<41> der Feind Euch jedesmal denselben General entgegen, so könnt Ihr ihm sein Benehmen ablernen und seine Absichten aus seinen Gewohnheiten und seiner Methode erraten1.
16. Kapitel Krieg im eignen Lande, auf neutralem Gebiet und in Feindesland. Unterschied der Religionen und Verhalten in den verschiedenen Fällen
Man führt Krieg in drei Arten von Ländern, nämlich im eignen Lande, auf neutralem Gebiet oder in Feindesland. Wäre es mir bloß um Glanz und Ruhm zu tun, so würde ich immer nur in meinem eignen Lande Krieg führen; denn man hat dabei alle Vorteile für sich. Jedermann dient als Spion, und der Feind kann nicht einen Schritt tun, ohne verraten zu werden. Man kann dreist große und kleine Streift korps ausschicken, kann den Angreifer überrumpeln und alle Hebel des Krieges, von den größten bis zu den kleinsten, gegen ihn in Bewegung setzen. Wird er geschlagen, so wird jeder Bauer zum Soldaten und ficht gegen ihn. Diese Erfahrung machte Kurfürst Friedrich Wilhelm nach der Schlacht bei Fehrbellin, wo die Bauern mehr Schweden totschlugen, als in der Schlacht selbst geblieben waren2. Ich für mein Teil habe das nach der Schlacht von Hohenfriedberg erlebt, wo die schlesischen Bergbewohner viele Flüchtlinge von der österreichischen Armee als Kriegsgefangene einbrachten3.
Wird der Krieg in neutralem Lande geführt, so scheint der Vorteil auf beiden Seiten gleich, und es kommt nur darauf an, wer von beiden das Vertrauen und die Liebe der Einwohner zu gewinnen weiß. Man hält deshalb streng auf Disziplin, verbietet das Marodieren und Plündern und bestraft es hart. Dem Feinde schiebt man die schlimmsten Absichten zu. In einem protestantischen Lande, wie Sachsen, spielt man die Rolle des Beschützers der lutherischen Religion und sucht in den Herzen des gemeinen Volkes, das in seiner Einfalt leicht zu betrügen ist, den Fanatismus zu schüren. In katholischen Ländern redet man nur von Toleranz, predigt
1 Vgl. Bd. IV, S. 51. — Zusatz von 1752: „Zieht Ihr das Land wohl in Betracht, das als Kriegsschauplatz dient, die von Euch befehligte Armee, die Sicherheit ihrer Magazine, die Stärke der Festungen und die Mittel, die der Feind für ihren Angriff besitzt oder nicht besitzt, all das Übel, das die feindlichen leichten Truppen Euch in den Flanken, im Rücken oder bei einer Diversion zufügen können — erwägt Ihr, sage ich, all dies sorgsam und ohne Selbstbescheinigung, dann kinnt Ihr darauf rechnen, daß ein geschickter Feind gerade das tun wird, was Euch am meisten schaden kann, daß dies seine Absicht ist, und daß man ihr, wenn möglich, sofort entgegentreten muß.“
2 Vgl. Bd. I, S. 76.
3 Vgl. Bd. II, S. 222.