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Er hätte den verwegnen Kampf gemieden,
Und Spanien hätte, keck durch Frankreichs Zagen,
Die Siegesbanner nach Paris getragen.

Tief aus des Nordens winterlichem Schoß
Naht eine Flotte sich den deutschen Küsten:
Sie trägt in Schwedens König Deutschlands Los.
Germaniens Zwietracht und das Herrschgelüsten
Des Kaiserhofes lockte sie herbei.
Trotz bieten will sie seiner Tyrannei,
Den unterdrückten Völkern Freiheit bringen.
Die Klugheit lenkt sie; Mars gibt ihr Gelingen;
Am Ostseestrand nistet sich Gustav ein:
Dort bietet ihm Stralsund den offnen Hafen.
Mag nun das Glück mit seinen Fahnen sein,
Mag Mißgeschick sein kühnes Wagnis strafen —
Stets kann die Heimat neue Kraft ihm leihn,
Sei's, um des Unglücks Schmach zu rächen, sei's,
Um festzuhalten seinen Siegespreis.
Erobernd dringt er vor, vom Ruhm verklärt.
Deutschland erlösend, macht er's sich zum Knechte,
Setzt hundert Fürsten ein in ihre Rechte;
Zum Zepter wandelt sich das Racheschwert.
Sein Ruhm wird seiner Ehrsucht Untertan:
Hätt' ihn die Parze aus der Siegesbahn Nicht fortgerafft und früh ins Grab gesenkt,
Zwei Herren hätten Deutschland dann gelenkt1.

Seht dort Eugen auf seinem kühnen Zuge
Die Franken jagen aus der Lombardei.
Die Alpen bahnen ihm den Weg; im Fluge
Eilt er hinüber, und Turin ist frei.
Marsin in seiner Schanzen weitem Feld
Ist rings zu schwach zu zähem Widerstand.
So bringt durch eine Schlacht2 der rasche Held
Italien wieder in des Kaisers Hand.
Folgt ihm nach Ungarns weitem Steppenlande:
Vor Belgrad rückt er längs dem Donaustrande.


1 Vgl. Bd. I, S. 41 ff.

2 Die Schlacht bei Turin, 7. September 1706 (vgl. S. 209 und Bd. I, S. 109).