<80> findet man fast uneinnehmbare Stellungen, die von Ingenieuren aufgenommen sind. Die Armee kann, solange sie dort sieht, ihren Unterhalt aus Königsberg beziehen und ihre Bäckerei in Tilsit anlegen. In diesem Falle ist aber zweierlei zu befürchten. Kommen die Russen hier mit überlegenen Kräften angerückt, so zwingen sie die Preußen rasch zum Verlassen der Stellung. Sie brauchen nur eine starke Abteilung durch Polen auf Grodno marschieren zu lassen, die der Armee in den Rücken fällt und sie zum schleunigen Verlassen des Memelabschnitts nötigt. Oder sie schiffen 10 000 Mann auf Kriegsschiffen ein, die geradenwegs durch das Haff fahren, bei Königsberg landen und sich der Stadt ohne Widerstand bemächtigen können. Damit fallen ihnen zugleich die Armeemagazine in die Hand.
Die zweite Verteidigungslinie liegt hinter der Inster und weiterhin hinter dem Pregel. Die günstigste Stellung hinter der Insier ist rechts von Insterburg an der Mündung der Pissa. Die Armee kann sich dann gleichfalls aus Königsberg verproviantieren, und die Magazine lassen sich im Notfall durch Transporte von Elbing nach Königsberg auf dem Weg über das Haff erneuern. Der Rückzug aus dieser Stellung ist durch Wälder gesichert, die dem schwächeren Teil Schutz bieten. Trüge in einer dieser Gegenden die Armee einen Sieg über den Feind davon, st wäre damit der Krieg sogleich an das Ost- oder Nordende der Provinz verlegt. Die Stellung bei Insierburg, deren rechte Flanke durch die Inster gedeckt wird, ist so vorzüglich, daß ein aus Polen vordringendes russisches Korps lange und mit äußerster Geschicklichkeit manövrieren müßte, bevor es ihr etwas anhaben könnte.
Angenommen jedoch, man müßte dem Feind diese Gegend überlassen, so muß die Armee durch Wälder auf Nordenburg marschieren und von da die Stellung zwischen Schippenbeil und Hartenstein erreichen. Wendet sich der Feind aber mehr nach Polen hin, so muß sie auf Lötzen rücken; und da die Entfernung von Lötzen bis Graudenz zu beträchtlich ist, um die Armee von so weither versorgen zu können, st muß unbedingt ein Zwischenfort errichtet werden, um dort ein Lebensmitteldepot unterzubringen. Der rechte Fleck dazu ist zwischen den Dörfern Borowen und Nibben, die an einem großen See liegen. Hält man ihn für geeignet, so kann man neben diesem Fort ein verschanztes Lager anlegen, durch das es vor jedem Angriff gesichert ist. In dieser von Natur starken, von Seen, Sümpfen und Flußläufen umgebenen Stellung könnte man sich lange halten, ohne eine feindliche Umgehung befürchten zu müssen. Denn angenommen selbst, der Feind wollte über die Weichsel oder Netze vordringen, so kann er die Armee doch nicht ernstlich beunruhigen, da er keinerlei Fortschritte machen könnte; auch müßte der Heerführer schon äußerst dumm sein, da er mit diesem Marsche den Preußen Gelegenheit gäbe, ihm in den Rücken zu kommen. Setzt man aber beim Feind einen anderen Plan voraus und nimmt an, er werde nur ein Detachement nach Thorn schicken, um dort über die Weichsel zu gehen, so glauben wir doch nicht, daß der Schade beträchtlich sein könnte. Dies Detachement könnte die neue Festung Graudenz weder belagern noch einnehmen, und st wäre dem Plan der