<106>lust einzuflößen. Vor allem aber muß man die Offiziere gut auswählen, die man zur Beschleunigung der feindlichen Flucht detachiert, ja dazu die allerbesten nehmen. Sonst würde man ebensowenig Erfolg haben wie Prinz Eugen und Marlborough nach der Schlacht von Malplaquet (1709), wo sie General Bülow mit den Hannoveranern detachierten, der sich aber wohl hütete, der französischen Nachhut auf den Leib zu rücken, und ihr nur auf 6 000 Schritt folgte.
12. Verschiedene Dispositionen für die Armee
Ich rede hier nicht von den verschiedenen Dispositionen für Flußübergänge, Rückzüge und Überfälle einer Armee, von denen ich im ersten Teile gesprochen habe. Wohl aber empfehle ich allen, die mit dergleichen beauftragt sind, besonders an die Sicherung ihrer Flanken zu denken, die Infanterie durch Kavallerie zu unterstützen, diese durch die Infanterie und beide durch Artillerie, auch die Befestigungskunsi und Minen zu Hilfe zu nehmen und das alles nach den jeweiligen Umständen und nach Maßgabe des Geländes anzuwenden, in dem man sich befindet.
Ich rede auch nicht von Angriffen auf Verschanzungen; denn bei unsren Nachbaren ist es nicht Brauch, sich zu verschanzen. Muß man jedoch eine Verschanzung angreifen, so muß man sich an dem Tage dazu entschließen, wo der Feind daran zu arbeiten beginnt, oder man darf überhaupt nicht daran denken; denn jeder Augenblick, den Ihr verliert, ist für ihn gewonnen, und er benutzt ihn, um sich furchtgebietender zu machen. Die Hauptsache bei allem, was den Angriff selbst betrifft, ist die Benutzung des Geländes, der Schluchten und Talgründe, um dem Feind die Stelle zu verbergen, wo man seinen Hauptstoß führen will, damit er dort keine Verstärkungen hinschicken kann.
13. Heerführung im Großen
I. Feldzugspläne1
Die Feldzugspläne richten sich nach den eignen Streitkräften, denen des Feindes, der Beschaffenheit des Landes, in dem man Krieg führen will, und der augenblicklichen politischen Lage Europas. Will man Krieg führen, so muß man wissen, ob man seinem Gegner an Zahl oder innerem Werte der Truppen überlegen ist, ob das Land, das man angreifen will, offen oder durch einen Fluß gedeckt oder gebirgig oder reich an Festungen ist, ob man Flüsse zum bequemeren Transport der Lebensmittel hat oder diese auf Wagen mitführen muß, ob man an der Grenze Festungen besitzt oder worin die eigne Operationsbasis besieht. Ferner muß man wissen, welche Verbündete der
1 Vgl. S. 8 ff.