<45> Großen zu verfahren, die Kabalen schmiedeten oder den Neuerungen, die man in ihrem Lande einführen wollte, Hindernisse in den Weg legten.

Anfangs waren die Polen störrisch und widersetzten sich allen Vorschlägen, und die Landboten der Woiwodschaften kamen nicht nach Warschau. Dieses Hinauszögerns und Widerstandes müde, schlug der Wiener Hof vor, einen Termin für die Versammlung des Reichstages festzusetzen, mit der Drohung, daß die drei Höfe, falls die Landboten sich nicht einfänden, ungesäumt das ganze Königreich unter sich aufteilen würden. Andrerseits würden die drei Mächte, wenn jene sich gefügig zeigten, Rücksicht gegen sie üben und sofort nach der Unterzeichnung der Abtretungsakte ihre Truppen aus dem Gebiete der Republik zurückziehen. Kaum war diese Erklärung veröffentlicht, so erledigte sich alles wie von selbst. Der Reichstag trat am 19. April zusammen; die Abtretungsakte wurden genehmigt und zuerst mit Österreich unterzeichnet, dann mit Rußland und am 18. September mit Preußen1. Man kam überein, Kommissare zur Festsetzung der Grenzen zu senden. Die Republik verzichtete zugunsten des Königs von Preußen auf das Heimfallsrecht des Königreichs Preußen und der Lehen Lauem burg, Bütow und Draheim2. Mehrere Artikel des Vertrages von Wehlau wurden aufgehoben und Polen alle ihm verbleibenden Provinzen garantiert. Ferner versprach der König, die katholische Religion in seinem Gebietsanteil so zu belassen, wie er sie vorgefunden. Die Artikel über die Gebiete von Danzig und Thorn wurden einem Sondervertrag vorbehalten.

Dieser Vertrag ward, ebenso wie der mit den beiden anderen Höfen, anfangs nur von den beiden Marschällen der Konföderation und vom Vorsitzenden der Delegation, sowie von den Gesandten der drei Höfe unterzeichnet. Die Gesandten begannen darauf mit den Mitgliedern der Delegation zu verhandeln. Man kam überein, einen ständigen Staatsrat zu schaffen, verschob jedoch die Erörterung darüber, die lang und breit werden konnte, auf die späteren Sitzungen.

Man muß die Polen für die leichtfertigste und oberflächlichste Nation in Europa halten. Sie wiegten sich ohne den geringsten Schimmer von Wahrscheinlichkeit in der Hoffnung, das Werk der drei Nachbarmächte bald wieder zu vernichten. Diese unlogischen Köpfe dachten so: der Feldzug der Russen ist dies Jahr nicht glücklich verlaufen; sie werden also im nächsten Jahre niedergeworfen werden. Die Eiferer für ihre alte anarchische Verfassung fügten übertreibend hinzu, der Sultan werde an der Spitze seiner tapferen Janitscharen bald in Rußland eindringen, Moskau und Petersburg einäschern, die Zarin entthronen und die Trümmer ihres weiten Reiches mit Polen teilen.

Um sich ein Bild davon zu machen, wie böswillig sie die Mißerfolge der Russen übertrieben, ist es nötig, zu berichten, was sich auf dem Kriegsschauplatz in diesem


1 Die Unterzeichnung der Abtretungsverträge erfolgte gleichzeitig am 18. September 1773 mit den drei Mächten.

2 Vgl. Bd. I, S. 64 und 66.