<49>hatte kein besseres Schicksal als die vorhergegangenen. Beide Mächte waren zu stolz und hochmütig, als daß man sie hätte versöhnen können.

Unterdes starb zu Konstantinopel Mustapha III., der während des Krieges regiert hatte. Sein Bruder bestieg nach ihm den Thron1. Er kannte nichts als das Gefängnis des Serails, in dem er groß geworden war. Unwissend, von beschränktem und schwachem Verstande, überließ er die Geschäfte seiner Schwester2 und dem Großwesir, und man bemerkte keine Veränderung in der Regierung. Allein trotz des Hochmutes, den beide Höfe zur Schau trugen, fühlten sie doch gleichermaßen das Bedürfnis nach Frieden, und da sie so vieler vergeblicher Kongresse überdrüssig waren, versuchten sie ein neues Mittel zur Aussöhnung durch Anknüpfung direkter UnterHandlungen zwischen dem Großwesir und Feldmarschall Rumänzow. Aber auch diese Unterhandlung scheiterte an der Forderung der Unabhängigkeit der Krim und der Abtretung der Festungen, die Rußland verlangte. Sie schleppte sich bis zum Juni hin, wo der Feldzug eröffnet wurde.

Zur Vermeidung einer allgemeinen Schlacht hatte der Großwesir sein Lager auf den bulgarischen Bergen gewählt und stellte Rumänzow nur starke Detachements entgegen. Dieser wünschte seinen Ruf wiederherzustellen, der unter den unglücklichen Operationen des letzten Feldzuges ein wenig gelitten hatte. Nachdem er mit seiner Armee die Donau überschritten hatte, gelang es ihm, das Heer des Großwesirs mit Detachements zu umgehen, die alle ihnen entgegentretenden Truppen schlugen. Nun verstärkte Numänzow diese Korps, und eins von ihnen hatte das Glück, einen ansehnlichen Transport für die türkische Hauptarmee zu vernichten und zu erbeuten. Dadurch wurde der Großwesir gleichsam in seinem eigenen Lager ausgehungert, und General Kamenskoi schnitt ihm die Verbindung mit Adrianopel ab. Wäre der Türke wagemutig gewesen, er hätte sich diese Verbindung mit dem Degen in der Faust wieder eröffnet. Doch schon lief der größte Teil seiner Truppen aus Mangel an Nahrung davon, nachdem sie sein eigenes Lager geplündert hatten. Darob verlor der unglückliche Großwesir den Kopf und hielt sich für verpflichtet, alle Friedensbedingungen zu unterzeichnen, die Feldmarschall Numänzow ihm vorschrieb.

Dieser Friede machte die Krim unabhängig und trug den Russen Asow, Kinburn und Jenikala ein. Außerdem bewilligten die Türken ihnen freie Schiffahrt in den Dardanellen, im Marmarameer und im Archipel, sowie eine Kriegsentschädigung von 4 ½ Millionen Rubeln. Diese für die Zarin so ruhmvollen Präliminarien wurden am 21. Juli 1774 im Lager des Feldmarschalls Numänzow unterzeichnet3. Der Großwesir führte unverzüglich die wenigen ihm gebliebenen Truppen nach Adrianopel, wo er vor Kummer und Gram starb.

Das Glück, dessen sich das russische Reich durch seine Erfolge über die Türken erfreute, fand sein Gegengewicht in der Besorgnis, die der Kosakenaufstand hervorrief.


1 Abdul Hamid folgte seinem Bruder Mustapha III. am 21. Januar 1774.

2 Aasime. Sie war mit dem Großwesir Muhsin Gabe vermählt.

3 Friedensschluß von Kutschuk-Kainardsche.