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bach1, der sie regiert, wie der Römer Popilius den König Antiochus von Syrien2. Der Herzog von Württemberg3, sehe ich, geht nach Wien, um das Fürstindiplom für seine Geliebte4 zu erlangen und den Kurfürstenhut zu fordern. Es bleibt also in ganz Deutschland keiner als der Kurfürst von Sachsen5 auf den man rechnen könnte, und ferner nur der Kurfürst von Hannover6, sowie Braunschweig und Hessen, die allenfalls für einen Bund mit Preußen empfänglich wären.

Wende ich mich nach Polen, so höre ich bloß von Intrigen, die der Wiener Hof dort betreibt, um eine Partei zusammenzubringen. Seine Absicht ist dabei unzweifelHaft, nach der Kriegserklärung mit Hilfe dieser Partei Feindseligkeiten gegen unsere Provinzen zu begehen. Wir müssen also notwendigermaßen darauf bedacht sein, uns innerhalb der polnischen Republik Anhänger zu gewinnen, um entweder die Pläne unserer Feinde zu durchkreuzen oder, was noch vorzuziehen wäre, ihnen offen entgegenzutreten.

Wenn wir uns Frankreich zukehren, so finden wir da einen schwachen König7, der in ein paar Jahren sich gewöhnt haben wird, das Joch seiner Gemahlin8 geruhig zu tragen, finden Minister, die der bloße Gedanke einer wirklichen Regierung erzittern läßt, und eine österreichische Partei, die, um den Wert des Bündnisses zu steigern, erklärt: alle Erfolge der Franzosen im gegenwärtigen Krieg9 seien der glücklichen Verbindung zuzuschreiben, die den Kaiser mit ihrem König einige und ihnen die Möglichkeit gebe, alle Kräfte gegen den ständigen Feind des Gallierreiches10 aufzuwenden. Wollte die Kaiserin von Rußland sich darauf versteifen, ihren schönen Plan des griechischen Kaiserreichs11 bald ins Werk zu setzen, so wäre das der einzige Fall, in dem der Kaiser — da er sich gegen die Pforte erklaren müßte — den Franzosen einen stichhaltigen Vorwand zum Bruch des Bündnisses mit hem Wiener Hof liefern würde. Solange jedoch dies Ereignis nicht eintrifft, dürfen wir uns nicht einbilden, wir könnten zuverlässige Verbindungen mit Frankreich eingehen.

Bleibt England. Seit Bute außer Spiel gesetzt ist12, gehören Verbindungen zwischen England und Preußen wieder ins Reich der Möglichkeiten, da das neue Londoner Ministerium rechtschaffen und uns gewogen ist. Das bedeutet freilich bloß ein günstiges Vorurteil. Wir müssen die Untersuchung weiter ausdehnen und vor


1 Der österreichische Gesandte am pfälzisch-bayerischen Hofe.

10 England.

11 Das alte griechische Kaiserreich mit der Hauptstadt Konstantinopel sollte als russische Sekundogenitur unter Konstantin, dem zweiten, 1779 geborenen Sohne des Großfürsten Paul, begründet werden.

12 Am 20. März 1782 war das alte Ministerium unter Lord North gestürzt. In ihm erblickte König Friedrich den Fortsetzer und das Werkzeug Lord Butes, dem er den Sonderfrieden von 1762 (vgl. S. 213, Anm. 2) nicht verzeihen konnte.

2 Antiochus IV. (175—163) mußte das von ihm fast ganz eroberte Ägypten auf Verlangen des römischen Gesandten Popilius Laenas räumen.

3 Herzog Karl Eugen (vgl. S. 200 ff).

4 Franziska von Hohenheim.

5 Friedrich August.

6 Georg III.

7 Ludwig XVI. (1774—1793).

8 Maria Antoinette, die jüngste Schwester Kaiser Josephs II.

9 Zwischen England und seinen Kolonien in Amerika (1775—1783), mit denen sich die Franzosen 1778 verbündet hatten.