Einleitung des Herausgebers
Mit der Darstellung der polnischen Teilung und des Bayrischen Erbfolgekrieges, der letzten großen Ereignisse seines Lebens, erhalten die historischen Schriften König Friedrichs ihren Abschluß.
Soviel die polnische Teilung betrifft, wiederholt sich hier der gleiche Vorgang wie beim Ersten Schlesischen KriegeV-1: dreimal hat Friedrich sie geschildert. Das erstemal im Jahre 1773 nach Unterzeichnung des Teilungsvertrages vom 5. August 1772 zwischen Rußland, Preußen und Österreich. Von dieser ersten Fassung sind nur die beiden Kapitel über Finanz- und Heerwesen überliefert, die die innere Entwicklung Preußens im Jahrzehnt von 1763 bis 1773 vor Augen führen.
Als im Frühjahr 1775 der polnische Pazifikationsreichstag, der Ruhe und Ordnung im Lande wiederherstellen sollte, sich nach zweijähriger Tagung seinem Ende näherte, erfolgte eine Umarbeitung des Kapitels über die Vorgänge in der auswärtigen Politik, das gleichzeitig bis auf die Gegenwart fortgeführt wurde. Wie das Datum am Schluß bezeugt, wurde diese Arbeit am 18. Februar 1775 beendet. Daran schloß sich unmittelbar die letzte Durchsicht der „Geschichte meiner Zeit“.
Mit dem Abschluß des Teschener Friedens sah sich der König veranlaßt, nochmals seine historiographische Tätigkeit aufzunehmen. Jetzt empfing das Kapitel über die polnische Teilung seine dritte und endgültige Fassung. Gleichzeitig wurden die Kapitel über Finanz- und Heerwesen neu bearbeitet. Am Schluß derselben findet sich von Friedrichs Hand die Angabe, in der er unmittelbar auf seine Vorlage Bezug nimmt: „Verfertigt 1773, verbessert 1779“.V-2 Dagegen neu hinzugefügt wurde die Schilderung der „wichtigsten Begebenheiten von 1774 bis 1778“, sowie die des Bayrischen Erbfolgekrieges. Am 20. Juni 1779 war nach dem darunter stehenden Vermerk das Werk vollendet.
Wie bereits erwähnt, ist die erste Fassung der politischen Geschichte von 1773 verloren; die beiden gleichzeitig verfaßten Kapitel über die innere Geschichte und<VI> die zweite Fassung von 1775 sind noch unveröffentlicht. Gleichwie für die „Geschichte meiner Zeit“, so ist auch hier für die Geschichte vom Hubertusburger bis zum Teschener Frieden der Übersetzung die Ausgabe letzter Hand zugrunde gelegt worden.
In der Folgezeit hat der König noch einmal an die Fortsetzung seines Werkes gedacht. Wenigstens ist aus dem November 1784 eine kleine Aufzeichnung vorhanden, in der er, an die letzte Darstellung anknüpfend, einen kurzen Überblick über die Lage Preußens gibt. .
Indem sich, wie die Glieder einer Kette, Darstellung an Darstellung reiht, zieht in den historischen Werken des Königs die gesamte Geschichte seiner Regierung bis 1779 an uns vorüber. Daher lag es nahe, die Entwicklung an der Hand einiger weiterer Dokumente zu Ende zu führen und mit dem Ausblick auf seinen Ausgang zu schließen. Dieser Aufgabe dienen die im Anhang zur Geschichte des Bayrischen Erbfolgekrieges veröffentlichten „Betrachtungen“ über einen neuen Krieg mit Österreich, die zu der Abhandlung von 1784 überleitende Denkschrift von 1782 und endlich der „Entwurf zum Deutschen Fürstenbunde“ mit den beiden ihn erläuternden Erlassen an die Kabinettsminister vom 21. Februar und 1. November 1784.
Die im zweiten Teile des vorliegenden Bandes mitgeteilten Staats- und Flugschriften bilden die Ergänzung der historischen Werke FriedrichsVI-1. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die Werkstatt des Königs, der mit der Feder wie mit dem Schwert gegen seine Feinde streitbar zu Felde zog. Über die Entstehung der einzelnen Stücke ist in Fußnoten das Erforderliche angegeben.
Der französische Text, der den Übersetzungen zugrunde liegt, ist gedruckt in den „Œvres de Frédéric le Grand“ (Bd. 6: Denkwürdigkeiten vom Hubertusburger bis zum Teschener Frieden; Bd. 9: die Abhandlungen „Über die Satirenschreiber“ und „Wer die Schmähschriften“; Bd. 14: die Totengespräche; Bd. 15: die „Briefe an das Publikum“, die Schreiben Richelieus, des Schweizers an einen venezianischen Nobile und an einen Genuesen, eines Sekretärs des Grafen Kaunitz, der Marquise von Pompadour, eines preußischen Offiziers und eines, österreichischen Offiziers, der Glückwunsch von Soubise an Daun und der Zeitungsartikel von 1767; Bd. 29: der Feldzugsplan von 1778, die Instruktion für den Erbprinzen von Braunschweig und die „Betrachtungen“ von 1779 über einen neuen Krieg mit Österreich). Die Entwürfe zu den Manifesten von 1740,1744 und 1745, sowie das „Schreiben des Grafen N. an einen Freund“ von 1742 sind veröffentlicht im ersten Bande der „Preußischen Staatsschriften aus der Regierungszeit König Friede richs II.“ (herausgegeben von R. Koser, Berlin 1877), das „Schreiben aus Prag an einen Privatmann“ von 1743 im Hohenzollern-Jahrbuch (Bd. 9), der „Entwurf<VII> zum Deutschen Fürstenbunde“ und der Erlaß an die Minister vom 1. November 1784 in dem Werk von A. Schmidt: „Geschichte der preußisch-deutschen Unionsbestrebungen seit der Zeit Friedrichs des Großen“ (Berlin 1851), der Erlaß vom 21. Februar 1784 in der historischen Zeitschrift (Bd. 41), die Abhandlung „Über die Politik“ von 1784 ebenda (Bd. 60), endlich das „Breve des Papstes an Feldmarschall Daun“ nach einem Originaldruck und der Feldzugsplan für 1779. und die Denkschrift von 1782 nach den Handschriften im Königlichen Geheimen Staatsarchiv zu Berlin.
<VIII>V-1 Vgl. Bd. II, S. V.
V-2 Am Schluß des Kapitels über die polnische Teilung wiederholt der König nur das Datum des 18. Februar 1775, das unter der von ihm als Vorlage benutzten zweiten Fassung stand, ohne das Datum des Abschlusses der Revision anzumerken.
VI-1 Die Staatsschrlften aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges find in den „Anhängen“ von Bd. 3 und 4 wiebergegeben.