<22>ringste Anhöhe, einen Hohlweg, einen Graben, einen Morast benutzen. Da nun auf einer Quadratmeile vielleicht zweihundert Stellungen möglich sind, wird sein Blick die beste sofort erfassen. Ein geschickter Heerführer wird die geringste Anhöhe zum Erkunden des Geländes und zur Wahl seiner Stellung benutzen. Ebenso wird er nach den Regeln der Befestigungskunst den schwachen Punkt der feindlichen Aufstellung wahrnehmen1.
Die Regeln der Befestigungskunst lehren uns, daß man sorgfältig die Höhen besetzt und solche auswählt, die nicht von andren Höhen beherrscht werden, daß man die Flügel anlehnt, um seine Flanken zu decken, daß man Stellungen einnimmt, die sich verteidigen lassen, aber keine, die ein Ehrenmann nicht behaupten kann, ohne seinen Ruf aufs Spiel zu setzen. Nach derselben Regel beurteilt man auch die schwachen Punkte des Feindes, mag die Schuld nun an dem ungünstigen Gelände oder an der verkehrten Aufstellung der Truppen oder an der Schwäche der Verteidigungseinrichtungen liegen.
Das führt mich zu dem Thema, wie man seine Truppen aufstellen muß, um das Gelände gut auszunutzen.
8. Kapitel Aufstellung der Truppen
Kenntnis und Wahl des Geländes sind wesentlich, aber man muß auch Vorteil daraus zu ziehen wissen, indem man den Truppen die richtigen Stellungen anweist. Unsre Kavallerie, die für herzhaftes Vorgehen geschult ist, muß Ebenen haben. Unsre Infanterie sieht an allen Orten gleich gut. Sie hat zur Verteidigung die Schußwaffe und zum Angriff das Bajonett. Da man aber bei Lagern, die in der Nähe des Feindes sind, auf seiner Hut sein muß und es bei so nahem Gegenüberstehen jeden Augenblick zum Gefecht kommen kann, sorgt man zunächst für seine Verteidigung.
Die meisten heutigen Schlachtordnungen sind fehlerhaft, weil man stets ein und dasselbe Schema befolgt, ohne sich dabei nach dem Gelände zu richten. Daraus entsieht eine falsche und schlechte Anwendung. Jede Waffe muß an den für sie passenden Fleck gestellt werden. Die Ebene wählt man für die Kavallerie. Das ist aber noch nicht genug; denn ist die Ebene nicht größer als 1 000 Schritte und von einem Gehölz begrenzt, so muß man voraussetzen, daß der Feind Infanterie in das Gehölz legt, um seine Kavallerie unter ihrem Feuer sammeln zu können. In diesem Falle
1 Zusatz von 1752: „Dazu bemerke ich, ein Heerführer wird gut daran tun, wofern er Zeit dazu hat, nach Wahl seiner Stellung das Gelände selber von einem Ende bis zum andren abzuschreiten und auszumessen.“