<292>diret werden kann. Wenn sie Commandeurs von Bataillonen sind, so kommen sie in Dörfer auf Postirung1 zu stehen; wenn sie Generale sind, so werden sie mit ihren Brigaden detachiret, theils den Feind im Quartier zu überfallen, theils um das vom Feinde detachirte Corps zu attaquiren. Zu allen diesen verschiedenen Puncten gehören Dispositions, und wer sich nicht bei Zeiten übet, um solche regelmäßig zu machen, damit, wenn er als Oberst und General in die Umstände kommt, daß er dergleichen Dispositions machen muß, so weiß er sich nicht zu helfen, weil er niemals an dergleichen Sachen, die doch die vornehmsten Theile seines Handwerks sind, gedacht hat. Um aber die Sache dahin zu bringen, so ist es nöthig, die jungen Officiere zu animiren, daß sie von ihren müßigen Stunden, die sie so viel haben, einige zum wenigsten anwenden, um ihr Handwerk besser zu studiren und sich geschickt zu machen, damit sie die höheren Posten, so sie erlangen werden, mit allem Ruhme bekleiden können.
Dergleichen Dispositions sind zweierlei: die offensiven und die defensiven. Die offensiven, welche immer die besten sind und wo man vornehmlich auf halten muß, bestehen darin, dem Feinde Abbruch zu thun und demselben seinen Posten zu enleviren2. Um dieses zu thun, müssen sie erstlich alle Wege studiren, die nach dem Posten gehen; sie müssen wissen, wo der Feind seine Vorposten gesetzt hat, um sie zu umgehen und, wo es möglich ist, von hinten zu kommen, wo der Feind sich sicher glaubt, und auf die Art in seinen Posten zu fallen und, sobald sie mit ihrem Coup fertig sind, durch einen andern Weg als zuvor wieder zurück nach der Armee kehren.
Ist es eine Arrieregarden-Affaire3, die man gegen den Feind engagiret, so muß das Corps vom Feinde, welches sich retiriret, rechts und links von der Cavallerie wie ein halber Mond umzingelt werden, damit die Infanterie Zeit gewinnet, heran zu kommen, und die Infanterie muß sehen, soviel es die Disposition vom Feinde zuläßt, daß sie ihn nicht allein von vorn, sondern auch in der Flanke attaquiret. Hat der Feind ein Défilé zu passiren, so ist man immer sicher, einen guten Success gegen ihn zu haben, wenn man ihn, während daß er defiliret, attaquiret. Sind es Convois vom Feinde, die man attaquiren will, so muß man sich versteckt halten und warten, bis ein Theil vom Convoi im Défilé ist, und alsdann gleich in die Mitte und auf die Arrieregarde fallen; so bleibt man gewiß Meister von dem Theile, den man abgeschnitten hat. Bei den Convois muß man sich nicht lange aufhalten, absonderlich wenn es nahe bei der feindlichen Armee ist.
Ist ein General mit einer Brigade kommandiret, ein kleines feindliches Corps zu attaquiren, so ist das erste, die Wege zu wissen, welche dahin gehen; zweitens, welchen Posten der Feind occupiret und wie er ihn besetzet hat; drittens, wo seine Feldwachen stehen; viertens, wo seine Patrouillen gehen, worauf erst die Disposition gemacht werden kann. Ist es möglich, ihn zu überfallen oder in den Rücken zu kommen,
1 Postenkette der Winterquartiere,
2 ihn aus seiner Stellung zu vertreiben.
3 Arrieregadengefecht.