16. Wie die verschiedenen Märsche disponiert werden müssen
Der Plan, den der Feldherr ausführen will, bildet die Grundlage der Marschdispositionen. Im eignen Lande hat man alle nur mögliche Hilfe, ausführliche Karten, Einwohner, die Euch alle nötigen Angaben machen können. Das erleichtert die Arbeit sehr. Ihr habt Eure Ordre de bataille. Wird kantonnementsweise marschiert, so haltet Ihr diese Einteilung fest und legt die Brigaden so dicht wie möglich zusammen, jedes Treffen für sich. Ist man weit vom Feinde, so muß jedes Regiment seine Marschroute haben und jeder Brigadegeneral nicht allein die Marschroute seiner Regimenter, sondern auch eine Liste der Dörfer, in denen sie kanton-nieren sollen.
Schwieriger wird es in Feindesland. Man hat nicht immer Karten von hinreichender Ausführlichkeit und weiß nicht genau, wie groß die Dörfer sind. Um diesen Mängeln abzuhelfen, muß die Avantgarde Leute aus den Städten, Flecken und Dörfern auftreiben und sie zum Generalquartiermeister schicken, damit er den Entwurf der Marschdisposition, den er bloß nach der Karte gemacht hat, nach ihren Aussagen verbessern kann. Lagert die Armee, so muß man unmittelbar nach dem Einrücken ins Lager alle dorthin führenden Straßen erkunden lassen. Bleibt man eine Weile im Lager, so muß man unter dem Schutze von Patrouillen Quartiermeister und Zeichner ausschicken, die die Straßen und Situationen aufnehmen. Denn man darf nicht blindlings handeln, sondern muß sich alle nötigen Daten im voraus verschaffen. Derart kann man auch im voraus die Lager erkunden lassen, in denen man die Armee unter Umständen aufstellen könnte. Ja, man kann auf diesen Krokis die Stellung, die man einnehmen will, schon einzeichnen, unbeschadet der Verbesserungen, die sich erst nach eigner Besichtigung des Geländes vornehmen lassen, wie ich dies in meinen „Generalprinzipien des Krieges“ gelehrt habe196-2.
<197>Allerdings werden solche Rekognoszierungen schwieriger, sobald beide Armeen sich dicht gegenüber stehen; denn der Feind hat gleichfalls Detachements und leichte Truppen im Felde, die die Erkundung jener Orte verhindern. Oft will man seine Absicht verbergen, was solche kleinen Unternehmungen nvch schwieriger macht. Dann bleibt nichts andres übrig, als den Feind an verschiedenen Orten zugleich zurückzudrängen und gerade solche Örtlichkeiten krokieren zu lassen, die man garnicht besetzen will. Auf diese Weise verbirgt man seinen wirklichen Plan. Da man den Gegner aus verschiedenen Stellungen vertreibt, müssen die besten Quartiermeister dahin geschickt werden, wo man ernstlich operieren will; denn ein gescheiter Mann wird dem Zufall nichts überlassen, was er ihm durch Klugheit entreißen kann. Vor allem darf ein Heerführer seine Armee nie in Bewegung setzen, ohne über den Ort, wohin er sie führt, genau informiert zu sein und ohne zu wissen, wie er sie am sichersten dahin bringt, wo er seinen Plan ausführen will.
196-2 Vgl. S. 34f. 45.