<111> Denn ist es nicht schon mit dem Feind handgemein geworden, so wird es unverzüglich dazu kommen.
Aus all diesen Rücksichten und verschiedenen Maßnahmen ergibt sich, daß ein Heerführer von unermüdlicher Wachsamkeit sein, an alles denken, alles voraussehen und auch die unbedeutendsten Schritte des Feindes beachten muß. Läßt er während des ganzen Feldzuges auch nur die geringste dieser Rücksichten außer acht, so kann er sicher sein, daß der Feind es ihn bald bereuen lassen wird.
IV. Kriegslisten
Es gibt so vielerlei Listen, daß es schwer fallen dürfte, sie alle aufzuführen. Es gibt Listen im Belagerungskriege, im Feldkriege, bei Überfällen und schließlich bei den Gefechtsdispositionen. Zweck der Kriegslisten ist, den Feind zu täuschen und ihm die eignen Pläne zu verhüllen.
Im Belagerungskriege hat die List doppelten Zweck: einmal, den Feind von dem Platze, den man belagern will, abzuziehen, und zweitens, die Besatzung der Festung zu schwächen. Zu dem Zweck errichtet man an zwei verschiedenen Orten Magazine. (NB. Diese List ist zu kostspielig, um oft und von jedermann angewandt zu werden.) Man versammelt die Armee an einer Stelle, die von dem Platze, den man wirklich belagern will, weit entfernt liegt, und macht Miene, einen andern Platz einzuschließen. Das führt gewöhnlich dazu, daß der Feind Truppen aus den ferner gelegenen Plätzen heranzieht, um die Besatzung der scheinbar bedrohten Festung zu verstärken. Dann wendet man sich mit Detachements und durch Gegenmärsche plötzlich gegen den Platz, auf den man es abgesehen hat und dessen Besatzung inzwischen durch die Abgabe von Truppen geschwächt ist.
Zahllos sind die Listen im Feldkriege. Sie bestehen teils in Aussprengung von Absichten, die man garnicht hegt, um die, welche man wirtlich hat, zu verhüllen, teils in abgekarteten Marschbewegungen. So läßt man ein Korps nach einer Seite marschieren und trifft alle Anordnungen danach, ihm zu folgen, blicht aber nach der andren Seite auf, sodaß die vermeintliche Avantgarde zur Arrieregarde wird. Im reinen Offensivkrieg stellt man sich, als wolle man an drei verschiedenen Punkten ins feindliche Land eindringen, und verbirgt dadurch die Stelle des wirklichen Einmarsches, um hier weniger Widerstand zu finden. Flußübergänge erfordern viele solcher Listen, und der Schlauste gewinnt. Es kommt dann gleichfalls darauf an, dem Feinde die Stelle zu verbergen, wo man den Fluß überschreiten will, um beim Übergang weniger Widerstand zu finden und Zeit zu haben, ihn mit der ganzen Armee auszuführen, bevor der Feind Nachricht davon bekommt. Ein Treffen im Lager zu lassen und mit dem andern des Nachts abzumarschieren, ist eine Kriegslist. Wachtfeuer in einem Lager, das man räumt, anzuzünden und Leute darin zu lassen, die Lärm