<241>greifen bei der Hand ist. Von der Art, wie sie zu gebrauchen ist, werde ich bei dem Abschnitt über die Heerführung im Großen reden1. Zum Angriff auf eine feste Stellung könnt Ihr nur Infanterie und Artillerie verwenden. Eure Kavallerie müßt Ihr in einer nahen Talmulde aufstellen, sodaß sie beim ersten Signal unversehrt Heraneilen kann, um nach Eurem Gutdünken eingesetzt zu werden. Alle Bewegungen der Kavallerie sind rasch; sie kann das Los einer Schlacht im Handumdrehen entscheiden. Man muß sie nur zur rechten Zeit gebrauchen. Ich werde im Verlauf dieser Schrift Regeln aufstellen, wie sie richtig verwandt wird.

Die Kavallerie ergänzt sich im Kriege leicht; denn ihr Dienst ist nicht so verlustreich wie der Infanteriedienst, und sie hat mehr Gelegenheit zum Beutemachen — ein verlockender Köder für die große Menge, die nur ihren persönlichen Vorteil kennt und nicht weiß, was Ruhm ist. Geht das Kriegsjahr zu Ende, so trifft man Maßregeln, die Leute neu beritten zu machen. Ich weiß nicht, wie man es fertig bringt, stets die nötige Anzahl Remonten zu finden. Es macht manchmal größere Kosten; trotzdem hat es uns nie an Remonten gefehlt.

Die Husaren und einige Dragonerregimenter werden gewöhnlich zur Postenkette der Winterquartiere bestimmt. Wenn irgend möglich, wünsche ich, daß für ihre Ablösung gesorgt wird, da ein wenig Erholung und Ruhe den Trieb des Ehrgeizes wieder anstachelt. Denn bei einem überanstrengten und erschöpften Menschen stumpft jedes Gefühl ab, und Seele wie Körper erschlaffen.

Vor Beginn des Feldzuges muß die Kavallerie in ihren Quartieren exerzieren, genau wie die Infanterie. Denn will man Ordnung halten, so muß man alle Tage daran arbeiten. Das ist gerade wie bei einer Uhr, die stehen bleibt und verdirbt, wenn man sie nicht Tag für Tag aufzieht.

Unsre Kürassierregimenter sollen eine Kriegsstärke von 1 000 Mann haben; ebensoviel sollen die Dragonerregimenter zu 5 Schwadronen zählen, und die Husarenregimenter 1 600 Reiter2. Aus diesem Grunde will ich die Husarenregimenter im Jahre 1770 um je 300 Mann vermehren, damit Zeit ist, sie im Frieden auszubilden, und damit sie im Kriege nutzbar werden. Unsre Mittel erlauben uns nicht, dies bei der ganzen Kavallerie durchzuführen; daher braucht sie nur 150 Mann für je 5 Schwadronen.

Bei der Infanterie habe ich die Inspektion Möllendorff auf Kriegsfuß gebracht3; denn im Falle der Not könnte man die fehlenden Leute weder durch Kantonisten noch durch Ausländer ersetzen.


1 Vgl. S. 248 f.

2 Die Husarenregimenter hatten je 10 Schwadronen, die übrige Kavallerie mit Ausnahme von zwei Dragonerregimentern nur je 5.

3 Vgl. S. 233, Anm. 1.