<167> Truppenteilen urteilen? Wie kann er verbessern, was er selbst nicht versteht? Wie kann er die Obersten wegen begangener Fehler tadeln, wie ihnen sogleich angeben, worin sie es versehen haben, und sie belehren, wie und wodurch sie ihre Regimenter in guten Stand setzen können? Wenn er selber nichts von der Regiments- und Kompagniewirtschaft, von der Truppenführung und Manövrierkunsi versieht, wird er dann so unklug sein, sich hineinzumischen? Dann würde er sich ja durch seine sinnlosen Forderungen ebenso der Lächerlichkeit preisgeben, wie durch Anordnung falscher Truppenbewegungen. Alle diese Kenntnisse erfordern beständige Übung, die man nur erwerben kann, wenn man selber Soldat ist und mit ununterbrochenem Fleiße dem Heeresdienst obliegt.
Endlich wage ich die Behauptung, daß nur der Herrscher diese bewundernswerte Mannszucht im Heere einführen und erhalten kann. Denn oft muß er seine Autorität aufbieten, muß die einen ohne Ansehen der Person und des Grades sireng tadeln, die anderen freigebig belohnen, die Truppen soviel als möglich mustern und ihnen nicht die geringste Nachlässigkeit hingehen lassen. Der König von Preußen muß also notwendig Soldat und oberster Kriegsherr sein. Dies Amt, um das man sich in allen Republiken und Monarchieen mit Eifer und Ehrgeiz bewirbt, wird dennoch von den Königen Europas recht gering geschätzt. Sie glauben, ihrer Würde etwas zu vergeben, wenn sie ihre Armee selbst führen. Aber dem Throne gereicht es zur Schande, wenn verweichlichte und träge Fürsten die Führung ihrer Truppen den Generalen überlassen. Ja, sie stellen sich damit stillschweigend ein Zeugnis ihrer Feigheit oder Unfähigkeit aus.
In Preußen ist es gewiß ehrenvoll, in Gemeinschaft mit der Blüte des Adels und der Elite der Nation an der Befestigung der Mannszucht zu arbeiten. Erhält sie doch dem Vaterlande seinen Ruhm, verschafft ihm in Friedenszeiten Achtung und führt im Kriege den Sieg herbei. Man müßte ein ganz erbärmlicher Mensch, in Trägheit versunken, von lasterhaftem Leben entnervt sein, wollte man die Mühe und Arbeit scheuen, die die Erhaltung der Mannszucht im Heer erfordert. Wird man dafür doch sicher belohnt durch Eroberungen und den Ruhm, der für den Herrscher noch viel wertvoller ist als der höchste Gipfel der Erhabenheit und die größte Machtentfaltung.