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Die wichtigsten Begebenheiten von 1774 bis 1778

Die sich leicht denken läßt, kamen der Neid, der Haß und die Eifersucht, die die Teilung Polens unter den europäischen Mächten erregt hatte, nicht so bald zur Ruhe. Das Ereignis war noch zu neu und der Eindruck zu frisch, als daß die Herrscher, deren Eigenliebe dadurch verletzt wurde, es ruhig hingenommen hätten.

Frankreich boste sich im stillen, daß es ihm nicht gelungen war, die Konföderation von Bar aufrechtzuerhalten. Es konnte sich nicht verhehlen, daß der Krieg gegen Rußland, zu dem es der Türkei geraten, eine schlimme Wendung genommen hatte. Es fühlte sich gewissermaßen gedemütigt, weil eine Monarchie von seiner Bedeutung auf die polnischen Wirren so wenig Einfluß gehabt hatte. Nicht geringer war seine Besorgnis über die engen Beziehungen, die sich zwischen der Kaiserin-Königin, der Zarin und dem König von Preußen anzuknüpfen begannen. Ein solcher Dreibund hätte in Europa ein zu entschiedenes Übergewicht erlangt, als daß man in Versailles ruhig zuschauen durfte. Doch das war nur trügerischer Schein: die drei Mächte waren weit entfernt von einem so engen Bundesverhältnis, wie es die Öffentlichkeit annehmen mochte.

Ludwig XVI. hatte soeben den Thron bestiegen. Ein Bischof händigte ihm das politische Testament ein, das der Dauphin, des Königs Vater, ihm anvertraut hatte1, um es seinem Sohne bei seiner Thronbesteigung zu übergeben. Der König machte es sich zur Pflicht, dem Willen seines Vaters in allen Dingen nachzukommen. Die Folge davon war, daß der von Ludwig XV. entlassene Maurepas unter Ludwig XVI. Premierminister wurde2, während Aiguillon verbannt ward, und daß Choiseul jegliche Hoffnung verlor, wieder in Gunst zu gelangen. Maurepas war Ende det Siebziger. Unter der vorhergehenden Regierung war er lange Minister gewesen. Er besaß also Geschäftskenntnis, war auch geistig bedeutend und zu großen Entwürfen fähig, aber, wie gesagt, nicht mehr in dem Alter, wo die Seele noch Feuer genug besitzt, um etwas Großes zu unternehmen. Die schlechte Finanzverwaltung der vorangehenden Regierung hatte den Staat an den Rand eines allgemeinen Bankrotts


1 Der Dauphin Ludwig, der Vater Ludwigs XVI., war 1765 gestorben. Er hatte sein Testament dem Bischof von Verdun, Almery de Ricolay, übergeben.

2 Vgl. S. 51 f.