O Tag von Salamis und Marathon,
Der Griechen Ruhm an Euch auf ewig hängt!
Seht, wie der Held auf Mazedoniens Thron1
An seine Freunde Hab und Gut verschenkt,
Doch hoffnungsreich, auf seine Mannheit bauend,
Die Perser überfällt, Darms schlägt,
Asien bezwingt und seiner Phalanx trauend,
Den Sieg bis zu des Ganges Ufern trägt!
Mars brachte von den östlichen Gefilden
Sein Kriegspanier zum Römischen Senat;
Ein Volk von Männern wußt' er dort zu bilden,
Das kampfesfreudig schritt von Tat zu Tat.
Mit krieggewohnten Nachbarn lange ringend
Und selbst das Schicksal sich zu Willen zwingend,
Ward es Italiens Herr und wuchs an Macht
Durch jedes Volk, dem es sein Joch gebracht.
Der siegesstolze Aar der Legionen
Schwang sich zu immer höheren Regionen.
Der Feinde Kunst erlernte man in Rom,
Benutzte ihre List zum eignen Fall.
Zwingburgen wurden aus dem Lagerwall;
Vor ihrem Dräun erschrak der Donaustrom.
Iberer und Germanen unterlagen,
Die rauhen Völker an Britanniens Strand,
Karthagos List, die Kunst von Griechenland,
Des Pontus Macht2, der Gallier keckes Wagen;
Der ganze Erdkreis Rom zu Füßen sank.
Doch seine Mannszucht, die, an Siegen trächtig,
Es herrschend einst gemacht und übermächtig,
Sie fiel zuletzt: das war sein Untergang.
Da brachen Hunnen, Gothen und Gepiden —
Nicht Krieger, beutegierige Räuberhorden —
Ins weite Reich mit Sengen, Plündern, Morden.
Umsonst rief nun das Volk: Wer schafft uns Frieden?
Zu spät ward ihm der Fall der Mannszucht leid:
Das stolze Rom war dem Verfall geweiht!
1 Alexander der Große.
2 Gemeint ist Mithridates, König von Pontus.