<312> Kavallerie

Sind sie bei der Avantgarde, so müssen sie die Husaren unterstützen. In solchen Fällen müssen sie, wie ich oft betont habe, große Abstände nehmen, den Husaren die Flanken decken, wenn nötig, 300 Schritt hinter ihnen bleiben und, wenn diese zurückgeworfen werden, mit ein, zwei oder drei Schwadronen vorrücken und den Feind verjagen. Vor allem muß man auf die Flügel gut achtgeben und sie decken.

Bei der Arrieregarde muß ebenso verfahren werden, ohne daß man sich mit dem Feinde zu oft einläßt und ohne daß der Rückzug dadurch unterbrochen wird. Hier kommt es auf möglichst rasches Passieren der Defileen an, wenn nötig im Trabe. Jedenfalls muß man auf der andren Seite gleich wieder aufmarschieren und dabei weiterrücken. Auch in der Ebene kann man ebenso verfahren. Ist der Feind zu keck, so muß man ihn zurücktreiben, ohne jedoch alle Truppen einzusetzen. Die Generale müssen immer ein paar Schwadronen in Reserve halten, und wäre es nur eine einzige. Gehölzen dürfen sie nicht zu nahe kommen, da diese von Panduren und andren feindlichen Truppen besetzt sein können. Stoßen sie aber auf feindliche Kavallerie, die nicht von Infanterie unterstützt wird, so werden sie leicht mit ihr fettig werden. Stets sollen sie ihre Leute zusammenhalten und das Auseinanderschwärmen verhindern. Bei der Verfolgung selbst müssen sie stets einen Unterstützungstrupp haben, auf den sich die andren zurückziehen können.

Bei den Schlachten ist zwischen Infanterie und Kavalleriegefechten zu unterscheiden. Infanteriegefechte sind die Angriffe auf Dörfer, Berge und feste Stellungen. Dabei kann man die Kavallerie nicht flügelweise, sondern nur treffenweist verwenden. Daher wird die Kavallerie insgemein ins dritte Treffen gestellt und darf erst eingesetzt werden, wenn die Infanterie schon einen Teil der feindlichen Stellung durchbrochen hat. Dann kann man ein bis zwei Kavallerieregimenter vorgehen lassen. In solchen Fällen muß der General seine Brigade rasch gegen die Stelle führen, wo er einbrechen soll, und in Schwadronskolonnen attackieren1, um die Verwirrung des Feindes auszunutzen, wie es bei Roßbach die Regimenter Gardes du Corps, Gensdarmes und Seydlitz, bei Zorndorf der Kavallerieflügel des Generals Seydlitz und bei Hochkirch das Regiment Gensdarmes2 machten. In solchem Fall ist es einerlei, ob die Leute auseinanderkommen. Die Generale haben nur darauf zu achten, daß sie, wenn der Feind geschlossene Kavallerie hinter der Infanterie hat, nicht zu weit von ihrer eignen Infanterie abkommen. Denn in dem Maße, wie unsre Infanterie die feindliche aus dem Felde schlägt, verfolgt und völlig auseinandersprengt, exponieren sie sich, wenn sie ihr zu weit nachfolgen. Dabei ist vielerlei zu berücksichtigen. Sehen sie z. B. neben der zersprengten Infanterie noch geschlossene Infanterie stehen, so sollen sie diese dreist angreifen, wenn sie ihr in den Rücken fallen können. Das sind immer die sichersten Attacken für die Kavallerie; denn sie setzt


1 Vgl. S. 176. 249.

2 Vgl. Bd. III, S. 99. 138. 144.