<428>Der statt zu warten, selbst den Gegner stellt:
Dem Angriff war das Glück noch stets geneigt.
Des Widders Wucht die stärksten Mauern bricht
Und schafft Euch freie Bahn; sein Schwergewicht
Zerstört die Türme, die der Feind besteigt
Zum letzten Widerstand. Greift immer an:
Bellonas Huld lächelt dem kühnen Mann!

Doch wenn das falsche Glück Euch nun verrät
Und zu des Feindes Fahnen übergeht,
So zeigt dem Unheil eine heitre Stirn!
Durch kluges Walten macht den Schaden gut,
Befeuert des besiegten Heeres Mut
Und findet Mittel in dem eignen Hirn.
Die Nacht erhöht der Steine lichten Schein:
So sollt Ihr groß und stark im Unglück sein;
Dann wird ein Fehlschlag Eures Ruhmes Glanz
So gut vermehren wie der Siegeskranz.
Verzweifelt nie, vertraut auf Eure Kunst:
Klugheit erzwang noch stets Fortunas Gunst!
Villars, bei Malplaquet1 aufs Haupt geschlagen,
Hat bei Denain2 den Sieg davongetragen.
Ein Tag bringt Euch das Glück, das lang Euch floh:
So wurde Villars auch des Sieges froh.

Des Kampfes Art ist mannigfach: Ihr kennt
Die großen Schläge, die man Schlachten nennt;
Da ficht bei Freund und Feind das ganze Heer.
Verschanzte Posten, Höhen, Flüsse sind
Der Schauplatz, wenn ein Treffen sich entspinnt;
Der Stellung Stärke macht sie lang und schwer.
Seht Ihr die beiden Heere dort im Feld?
In guter Ordnung ziehen sie zum Streite;
Die Front entfaltet sich zu voller Breite.
Das eine, rasch entwickelt, überfällt
Den Feind. Auf seine Flügel stürzt mit Wucht
Die Reiterei; sie wenden sich zur Flucht.


1 1709.

2 1712.