<177> erfordert. Durch viele starke Besatzungen wird auch das Heer geschwächt und ist dann fast außerstand, im Felde zu operieren.
Prüfen wir also, welche Verteidigungsmittel anzuwenden sind, um mit wenig Mitteln eine gute Verteidigung zu erreichen. Ich finde vor allem zwei. Beide Elemente, Wasser und Feuer, jedes an der richtigen Stelle gebraucht, legen dem Belagerer die größten Schwierigkeiten in den Weg und schonen die Truppen des Belagerten sehr. Das Wasser benutzt man zu Überschwemmungen und Außengräben. Findet man ähnliche Becken wie das von Neiße, so kann man Außengräben, Schleusen und Überschwemmungen so anlegen, wie ich es getan habe. Bei Wassermangel muß man seine Zuflucht zum Feuer nehmen und den gedeckten Weg, das Glacis und die Werke gut minieren. Minen ziehen eine Belagerung sehr in die Länge und verteidigen den Platz besser als Festungswerke. Sie zwingen den Feind zu vorsichtigem Handeln, und sind sie in Höhe des Wasserspiegels angelegt, so kann er sie unmöglich zerstören. Eine gut angelegte Mine soll dreimal springen können: zunächst die Flattermine, dann die Kammer, die zehn Fuß unter der Erde liegt, und schließlich die eigentliche Mine, die sich oft in einer Tiefe von 25 und mehr Fuß befindet. Oft werden auch Haupt- und Zweigstellen gebaut, um die Galerien dem Feinde möglichst weit entgegenzutreiben. Als Muster für Minenanlagen können die auf dem Fort Preußen in Neiße und alle in Schweidnitz gelten.
Die Glacis der festen Plätze an den Grenzen der Kaiserin-Königin müssen noch besondere Verteidigungseinrichtungen erhalten. Das geschieht durch bombensichere Kaponnieren, die man am einspringenden Winkel des gedeckten Weges anlegt und mit je einem Unteroffizier und zwölf Mann besetzt. Solche Anlagen zur Bestreichung des Grabens bewähren sich vortrefflich bei Überfällen, die von leichten Truppen, Panduren und Kroaten bisweilen recht dreist versucht werden. Was die Festungswerke selbst betrifft, so glaube ich, die besten sind die doppelten gedeckten Wege, ähnlich wie in Wesel, die schmalen Enveloppen, die Ravelins mit Grabenscheren und zurückgebogenen Flanken, die Bastionen mit zurückgebogenen Flanken, an denen man Plätze freiläßt, von wo aus das Geschütz ungesehen den Graben bestreichen kann. Ich muß hier eine Erfindung hinzufügen, die ich in Glatz habe ausführen lassen. Sie besieht darin, daß man das Glacis nicht in geraden, sondern in gebrochenen Linien führt, um es vor der Längsbestreichung zu sichern. Traversen geben niemals hinreichenden Schutz dagegen. Ich glaube auch, daß Glatz zum Muster für Außenwerke genommen werden kann. Diese Anlagen sollen verhindern, daß die Festung von den umliegenden Höhen beherrscht wird. Was die Höhen um eine Stadt betrifft, so möchte ich niemals zu ihrer Befestigung raten. Wenn sie nicht aus Felsen bestehen, ist es billiger, den Gipfel allzu naher Berge abzutragen und Einsenkungen, die dem Gegner als Ansatz zu Laufgräben dienen könnten, auszufüllen, als eine Ebene bis ins Unendliche zu befestigen. Mit diesen Mitteln kann man gute Festungen anlegen und behält doch starke Armeen im Felde.