<31> Vertrag einen für den König sehr lästigen Artikel eingeschaltet: man verlangte von Preußen, daß es Rußland mit allen Kräften beistehen sollte, falls dieses von den Österreichern angegriffen würde. Gesetzt aber, die Kaiserin-Königin erklärte dem König von Preußen den Krieg, so hatte er von Rußland keine Hilfe zu erwarten, bevor der Friede mit den Türken geschlossen war. So ungleiche Bedingungen waren unannehmbar. Sie führten zu einigen Auseinandersetzungen. Man stellte eine Übersicht aller Verpflichtungen Preußens gegen Rußland auf; daraus ergab sich, daß alles zugunsten der Zarin und nichts zugunsten des Königs war. Gleichwohl fügte man hinzu, Seine Majestät sei entschlossen, alles zu gewähren, was man vernünftigerweise von ihm verlangen könne. Der König berufe sich also auf den Rechtssinn und die Mäßigung der Zarin, die doch einen kleinen Teil ihrer Eroberungen preisgeben möge, um einen Krieg zu verhüten, der in kurzem allgemein zu werden drohte, zumal die österreicher die Moldau und Walachei als Vorwand benutzten, um die Angelegenheiten mehr und mehr zu verwirren. Auch entspräche es unter so kritischen Umständen der Würde einer Großmacht wie Rußland, weniger auf seine Interessen als auf die allgemeine Wohlfahrt zu sehen. Um den König von Preußen für das Risiko eines neuen Krieges zu entschädigen, dessen Ausgang nicht vorherzusehen war, bat man Rußland zugleich noch, die mitten in Pomerellen liegende Stadt Danzig dem Anteil hinzuzufügen, den der König in Besitz nehmen sollte.
Diese Vorstellungen machten, wie es gewöhnlich geht, nicht ganz den erwarteten Eindruck. Nachdem jedoch die Zarin über die ihr so klar dargelegten Gründe reiflich nachgedacht hatte, willigte sie in die Einschränkung der Friedensvorschläge, die mit den Interessen anderer Mächte unvereinbar waren. Infolgedessen verpflichtete sie sich, den Türken alle zwischen Dnjester und Donau gemachten Eroberungen nach Friedensschluß wiederzugeben.
Sogleich teilte der Berliner Hof diese frohe Nachricht dem Wiener Hofe mit, und zum ersten Male machte Fürst Kaunitz ein heiteres Gesicht. Seine Verschlagenheit und sein Hochmut ließen nach; die Gemüter beruhigten sich, und die Unruhe und Eifersucht, die die großen Erfolge der Russen am Wiener Hof erweckt hatten, verschwanden mit dem Augenblick, wo er nicht mehr zu befürchten hatte, Rußland zum Nachbarn zu bekommen.
Die Pforte ward sogleich von dem vorteilhaften Umschwung am Petersburger Hofe in Kenntnis gesetzt. Infolge des Unglücks, das sie erlitten hatten, wollten die Türken vom Kriege nichts mehr wissen und waren sehr friedlich gestimmt. Der letzte Feldzug der Russen war nur eine Kette von Triumphen gewesen. Sie hatten die Krim erobert, und eine Entscheidungsschlacht, die Feldmarschall Rumänzow am Ende des Jahres gewann, hatte ihrem Waffenglück die Krone aufgesetzt.
Unter so verzweifelten Umständen traf in Konstantinopel die Nachricht ein, daß die größten Hindernisse des Friedens beseitigt wären. Nun beschlossen die Türken zur Erleichterung des allgemeinen Friedensschlusses, den noch in den Sieben Türmen ge-