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1. Kapitel
Die Politik von 1763 bis 1774

Um sich ein rechtes Bild von der politischen Lage Europas nach dem Frieden von Hubertusburg zu machen, muß man sich vergegenwärtigen, daß alle Mächte fast gleich erschöpft waren. Frankreich hatte mit England Frieden geschlossen, weil es keine hinreichenden Mittel für den Feldzug von 1763 mehr aufbringen konnte. Auch die Kaiserin-Königin hätte den Hubertusburger Frieden nicht geschlossen, wären ihre Geldquellen nicht völlig versiegt. Nur der König von Preußen hatte noch bares Geld, weil er so vorsichtig gewesen war, stets für ein Jahr im voraus zurückzulegen.

Dieser Geldmangel beherrschte auch weiterhin die politischen Pläne. Jede Macht wünschte die Erhaltung der öffentlichen Ruhe, um Zeit zu finden, sich zu erholen und Kräfte zu sammeln. Das hat wahrscheinlich am meisten zur Fortdauer des Versailler Bündnisses beigetragen, das zwischen dem Kaiser, Frankreich und Spanien geschlossen worden war. Das Haus Österreich hatte zweifellos den größten Vorteil davon; denn wenn es vor Frankreich sicher war, brauchte es sich um Flandern und Italien nicht zu sorgen und konnte, falls es nötig wurde, all seine Kräfte ungehindert gegen Preußen aufbieten. Andrerseits hatte Frankreich nichts von Österreich zu fürchten und sah seine Grenzen vor jeder Bedrohung geschützt. Da außerdem ein Kontinentalkrieg nicht vorauszusehen war, vermochte Frankreich, sage ich, seine ganze Kraft auf die Verstärkung seiner Flotte zu verwenden, die, mit der spanischen vereint, der englischen Seemacht eines Tages imponieren konnte. Diese Kombination beruhte auf triftigen Gründen. Der Abschluß des Aachener Friedens war überstürzt