<VII> mit dem „Fürsten“, wie Friedrich sie für seine Ausgabe plante, Abstand genommen werden. Denn der „Antimachiavell“ ist eine Bekenntnisschrift, nicht eine „Widerlegung“ (Réfutation), mochte auch dieser Titel über den ersten Fassungen seines Buches stehen. Bei der Wahl der Überschrift war für uns maßgebend, daß das Werk unter diesem Titel der Öffentlichkeit übergeben wurde und seinen Weltruf erlangte. Zum Zweck der leichteren Orientierung sind endlich die Überschriften der ersten 25 Kapitel aus dem „Fürsten“ übernommen, während die des Schlußkapitels von dem Prinzen selber herrührt.
Das gewaltige Gegenstück zu Friedrichs Iugendschrift bildet das „Politische Testament“, das der gereifte König auf der Höhe seines Lebens verfaßte. Begonnen im AprU, ward es im Juli 1752 vollendet und am 27. August noch mit einem kurzen Nachtrag (S. 193) versehen. Überwiegt im „Antimachiavell“ die theoretische Betrachtung, so sind die Lehren des Testaments auf reichste staatsmännische Erfahrung gegründet.
Auch das Testament enthält eine eingehende Darstellung der Pflichten des Fürsten, des Herrschers über Preußen. Ein besonderes Kapitel ist der Vorbereitung auf diesen hohen Beruf, der Prinzenerziehung, gewidmet. Darüber hinaus aber entwirft Friedrich ein erschöpfendes Bild von der preußischen Monarchie, von der Organisation der staatlichen Verwaltung, wie von der Struktur des wirtschaftlichen Lebens. Er führt seinen Nachfolger auf alle Gebiete der Staatsverwaltung, jedes einzelne im besonderen schildernd und zugleich den großen inneren Zusammenhang der verschiedenen Teile untereinander aufdeckend. Er erläutert seine Finanz- und Wirtschaftspolitik, die auf merkantilistischen Grundsätzen beruht. Er zeigt, wie die ständische Gliederung des Volkes zur Grundlage einer politischen Arbeitsteilung gemacht ist, bei der die staatlichen Aufgaben auf die verschiedenen Klassen verteilt werden. Er entwickelt die Grundzüge des Heerwesens und der auswärtigen Politik, die im Mittelpunkt seiner Interessen sieht. Denn der politische Machtgedanke beherrscht das Testament. Die Wehrhaftigkeit und die Größe Preußens sind das Ziel, dem Preußens Herrscher nachzugehen haben, dem alle Zweige der Staatsverwaltung dienen müssen.
Dem ersten folgte zu Ende des Jahres 1768 ein zweites Politisches Testament. Weist es auch manchen Unterschied auf, der durch die veränderten Zeitumstände und durch neue Erfahrungen des Königs bedingt wurde, so blieben sich doch Geist und Grundzüge seines politischen Systems im wesentlichen gleich.
Von beiden Testamenten fehlt bisher eine vollständige Ausgabe. Bei dem von 1752 ist es der Abschnitt über die auswärtige Politik, von dem bisher nur Bruchstücke an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Und auch bei diesen liegt es so, daß wir nur einzelne Teile im Wortlaut des französischen Originals kennen, andere nur in mehrfach nicht einwandfreier deutscher Übersetzung, die wir dennoch übernehmen mußten, wie sie war, endlich noch andere Partien, die durch eckige Klammern gekennzeichnet