<59> das Volk drückten, wie dies in Frankreich nur zu sehr der Fall ist. Die Kornzölle würden ermäßigt und der Bierpreis zum Ausgleich etwas erhöht. Dank dieser neuen Einrichtung nahmen die Einkünfte, besonders aus den Zöllen, zu, und durch sie kam fremdes Geld ins Land. Der größte Vorteil aber, der sich daraus ergab, war das Nachlassen des Schmuggels, der jedes Land, das Manufakturen hat, schwer schädigt.

Exportiert ein Land wenig Erzeugnisse und ist es genötigt, den Gewerbfleiß seiner Machbaren in Anspruch zu nehmen, so muß sich eine ungünstige Handelsbilanz ergeben. Es zahlt mehr Geld ans Ausland, als es erhält, und dauert der Zustand an, so ist es nach einer Reihe von Jahren ohne Geld. Man entnehme aus einer Börse täglich Geld und tue keins wieder hinein, so wird sie bald leer sein. Ein Beispiel dafür liefert Schweden. Um diesem Übelstand abzuhelfen, gibt es nur ein Mittel: die Vermehrung der Manufakturen. An den eigenen Rohstoffen verdient man alles und an den ausländischen wenigstens den Arbeitslohn. Diese Tatsachen, die ebenso wahr wie handgreiflich sind, wurden zur Richtschnur für die Regierung; nach ihr wurden alle Handelsoperationen geleitet. So ergab sich denn im Jahre 1773 eine Vermehrung der Fabriken in den Provinzen um 264. Unter anderm wurde in Berlin eine Porzellanmanufaktur begründet1, die 500 Arbeiter ernährte und die sächsische bald übertraf. Man führte die Tabaksfabrikation im großen ein, die einer Kompagnie übertragen wurde. Sie unterhielt Fabriken in allen Provinzen, die das Land selbst versorgten und durch Verkauf ans Ausland so viel verdienten, als ihnen der Ankauf des virginischen Rohtabaks kostete. Dadurch hoben sich die Staatseinkünfte, und die Aktionäre erhielten 10 % Zinsen aus ihren Einlagen.

Durch den letzten Krieg war der Wechselkurs für den preußischen Handel nachteilig geworden, obwohl seit der Unterzeichnung des Friedens das schlechte Geld umgeprägt und auf den früheren Fuß gebracht worden war. Nur die Gründung einer Bank konnte diesem Übelstand abhelfen. Voreingenommene Leute, die den Gegenstand nicht genügend durchdacht hatten, behaupteten zwar, eine Bank könne nur in einer Republik gedeihen; nie aber würde ein Mensch Vertrauen zu einer Bank haben, die in einer Monarchie errichtet würde. Das war falsch: es gibt Banken in Kopenhagen, Rom und Wien. Man ließ das Publikum also reden und schritt zur Tat. Um festzustellen, welches System den Landesverhältnissen am besten entsprechen würde, verglich man die verschiedenen Bankarten miteinander und erkannte eine Girobank mit Lombardverkehr als die geeignetste. Zu ihrer Gründung2 schoß der Hof ein Grundkapital von 800 000 Talern vor. Zu Anfang hatte die Bank einige Verlusie durch die Unwissenheit oder Unehrlichkeit ihrer Leiter. Sobald aber Hagen an ihre Spitze trat, kam Genauigkeit und Ordnung hinein. Banknoten wurden nur so weit ausgegeben, als Deckung durch Bargeld vorhanden war. Außer der Bequemlichkeit, die das Institut für den Handel brachte, erwuchs aus ihm noch ein


1 Der König kaufte Gotzkowsky, dem Begründer der Berliner Porzellanfabrik, diese 1763 ab und nahm sie in staatlichen Betrieb.

2 Die Gründung der Preußischen Bank erfolgte 1765.