<97>die Teilung Polens herbeiführten: damit verbot sich mehr denn jemals jedes enge Verhältnis zum Versailler Hofe.
Zu all diesen Hindernissen kam noch das Bündnis zwischen Frankreich und Österreich, das jede etwaige Verbindung mit Frankreich noch unmöglicher machte. Denn solange dieser Vertrag bestand, konnte Frankreich nicht, ohne gegen ihn zu verstoßen, mit dem Berliner Hofe anknüpfen. Auf den abberufenen Guines folgte Pons1, der sich für seine Stellung wenig eignete. Er war ein beschränkter Geist ohne Geschäftskenntnis, der sich in allem, was er tat, auf einen Exiesuiten, seinen einstigen Erzieher, verließ. Dieser Abbé Mat stand derart unter dem Einfluß des kaiserlichen Gesandten van Swieten, daß er nur so hörte, dachte und urteilte, wieÖsterreich es ihm eingeblasen hatte. Das ging so weit, daß Pons den Spitznamen „Kammerherr van Swietens“ führte. Infolgedessen konnten die preußischen Minister kein offenes Wort mit ihm reden, wenn der Wiener Hof nicht sofort alles haarklein erfahren sollte, und von dem war vorauszusetzen, daß er diese Kenntnis gegen die Interessen des Königs benutzen werde.
Mit dem Abschluß der Dinge in Polen und dem Dekorationswechsel, der auf der politischen Bühne um 1777 eintrat, unter dem neuen König und dem neuen Minister, die in Frankreich regierten, war die Möglichkeit gegeben, den Petersburger und Versailler Hof auszusöhnen. Denn die alten Machthaber waren verschwunden, und der Groll der Zarin konnte sich unmöglich auf die Nachfolger übertragen. Die Schwierigkeit bestand also nur noch darin, wie man zu einer Aussprache gelangen konnte. Der König hielt es für das beste, seine Vorschläge durch seinen Gesandten am VersMer Hofe, Goltz, machen zu lassen. Der wandte sich unmittelbar an Maurepas und drückte ihm den Wunsch seines Gebieters aus, sich Frankreich wieder zu nähern. Zugleich bat er, wegen des geringen Vertrauens, das Pons in Berlin besaß, jemand anders dorthin zu schicken, mit dem man sich frei und sicher aussprechen könnte. Maurepas nahm dies Anerbieten mit Vergnügen auf und schickte Iaucourt, der als Offizier unverdächtig reisen konnte, unter dem Vorwand nach Berlin, den preußischen Manövern beizuwohnen. Iaucourt kam während der Magdeburger Revuen2 an. Der Zufall fügte es, daß auch Fürst Liechtenstein3 zugegen war. Infolgedessen mußten beide, der König wie der Gesandte, große Vorsicht anwenden, damit der Österreicher nicht merkte, was vorging. Das gelang auch so gut, daß der Fürst nach Wien zurückkehrte, ohne die geringste Ahnung von dem Einvernehmen zwischen Preußen und Frankreich zu haben. Nach dessen Abreise fand der König Gelegenheit, sich mit Jaucourt auszusprechen, ohne daß der mindeste Verdacht entstand. Alle Vorgänge seit dem letzten Frieden wurden durchgegangen und vieles, was die vergangenen und damaligen Konstellationen betraf, erörtert. Man machte sogar Konjekturen für die Zukunft. Auch der maßlose Ehrgeiz des Kaisers kam zur Sprache. Kurz, nachdem
1 Pons traf Juni 1772 ein.
2 26.-28. Mai 1777.
3 Der österreichische General der Kavallerie Fürst Karl Liechtenstein.