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Die Grundprinzipien des Krieges

Es geht mit der Kriegskunst wie mit allen Künsten. Sie ist bei rechtem Gebrauch nutzbringend und bei Mißbrauch verderblich. Ein Fürst, der aus Unruhe, Leichtsinn oder zügellosem Ehrgeiz Krieg führt, ist ebenso strafwürdig wie ein Richter, der mit dem Schwert der Gerechtigkeit einen Unschuldigen mordet. Gut ist jeder Krieg, der geführt wird, um das Ansehen des Staates aufrechtzuerhalten, seine Sicherheit zu wahren, den Bundesgenossen beizustehen oder einen ehrgeizigen Fürsten in Schranken zu halten, der auf Eroberungen sinnt, die Eurem Vorteil zuwiderlaufen.

Um die Mißerfolge ihrer Truppen zu beschönigen, bemühen sich die modernen französischen Schriftsteller, das Waffenhandwerk lächerlich zu machen und nach Kräften herabzuwürdigen1. Ihre Unverschämtheit verdiente, daß die Staatsgewalt dagegen einschritte; denn es gibt keine schönere und nützlichere Kunst als die Kriegskunst, wenn sie von anständigen Menschen geübt wird. Unter dem Schutze der edlen Vaterlandsverteidiger bestellt der Landmann seine Felder; die Gesetze werden von den Gerichten aufrechterhalten; der Handel blüht, und alle Berufe werden friedlich betrieben.

Ehrgefühl, Ruhmbegier und Vaterlandsliebe müssen die beseelen, die sich dem Waffendienst widmen, ohne daß schnöde Leidenschaften so edle Gesinnungen beflecken. Mit solchen Eigenschaften wird der Soldat achtbar, und ich sehe in ihm nichts als die Stütze der Herrschaft und das Bollwerk des Staates.

Wer die Kriegskunst beherrschen will, muß sie fortwährend studieren. Ich glaube durchaus nicht, sie erschöpft zu haben. Vielmehr bin ich der Ansicht, daß ein Menschenleben garnicht ausreicht, um damit zu Ende zu kommen; denn die Erfahrung hat mich von Feldzug zu Feldzug neue Grundsätze gelehrt, und es bleibt noch eine Unzahl von Dingen übrig, über die mich das Schicksal keine Erfahrungen sammeln ließ. Immerhin habe ich genug gesehen, um allgemeine Regeln zu geben, die besonders auf Preußen Anwendung finden.

Bei allen Kriegsunternehmungen hat man sein Augenmerk zuerst auf die Verpflegung zu richten. Lebensmittel müssen angehäuft werden. Das ist Sache des Kommissariats. Die Hauptmagazine sind in sicheren Orten anzulegen, die Depots weiter vorzuschieben und desto schwächer zu machen, je näher sie der Armee liegen, damit die Truppen nicht in Not kommen, wenn es dem Feinde gelingt, ein Depot zu zerstören.

Groß angelegte Feldzugspläne sind ohne Zweifel die besten; denn bei ihrer Ausführung merkt man bald, was daran unmöglich ist, und beschränkt sich auf das Ausführbare. Damit kommt man weiter als mit einem kleinen Plane, der nie zu etwas


1 Vgl. Bd. VII, S. 250 ff.