<404>Und sie, die scheu die Blicke niederschlägt:
Verschwiegenheit, den Finger auf dem Wund,
Des Mars Vertraute: ihr ist alles kund.
Des Lorbeers Immergrün umsprießt den Thron.
Ihn spendet selbst der Gott als Heldenlohn
Den Auserwählten, die den Sieg erzwangen —
Der Lorbeer, der mit zaubervoller Macht
Die Krieger reißt in das Gewühl der Schlacht,
Ertötend jedes irdische Verlangen.
In diesem Tempel, glänzend von Trophäen,
Darin der Weltgeschichte Würfel fallen,
Siehst Du in erzgeschmückten Säulenhallen
Ringsum der Göttersöhne Bilder stehen.
Dort jene beiden1, wohl an Ehren gleich,
Doch ungleich in der Bahn, die sie betraten:
Der schlug Pompejus, der bezwang das Perserreich;
Noch ist die Welt erfüllt von ihren Taten.
Miltiades und Kimon dort, sein Sohn2,
Dort Romas Heldenschar am Götterthron:
Ämilius3, Scipio, Fabius; dort sieh
Ludwig von Baden4, Montecuccoli.
Dort der Franzosen reiche Heldenschar,
Condé und Heinrich5, Turenne und Villars;
Der Große Kurfürst, Schwedens Siegesheld6,
Eugen und Anhalt; hier, jüngst aufgestellt,
Ein neues Denkmal in der Schönheit Glanz;
Die Stirn umschlingt ein frischer Lorbeerkranz:
Moritz von Sachsen, Frankreichs beste Kraft,
Von Mars auf weichen Kissen hingerafft7.
Hierher nun tretet, junge Krieger, seht!
Das Haupt umwallt von langem Silberhaare,
Gebeugt die Glieder von der Last der Jahre:
1 Cäsar und Alexander der Große.
2 Miltiades schlug die Perser bei Marathon (490 v. Chr.), sein Sohn Kimon sie am Eurymedon (465 v. Chr.).
3 Lucius Ämilius Paullus, der durch den Sieg bei Pydna (168 v. Chr.) die mazedonische Monarchie vernichtete.
4 Vgl. S. 64.
5 König Heinrich IV. von Frankreich.
6 König Gustav Adolf.
7 Moritz von Sachsen, geb. 1696, starb am 30. November 1750. Vgl. Bd. I, S. 147; II, S. 207 f.; III, S. 16.