eine Kraft von Ihnen ausströmt, wie von den Leichnamen der Heiligen, und auf mich einwirkt. Aber um auf unser Thema zurückzukommen: belehren Sie mich doch bitte, wie es Ihnen gelingt, die in Verruf zu bringen, denen die Verleumdung nicht beikommen kann.“ — „Besitze ich denn keine Phantasie?“ erwiderte mein Mann. „Ist es schwerer, eine Schmähschrift als einen Roman zu schreiben? Was kostet es, geheime Anekdoten zu erfinden und Geschichten zu fabrizieren, die wahrscheinlich klingen? Der Grad von Wahrscheinlichkeit, den man den aufgetischten Märchen zu geben weiß, verschafft ihnen den meisten Glauben; und ist es überhaupt so schwer, die Menschen lächerlich zu machen?“
Er war im Begriff, mir alle seine Geheimnisse zu enthüllen, als ich mich nicht enthalten konnte, ihm zu sagen, ich schätzte mich sehr glücklich, vom Schicksal nicht zu einem Rang erhoben zu sein, bei dem ich Gefahr liefe, in seine Hände zu fallen. Ja, ich priese den Himmel für meine bescheidene Stellung, die mich zu unwichtig machte, um von ihm vor der Welt an den Pranger gestellt zu werden. „Ich kann Ihnen nicht verhehlen,“ setzte ich hinzu, „daß ich an Ihrer Stelle die Mächtigen fürchten würde; denn ihr Arm reicht so weit, daß sie überall hinlangen. Zudem scheint es mir, daß Sie, der als Tyrann schalten will, sich selbst das Los der Tyrannen bereiten.“
Darob geriet unser Mann in edle, heroische Begeisterung und führte mir zu Gemüte, daß es nichts Erhabeneres und Mutvolleres gäbe als kühne Wagnisse, daß man Leute, die auf der Straße spazieren gehen, nicht bezahle/wohl aber die Seiltänzer, und daß man schwierige und gewagte Pläne entwerfen müsse, um seinen Namen unsterblich zu machen. So entwickelte er mir bombastisch die Gefühle der Standhaftigkeit und Charakterstärke, die ihn beseelten. „Ja,“ fügte er hinzu, „gern unterwürfe ich mich der grausamsten Marter, um meine Unabhängigkeit, meine Freiheit, meine Rechte und die innere Genugtuung zu wahren, die ich darin finde, über die ganze Welt meine Glossen zumachen.“—„Recht schade,“ erwiderte ich, „daßSie nicht während der ersten Jahrhunderte der Kirche zur Welt kamen! Ihr Name hätte in den Verfolgungen geglänzt und gehörte jetzt der Legende an, und sicherlich würde Ihr Namenstag gefeiert. Ich fürchte nur, es kommt ganz anders, als Sie sich denken. Nachdem Sie eine Weile der geheimen Rachsucht hochstehender Neider zum Werkzeug gedient haben, werden Sie tragisch enden, ohne die erhoffte Berühmtheit zu erlangen.“