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II. Sicherung gegen Überfälle

Ich habe schon gesagt, was für Vorsichtsmaßregeln wir in unsern Lagern treffen und wie wir sie bewachen. Angenommen jedoch, der Feind könnte sich trotz all dieser Vorsichtsmaßregeln der Armee nähern, so würde ich folgendes anraten. Die Truppen müssen sich auf dem ihnen angewiesenen Gelände rasch in Schlachtordnung aufstellen. Die Kavallerie greift alles, was sie vor sich findet, ungestüm an. Die Infanterie aber bleibt in ihrer Stellung und unterhält das heftigste Schützenfeuer bis Tagesanbruch. Dann haben die Generale zu sehen, wie die Dinge liegen, ob vorgerückt werden muß, ob unsre Kavallerie siegreich gewesen oder geschlagen worden ist und was sie sonst unternehmen können. Bei solchen Gelegenheiten muß jeder General seinen eignen Entschluß fassen und selbständig handeln, ohne die Befehle des Armeeführers abzuwarten.

Ich für meinen Teil würde nie mitten in der Nacht angreifen; denn die Dunkelheit zieht Unordnung nach sich, und viele Soldaten tun ihre Pflicht nur dann, wenn man sie unter Augen hat und sie sich vor Strafe fürchten. Karl XII. griffim Jahre 1715 auf der Insel Rügen den Fürsten von Anhalt bei Nacht an, als dieser eben gelandet war1. Der König von Schweden hatte aber auch alle Ursache dazu; denn er wollte seine Schwäche verbergen, die bei Tage entdeckt worden wäre. Er hatte nur 4 000 Mann, griff mit ihnen 20 000 an und wurde geschlagen2.

III. Angriffe auf Verschanzungen

Müßt Ihr einen verschanzten Feind angreifen, so tut es gleich und laßt ihm keine Zeit zum Vollenden seiner Befestigung; denn was am ersten Tage gut wäre, wird am zweiten oft schlecht. Bevor Ihr aber angreift, erkundet die feindliche Stellung persönlich. Eure erste Disposition, die Wahl des Angriffspunktes, erleichtert oder erschwert Euren Erfolg. Die meisten Verschanzungen werden erobert, weil sie nicht hinreichend angelehnt sind. Die von Turin wurde vom Dora-Ufer her genommen, wo der Fürst von Anhalt Raum genug fand, sie zu umgehen (1706)3. Die von Malplaquet wurde durch das Gehölz in Villars' linker Flanke umgangen (1709). Wäre man gleich zu Anfang auf diesen Angriff gekommen, so hätten die Alliierten sich rund 15 000 Mann gespart. Lehnt sich die Verschanzung an einen Fluß, der aber dort eine Furt hat, so muß man sie an dieser Stelle angreifen. Die schwedischen Schanzen vor Stralsund wurden genommen, weil man sie vom Meeresufer her, das sich dort


1 Vgl. Bd. I, S. 128 f.

2 Zusatz von 1752: „Die Hauptregel im Kriege bei allen Kämpfen und Gefechten besieht darin, daß man sich selbst in Flanke und Rücken sichert, dem Feinde aber die Flanke abgewinnt. Dies geschieht auf verschiedene Weise, läuft aber alles auf eins hinaus.“

3 Vgl. Bd. I, S. 129.