XIV. Detachementsgefechte
Die gleiche Regel wie für Armeen an Schlachttagen gilt im kleinen auch für Detachementsgefechte. Können sich die Detachements eine kleine Verstärkung verschaffen, die während des Gefechts eintrifft, so entscheidet dies gewöhnlich den Sieg. Denn sieht der Feind solche Verstärkungen ankommen, so hält er sie für dreimal stärker und verliert den Mut. Hat unsre Infanterie nur mit Husaren zu tun, so stellt man sie meist in zwei Gliedern auf1. Dadurch wird ihre Front breiter, und sie schießt bequemer. Und es geschieht den Husaren viel Ehre, wenn man ihnen Im fanterie zwei Mann hoch entgegenstellt.
XV. Rückzug nach verlorener Schlacht
Bei einer verlorenen Schlacht ist das Schlimmste nicht der Verlust an Truppen, sondern die Entmutigung; denn ob vier- bis fünftausend Mann gefallen sind, macht bei einer Armee von 50 000 Mann nicht so viel aus, daß man die Flinte ins Korn werfen müßte. Ein geschlagener Feldherr muß sich also selbst wieder Mut machen, seine Offiziere und Soldaten von der Furcht befreien und seine eignen Verluste nicht größer machen, als sie sind. Ich bitte den Himmel, daß die Preußen nie geschlagen werden mögen, und ich wage zu behaupten, solange sie gut diszipliniert bleiben und gut geführt werden, ist ein solches Unglück nicht zu befürchten. Sollte aber der Fall eintreten, so müßte man sich folgendermaßen heraushelfen. Wenn Ihr seht, daß die Schlacht unwiederbringlich verloren ist, d. h. wenn Ihr die Bewegungen des Feindes nicht mehr verhindern noch ihnen widerstehen könnt, so müßt Ihr das zweite Infanterietreffen nehmen und mit ihm das nächste Defilee — wenn ein solches vorhanden ist — nach den für Rückzüge vorgeschriebenen Regeln besetzen, auch soviel Geschütze wie möglich dort aufstellen. Ist kein Defilee in der Nähe, so zieht sich Euer erstes Treffen durch die Intervalle des zweiten zurück und formiert sich 300 Schritt dahinter von neuem. Ihr sammelt die Trümmer Eurer Kavallerie, und wenn Ihr wollt, so formiert ein Karree, um Euren Rückzug zu decken. In der Kriegsgeschichte sind zwei Karrees berühmt: das des Generals Schulenburg nach der Schlacht bei Fraustadt, mit dessen Hilfe er sich bis zur Oder zurückzog, ohne daß Karl XII. es hätte durchbrechen können2, und das des Fürsten von Anhalt, als Styrum die erste Schlacht bei Höchstädt verlor3. Der Fürst marschierte eine Meile weit durch die Ebene, ohne daß die französische Kavallerie ihn anzugreifen wagte. Ich bemerke noch: wenn man auch geschlagen ist, so braucht man sich doch nicht zwanzig Meilen
1 Nach dem Reglement stand die Infanterie drei Glieder tief.
2 Der berühmte Rückug des Grafen Mathias Johann von der Schulenburg erfolgte nach dem Gefecht bei Punitz am 7. November 1704. Vgl. Bd. II, S. 41; IV, S. 21.
3 20. September 1703. Vgl. Bd. I, S. 107.