<18>lichkeit zu mindern, ständig angenehm zu beschäftigen; tausend Nichtigkeiten, tausend Tändeleien und Vergnügungen mußten die Gedanken der Franzosen ablenken, und siehe, dieselben Menschen, die gegen Cäsar sich erhoben, unter den Valois die Fremden zu ihrer Hilfe ins Land gerufen hatten, die sich gegen Heinrich IV. verbündet, unter der Vormundschaftsregierung Verschwörungen angezettelt hatten1, diese selben Franzosen wußten in unsern Tagen nichts Gescheiteres, als in der Modejagd mitzurennen, mit großer Geflissenheit ihren Geschmack zu ändern, heute zu verachten, was sie gestern bewundert hatten, ihre Untreue und ihren Leichtsinn in all ihrem Tun an den Tag zu legen, ob sich's um ihre Geliebte handelte, ihren Aufenthalt, ihre Vergnügungen, ihre Ansichten oder Narrheiten — nur immer etwas Neues! Damit noch nicht genug. Auch starke Heere und Festungen in großer Zahl sichern jetzt den Herrschern Frankreichs für immer ihre Königsgewalt, sie haben nichts mehr zu fürchten, nichts von inneren Kriegen, nichts von etwaigen Erobererzügen ihrer Nachbarn.
Es ist anzunehmen, daß die französische Regierung, da sie mit einem Teil der Grundsätze Machiavells soviel Glück gehabt hat, auf so gedeihlichem Wege nicht stehenbleiben und nicht verfehlen wird, alle seine Lehren in Anwendung zu bringen. Am Erfolge braucht man nicht zu zweifeln angesichts der Einsicht und Geschicklichkeit des Ministers, der augenblicklich am Ruder ist2.
Doch hören wir lieber auf, sagte der Pfarrer von Colignac, damit wir keine Dummheiten sagen.
1 Gemeint sind vor allem die Unruhen der Fronde während der Minderjährigkeit König Ludwigs XIV.
2 Dieser offen gegen die französische Politik und ihren Leiter, Kardinal Fleury, gerichtete Absatz ist in der zur Veröffentlichung gelangten Fassung des Antimachiavell fortgeblieben.