<110> eine Art von Gleichgewicht zwischen unsern beiden Armeen herzustellen, brauche ich ganz bestimmt noch mindestens 2 000 Husaren und ein Korps von 4200 Mann leichte Infanterie, die in Freikompagnien eingeteilt werden1. Doch es ist nur eine Frage der Zeit und der Finanzen, solche vorzüglichen Einrichtungen zu treffen, die im Kriegsfalle über kurz oder lang doch nötig werden.

III. Falsche und wahre Demonstrationen des Feindes

Sehr schwer ist es, die wahren und falschen Demonstrationen des Feindes mit Bestimmtheit zu unterscheiden. Nachfolgend alles über diesen Gegenstand, was Hand und Fuß hat. Die beste Methode, bei der Prinz Eugen stets gut gefahren ist, besieht darin, einen brauchbaren Spion am Hofe des Herrschers zu haben, mit dem man Krieg führt, oder wenigstens einen Spion von Rang in der feindlichen Armee, der Euch über die Absichten seines Heerführers unterrichtet. Fehlen Euch diese beiden Mittel, so muß man die Methode des feindlichen Heerführers studieren, mit dem Ihr zu tun habt. Die meisten Heerführer befolgen fast ein und dasselbe Schema2. Kennt man dies, so kann man sowohl aus ihren Bewegungen wie aus dem Verhalten der leichten Truppen ihre Absichten erraten, und wenn sie verschiedene Pläne ausführen können, ist es das sicherste, anzunehmen, daß sie das tun werden, was Euch am meisten schaden kann. Sucht Ihr ihnen darin zuvorzukommen, und sie führen einen andren Plan aus, so wird dessen Gelingen Euch wenigstens nicht so nachteilig sein. Eine gute Methode ist, sich dicht am Feinde zu lagern. Dann seht Ihr, was er tut, und seid imstande, Euch seinen Plänen zu widersetzen. Steht er dagegen mehrere Tagemärsche von Euch entfernt, so bringt man Euch immerfort falsche Nachrichten, und es kann geschehen, daß Ihr eine unzeitige Bewegung macht, durch die Ihr alles verderbt. Habt Ihr dagegen den Feind vor Euch, so braucht Ihr nur die Augen aufzumachen, um zu wissen, was er tut. Zudem sind die Lager dicht am Feinde die friedlichsten, sobald alles in Ordnung ist.

Was in unsren Kriegen vor allem des Schutzes bedarf, das sind die Magazine; gegen sie müssen sich die meisten feindlichen Anschläge richten. Das Gewinnen von Defileen oder Pässen, von denen der Erfolg eines Feldzugs abhängt, ist ein andrer Anlaß zu Marschbewegungen. Schließlich muß man, wenn man detachierte Korps hat, sehr darauf achten, daß man ihnen Hilfe bringen kann, falls der Feind mit seiner ganzen Armee versuchen sollte, eins von ihnen zu vernichten. Das aber kann man beim Feinde voraussetzen, sobald eine starke Abteilung von leichten Truppen die Verbindung zwischen Euch und dem Detachement unterbricht. Dann müßt Ihr ohne Zaudern die leichten Truppen verjagen, um dem detachierten Korps Hilfe zu bringen.


1 Die Errichtung solcher Freitruppen erfolgte während des Siebenjährigen Krieges. Vgl. S. 114.

2 Vgl. S. 41.