<251> Gelände, in großen Wäldern mit Unterholz oder im Gebirge. Sie braucht Ebenen, um sich hervorzutun; denn sie muß alle ihre Bewegungen rasch ausführen, und wie kann sie das, wenn sie in Defileen steckt oder in Sümpfen festsitzt? Man detachiere sie also in der Ebene; dort ist sie vortrefflich für Überraschungen; denn man muß sie da anwenden, wo sie ihre ganze Kraft entwickeln kann, und nicht in einem Gelände, dessen Hindernisse jeden Erfolg vereiteln.

Von allen Kriegsoperationen erfordert keine so viel Umsicht und Klugheit wie eine Rückwärtsbewegung. Beim Rückzuge seid Ihr sicherlich im Vorteil, wenn das Gelände in der Rückzugslinie ansteigt, da Ihr so eine Art von Glacis habt, das Eurem Geschütz- und Gewehrfeuer merklicheÜberlegenheit sichert. Das Rückzugsgelände muß stets vorher rekognosziert werden, damit man seine Dispositionen der Örtlichkeit anpassen kann. Am meisten empfiehlt sich eine staffelweise Postierung der Truppen von Stellung zu Stellung, aus denen sie sich derart aufeinander zurückziehen, daß sie immer unterstützt sind. Dergleichen Manöver sind langsam, aber sicher. Bei gewissen Gelegenheiten muß man zu ihnen greifen, wie bei unserm Rückzug nach Lau-ban, dessen ausführliche Beschreibung Ihr in meinen Denkwürdigkeiten findet1. Ein andres Rückzugsverfahren hat mir 1758 gute Dienste geleistet, als wir Böhmen räumten. Es besieht darin, dem Feind Hinterhalte zu legen2. Hat er sich ein paarmal blutige Köpfe geholt, so kehrt er nicht mehr zurück und läßt Euch beim Weitermarsch in Frieden. Man muß ein ganzes Arsenal von Dispositionen und Kriegslisten im Kopfe haben, wenn man Krieg führen will, oder man kommt nie aus der Verlegenheit.

Feste Stellungen sind zu wichtig, um sie hier mit Stillschweigen zu übergehen. Hätte ich Krieg zu führen, ich würde mein Lager immer nur in einer festen Stellung aufschlagen, um nie zum Kampfe gezwungen zu werden, wenn es mir nicht beliebt. Nachfolgend eine kleine theoretische Abhandlung über die Stellungen, die nicht unnütz sein dürfte. Meine Quartiermeister haben von mir eine ausführliche Instruktion erhalten, die Ihr Euch geben lassen könnt, um den Gegenstand gründlich kennen zu lernen und ihn völlig zu beherrschen.

Die verschiedenen Stellungen liegen hinter Defileen, Flüssen oder Sümpfen, in der Ebene zwischen Wäldern, in bergigem Gelände auf Anhöhen oder Bergen, die die Umgegend beherrschen. Die Hauptsorge, die für jedes Gelände die gleiche bleibt, ist die Sicherung Eurer Flanken. Lagert Ihr hinter einem Defilee, so habt Ihr den Vorteil, daß der Feind Euch nur in schmaler Front angreifen kann. Habt Ihr auf Euren Flügeln erhöhtes Gelände, so müßt Ihr es besetzen und befestigen, entweder durch gute Verhaue oder durch Schanzen, Palisaden oder breite Gräben.

Steht Ihr hinter einem Flusse, so habt Ihr weniger auf Eure Front als auf Eure Flanken zu achten. Denn will der Feind über den Fluß gehen, so wird er es nicht


1 Rückzugsgefecht am 1. November 1758 (vgl. Bd. III, S. 148).

2 Vgl. Bd, III, S, 135