<182> Vollends ist alles verloren, wenn der Führer selbst den Kopf verliert. So geschah es General Finck bei Maxen1. Seine Unentschlossenheit und seine schlechten Anordnungen führten den Verlust des ganzen Korps herbei. Denn wo hat man je gesehen, daß Husaren auf einen Berg gestellt wurden, um ihn zu verteidigen? Allein, wird man fragen, was soll man tun, wenn man detachiert worden ist und trotz aller Maßregeln gegen Überfälle doch angegriffen wird? Hierauf antworte ich: Man soll sein Leben so teuer wie möglich verkaufen und dem Feinde durch seinen tapferen Widerstand so viel Verluste beibringen, als das eigne Korps stark ist. Dann ist Eure Ehre gerettet. Aber wer an der Spitze eines Korps kapituliert, ist ein Ehrloser. Entweder hat ihn die Sorge um seine elende Bagage zu dieser Nichtswürdigkeit verleitet, oder nicht minder verabscheuungswürdige Feigheit.
Ich rate allen, die Ruf und Ehre nicht dem Eigennutz, ja dem Leben vorziehen, niemals den Waffenberuf zu ergreifen; denn früher oder später kommt ihre Schwäche doch zum Vorschein und macht sie zum Gegenstand der Verachtung und des Abscheus.
38. Kapitel Der Verteidigungskrieg2
Eine wichtige Eigenschaft eines Heerführers ist, für den Feind unerforschlich zu sein und ihm alle geplanten Bewegungen zu verbergen. Das hängt teUs von der Geheimhaltung, teils von der Art ab, wie man seine Pläne einkleidet. Vollends notwendig wird diese Eigenschaft, wenn man ein schwächeres Korps als der Feind kommandiert. Die Franzosen nennen diese Art Verteidigungskrieg standhafte Kriegführung: Fuerre cje cnntenance. Sie besieht darin, daß man gelassen bleibt, dem Feind imponiert und durch allerlei Listen seinen Endzweck zu erreichen weiß, nämlich dem Feind die Stirn zu bieten, ohne geschlagen zu werden. Bewerkstelligt wird das durch Lager, die ein gutes Defilee vor sich haben und in denen man die Truppen perspektivisch lagern läßt, sodaß sie doppelt so stark erscheinen, als sie wirklich sind. Entweder läßt man einige Zelte an einem Waldrand entlang ausschlagen, oder man besetzt ein paar Hügelrücken, läßt aber die Talgründe leer. Von weitem sieht es dann so aus, als ob Ihr weit mehr Truppen hättet, als es tatsächlich der Fall ist. Ferner kann der Feind irregeführt werden durch Märsche, besonders in buschreichem Gelände, wo man ihm verschiedene Kolonnenspitzen zeigt, gleich als wollte man nach einer bestimmten Gegend marschieren, während man in Wirklichkeit anderswo hinrückt. Er
1 Vgl. Bd. IV, S. 24 f.
2 Nach der Übersetzung von 1771. Im Original steht Guerre de¼ue,-re äe , d, h. standhafte Kriegführung,