<224> sie als grob bezeichnen, sind mir bekannt, aber es gibt hundert andre, die ich nicht kenne. Sie müssen daher von Aufpassern, Militärs und Zivilbeamten, überwacht werden. Das ist wohl ausführbar, wenn man nicht einen so verzweifelten Krieg zu führen hat wie den eben beendeten.

Die Wartenbergsche Kasse1

Der letzte Krieg hatte Preußen erschöpft. Wir hatten leine Hilfsquellen mehr und viele Ausgaben. Das erforderte eine feiner ausgeklügelte und sorgfältigere Wirtschaft als bisher. Die Vorräte an Waffen, Sätteln, Stiefeln und Ausrüstungsgegenständen waren erschöpft, die Zelte zerrissen. Kurz, wir hatten nichts mehr, um den Krieg fortzusetzen oder künftig Kriege zu führen. Etwas Umsicht schaffte alles herbei, was uns fehlte. Ich begann, einen Teil unsrer Kavalleriepferde fortzuschicken. Diese wurden auf die Gegenden verteilt, wo alles verwüstet war. Wir richteten es so ein, daß wir sie im Sommer auf Weide schickten und für die übrigen Monate Fourage nach der Kammertaxe liefern ließen.

Die Infanterieregimenter, die sich ausgezeichnet hatten, behielten die Einnahmen aus der Kompagniewirtschaft und den Beurlaubungen, um sich ihre Rekruten selbst zu beschaffen2. Bei andren Regimentern der zweiten Klasse erhielt jeder Hauptmann für seine Kompagnie monatlich 40 Taler. Die dritte Klasse bekam nur 2a, und ich sorgte selbst für die Werbung. Durch solche und viele andre kleine Ersparnisse bekam ich jährlich 800 000 Taler zu meiner Verfügung. Davon überließ ich Wartenberg 500 000 zu Anschaffungen für die Magazine und bestimmte 300 000 für die Rekrutierung. Seit dem Frieden hat Wartenberg seine meisten Magazine gefüllt.

Er hat zwei Kassen, eine zur Anschaffung der Pferde für die Augmentierungen im Kriegsfalle, nämlich 150 Pferde für je 5 Schwadronen Kürassiere und Dragoner, 600 für jedes Husarenregiment, 800 für die Bosniaken, sowie für ein noch aufzustellendes Dragoner- und Husarenregiment. Außerdem liegen 800 000 Taler in einer besonderen Kasse, um die Kavallerie in Kriegszeiten mit Remonten zu versehen. Ferner habe ich 40 000 Infanteriegewehre bestellt, die in den Festungen niedergelegt werden sollen, Zeltleinwand für die ganze Armee und den Bedarf an leder. Im Jahre 1772 wird Wartenberg mit allem fertig sein.

Gegenwärtig ist die gesamte Kavallerie in der Friedensstärke beritten. Seit 1768 nehme ich aus der Wartenbergschen Kasse bereits 240 000 Taler für die Artillerie


1 Oberst Friedrich Wilhelm von Wartenberg leitete die Bekleidungs-, Ausrüstungs- und Ersatzangelegenheiten. Er war der Nachfolger des Generalleutnants von Massow (vgl. Bd. VII, S. 182 und 212).

2 Bisher hatte der Kompagniechef die Löhnung für die im Frieden jährlich auf neun bis zehn Monate beurlaubten Landeskinder einbehalten, aus dieser Ersparnis die Kosten der ausländischen Werbung bestritten und noch einen Überschuß für sich persönlich zurückgelegt. Vgl. S. 226.