<425>Wo Wilhelm1 strauchelte und Marsin fiel2
Und andre hilflos, atemlos, erschlafft,
Niemals erreichten ihres Laufes Ziel.
Dort ward Pompejus, Pyrrhus hingerafft,
Dort Mithridates, Crassus, Hannibal.
Die Länder weisen ihre blutigen Spuren,
Und Trümmerhaufen künden ihren Fall.
Doch Sieger bleiben auf den gleichen Fluren
Geschicktre Läufer, die ihr Ziel erreichen.
Kann Cäsars, Alexanders Ruhm verwehn?
Sieg krönt Conde, Turenne, den listenreichen,
Und Gustav3, Luxemburg, Villars, Eugen.

Ihr jungen Krieger, die der Ruhm begeistert,
Sorgt, daß Euch nicht das Ungestüm bemeistert!
So viele Krieger um den Sieg sich mühn,
Fortuna hat nur wenige erkoren.
Wie manchem ging, nach Taten, groß und kühn,
An einem Tag sein ganzes Werk verloren!

Gedenkt an Trojas Fall! Es widersteht
Der Griechen Scharen, hält sich unversehrt.
Der Feind erlahmt; besiegt ist Diomed;
Ajax entflieht in Wut; der Brand verzehrt
Der Schiffe viel; umsonst sich opfernd stellt
Patroklos sich dem Gegner. Hektor fällt
Den Freund Achills und raubt ihm dessen Waffen.
Dem Rächer muß Hephästos neue schaffen;
Da flieht das Glück Den, der so oft gesiegt:
Achilles kämpft und Trojas Held erliegt.
Werft auf den zwölften Karl nun Euren Blick:
Neun Jahre Sieg, neun Jahre Mißgeschick!
Blieb solchen Helden nicht der Sturz erspart,
Hat alle Kunst sie nicht vor Schmach bewahrt,
Was träumt dann Ihr, Bellonas Schüler, kaum
Im Lager heimisch, schon den Siegestraum?


1 Wilhelm III., Statthalter der Niederlande und König von England, kämpfte seit 1691 in den Niederlanden unglücklich gegen die Franzosen,

2 Bei Turin (1706),

3 König Gustav Adolf von Schweden (vgl. S. 406).