Beim Unterricht in der Erdkunde ist es notwendig, daß ihm ein Begriff von den Staaten und ihrer Regierungsform gegeben wird. Da dieses Studium sehr gut zu dem der Geschichte paßt, so kann man ihn, wenn das eine an der Reihe ist, gleichzeitig auch im andern unterweisen.
Nach einiger Zeit wird man ihm einen kleinen Kursus in Logik zumuten können. Der muß frei von Pedanterie sein und gerade so weit reichen, daß er selber unterscheiden lernt, wo bei einem falschen Schluß der Fehler liegt und worin eine Behauptung nicht richtig ist. Danach kann man ihn die Redner lesen lassen, Cicero, Demosthenes, auch etliche Tragödien von Racine usw.
Wenn er ein paar Jahre älter ist, mag man ihm im Abriß die Lehren der Philosophen und der verschiedenen Religionen vorführen, ohne ihm Haß gegen eine von ihnen einzuflößen. Man lasse ihn erkennen, wie alle Gott anbeten, nur auf unterschiedliche Weise. Für den Geistlichen, der ihn unterrichtet, braucht er keine übertriebene Ergebenheit zu haben und braucht nicht zu glauben, was er nicht vorher geprüft hat.
Dabei komme ich auf die katholische Religion. Sie ist in Schlesien, in den klevischen Herzogtümern und anderwärts ziemlich verbreitet. Wenn aus dem Knaben ein fanatischer Calvinist würde, so wäre alles umsonst gewesen. Es ist vielmehr durchaus nötig, daß der Geistliche es sich versagt, in frommem Eifer die Papisten zu schmähen. Dagegen soll der Erzieher seinem Schüler auf geschickte Art ein Gefühl dafür erwecken, daß es wegen der Glaubensverfolgungen und des päpstlichen Ehrgeizes nichts Gefährlicheres gibt, als wenn die Katholiken in einem Staat obenauf sind, und daß ein protestantischer Fürst weit mehr Herr in seinem Hause ist als ein katholischer.
Es versteht sich von selbst, daß mein Neffe lesen, schreiben, rechnen lernt; ich übergehe daher diese Punkte. Für die Fortifikationslehre ist er noch zu jung; damit hat es Zeit, bis er zehn oder elf Jahre zählt.
Die Leibesübungen, wie Tanzen, Fechten und Reiten, können nachmittags, nach der Mahlzeit, betrieben werden. Hat der Junge Lust, Latein oder Polnisch oder Italienisch zu lernen, so soll es in seinem Belieben stehen. Gibt er aber keine Neigung dafür zu erkennen,'so soll man ihn nicht dazu drängen, ebensowenig zur Musik.
Soviel über seine Studien und Übungen. Ihre Hauptkunst wird darauf hinauslaufen müssen, daß er all das mit Lust und Liebe anpackt, daß die Pedanterie den Studien fernbleibt, damit er ihnen Geschmack abgewinne. Aus diesem Grunde darf, zumal im Anfang, ein vernünftiges Maß nicht überschritten werden.
Wir kommen nunmehr zum größten und wesentlichsten Teil der Erziehung, zur sittlichen Ausbildung. Weder Sie noch alle Mächte der Welt könnten den Charakter eines Kindes ändern. Erziehung vermag nur das Ungestüm der Leidenschaften zu mäßigen. Behandeln Sie meinen Neffen wie einen Bürgersohn, der seinen Weg machen soll. Sagen Sie ihm, daß jedermann ihn verachtet, wenn er Fehler hat oder