<253> Euren äußersten Flügeln abschickt. In waldreichen Gegenden umgebt Ihr Eure Armee mit leichter Infanterie, damit der Feind nicht an Euch herankann, ohne mit den Freibataillonen handgemein zu werden. Ihr Feuer gibt Euch dann das Signal, Eure Zelte abzubrechen und unter Gewehr zu treten. Nicht weniger ist bei allen möglichen Lagern darauf zu achten, daß die ausgewählte Stellung zwar in der Front stark, aber leicht zu verlassen ist. Nach rückwärts müssen viele Wege laufen, nach vorn nur wenige. Denn führt nur ein einziger Weg in das denkbar beste Lager, so darf man es nicht beziehen, sonst kann der Feind Euch diesen Weg verlegen, Euch abschneiden und blockieren.
Die Befestigung der Lager geschieht durch Überschwemmungen, indem man die Flüsse abdämmt, durch Verhaue aus gefällten Bäumen, die man je nach der Form, die man seiner Verschanzung geben will, aufeinanderschichtet, durch Aufwerfen fester Schanzen mit breiten Gräben, durch Anlage von Batterien, die das Gelände kreuzweise bestreichen, durch Aufstellung von Geschützen, die die Hohlwege und Schluchten unter Feuer halten, durch eine Umwallung mit Palisaden und schließlich, wo das Gelände es erlaubt, durch Flatterminen. Alle diese Hilfsmittel muß man benutzen; denn man darf keine Mühe und Arbeit scheuen, um die Truppen zu sichern und das Lager unangreifbar zu machen.
Dieser Gegenstand führt uns von selbst dazu, ein paar Worte über den Verteidigungskrieg zu sagen. Der Offensivkrieg besieht darin, daß der Heerführer, der die Absicht hat, den Feind anzugreifen und ihn mit Waffengewalt zu besiegen, alle Gelegenheiten benutzt, um ihn zu schwächen und zu vernichten. In der Defensive nimmt er sich vor, nichts aufs Spiel zu setzen, sei es, daß er sich seinem Gegner nicht gewachsen fühlt, sei es, daß er seinen Vorteil vom Zeitgewinn erwartet. Die letztere Kriegsart ist die schwierigste. Feste Lager und Stellungen taugen zu beidem; zur Offensive, da man nie eine Schlacht liefern soll, wenn der Feind es will, sondern immer nur, wenn man selbst es will. In der Defensive kann man sich nur durch die Wahl starker Stellungen behaupten. Aber jeder Heerführer irrt sich, der glaubt, den Defensivkrieg gut zu führen, wenn er nichts unternimmt und während des ganzen Feldzuges untätig bleibt. Solche Defensive würde damit enden, daß die Armee völlig aus dem Lande vertrieben wird, das der General decken wollte. Denn der Feind kann, wenn er freie Hand hat, alle seine Detachements schlagen, ihn umgehen und ihn von Stellung zu Stellung zurücktreiben, bis zu seiner völligen Vernichtung.
Ein guter Defensivkrieg muß mit so überlegener Kunst geführt werden, daß der Feind garnicht erraten kann, ob man große Schläge vermeiden will. Denn nimmt man sich auch vor, dem Zufall möglichst wenig Spielraum zu lassen, so verzichtet man damit noch keineswegs auf die guten Gelegenheiten, die sich bieten und die ausgenutzt werden müssen. Man führt einen Detachementskrieg. Kann man die Detachements des Feindes schlagen, so muß man ihm die Zufuhr abschneiden, d. h. seine