haben wir die Batterien erobert. Unsre anstürmende Infanterie wich, halb ver, nichtet, zweimal zurück. Die feindliche Infanterie wollte sie verfolgen und brach aus ihrer Stellung vor. Infolgedessen mußte ihre eigne Artillerie das Feuer einstellen, und beim Gegenstoß drang unste Infanterie zugleich mit dem Feinde in die Batterie ein und eroberte sie. Diese beiden Erfahrungen haben mich auf den Gedanken ge, bracht, was unste Truppen damals ausführten, nachzuahmen, d. h. in zwei schach, brettförmig aufgestellten Treffen anzugreifen und dahinter zur Unterstützung ein paar Schwadronen Dragoner zu stellen. Das erste Treffen erhält Befehl, nur schwach anzugreifen und sich durch die Intervalle des zweiten zurückzuziehen, damit der Feind, durch diesen Scheinrückzug getäuscht, zur Verfolgung vordringt und seine Stellung verläßt. Dies ist der gegebene Augenblick, wo man vorrücken und herzhaft angreifen muß. Die Disposition hierzu gibt Plan VI.
IX. Verteidigung fester Stellungen
Mein Grundsatz ist, mich nie völlig auf eine feste Stellung zu verlassen, wofern ihre Unangreifbarkeit nicht zur Evidenz bewiesen ist. Die ganze Stärke unsrer Truppen liegt im Angriff; wir würden töricht handeln, wenn wir freiwillig darauf verzichteten. Nimmt man jedoch eine feste Stellung ein, so muß man darauf sehen, daß man die Höhen besetzt und die Flügel gut anlehnt. Alle Dörfer vor der Front oder auf den Flügeln der Armee würde ich in Brand stecken lassen, wofern der Wind den Rauch nicht in unser Lager treibt. Liegen jedoch ein paar gute, massive Häuser 1 000 Schritt vor der Front der Armee, so würde ich Infanterie hineinlegen, um den Feind zu beschießen und ihn während der Schlacht zu belästigen. Bei festen Stellung gen hat man sich wohl zu hüten, daß man seine Truppen nicht in ein Gelände stellt, wo sie nicht fechten können. Unser Lager bei Grottkau im Jahre 17411 taugte deshalb nichts, weil das Zentrum und der linke Flügel hinter unüberschreitbaren Sümpfen stand und allein ein Teil des rechten Flügels fechten tonnte. Villeroy wurde bei Ramillies (1706) geschlagen, weil er sich so aufgestellt hatte2. Sein linker Flügel war ihm ganz unnütz, und der Feind warf sich mit allen Kräften auf den rechten Flügel der Franzosen, der dem Anprall nicht widerstehen konnte. Ich glaube, die preußischen Truppen können so gut wie die andern feste Stellungen besetzen und sie für eine Weile benutzen, um die Vorteile der Artillerie auszunutzen. Sie müssen aber die Stellung auf einmal verlassen und dreist angreifen. Dadurch wird der Feind vom Angreifer zum Angegriffenen, und alle seine Pläne sind mit einem Schlage vernichtet. Außerdem hat alles, worauf der Feind nicht gefaßt war, eine vorzügliche Wirkung.
1 Vgl. Bd. II, S. 81.
2 Vgl. S. 23, Anm. 1.