<168>

Das Heerwesen168-1

Um während des Krieges brauchbar zu sein, verlangt das Heerwesen schon in Friedenszeiten die sorgfältigste Pflege. Im Frieden, sagt Vegetius, muß diese Kunst studiert und im Kriege angewandt werden.

Die Kriegskunst zerfällt in zwei Teile. Der erste bezieht sich auf den kleinen Dienst: die Zucht, Ausbildung und Ordnung der Truppen, Auswahl von Mannschaften und Pferden, die Wirtschaft des Soldaten, des Offiziers usw. Der zweite Teil umfaßt die Kenntnisse des Feldherrn: Feldzugspläne, Taktik, Belagerungen usw. Ich beschränke mich in diesem Kapitel auf Erörterung des ersten Teiles und behalte mir den zweiten für das folgende Kapitel vor168-2.

Der König-Connetable muß wissen, welche Wichtigkeit die Erhaltung straffer Mannszucht besitzt. Die Disziplin ist die Seele der Heere. Solange sie in Blüte sieht, erhält sich der Staat. Man braucht nur nachzulesen, was Vegetius168-3 von der römischen Miliz erzählt. Will man Beispiele aus jüngerer Vergangenheit, so finde ich zwei, die beide in meine Zeit fallen. Das erste ist der Untergang der Disziplin bei den Schweden, der den Mißerfolg des Krieges in Finnland168-4 herbeiführte. Die Offiziere hatten die Regeln der Kriegskunst vergessen. Die Soldaten, von Beruf Bauern, wußten nichts von Gehorsam gegen ihre Führer und verstanden nicht gegen den Feind zu manövrieren. Die Folge davon war der Verlust Finnlands. Das andere Beispiel, das ich erlebt habe, betrifft die Holländer. Unter allen oranischen Prinzen bildeten ihre Truppen das Muster für die europäischen Heere. Auch die Preußen haben von ihnen die Ordnung und Kriegskunst gelernt. Nach dem Tode König Wilhelms168-5 regierten die Amsterdamer Kaufleute unter dem Titel von Greffiers, Pensionären und Gene, ralstaaten. Sie machten ihre Ladendiener zu Offizieren und verachteten die Verteidiger der Republik. Alter und Tod rafften ihre guten Offiziere weg. (Die Obersten<169> wurden zu Pächtern ihrer Regimenter. Die Subalternoffiziere verweichlichten. Die Hefe des Volkes, der Auswurf der Nation ergriff das Waffenhandwerk, und da ihre Zahl nicht hinreichte, wurden Mietssoldaten angeworben. Niemand hatte ein Auge auf die Truppen. Da brach der Krieg aus169-1. Der jämmerliche Haufe republikanischer Miliz wurde gefangen genommen oder bedeckte sich durch Feigheit mit Schande. Flandern wurde von den Franzosen erobert, und Holland wäre Ludwig XV. zum Opfer gefallen, hätte er den Willen oder den Verstand gehabt, seinen VorteU auszubeuten.

Ihr seht also, wie wichtig es für jeden Staat und besonders für eine im Aufstieg begriffene Macht ist, daß der Fürst sein eigener Heerführer ist, auf straffe Mannszucht im Heere hält und sich durch kleinliches Detail die Lust nicht vergällen läßt.

Ich bin in der Armee aufgewachsen. Meine Wiege war von Waffen umgeben. Ich habe vom Kapitän aufwärts durch alle Grade gedient. Mein Vater hielt mich in meiner Jugend zu allem an, was die Mannszucht der Truppen, die Verpflegung, Ausbildung und alle zur Taktik gehörenden Übungen angeht. Ich kann also über diese Gegenstände mit Sachkenntnis zu Euch reden und Euch alle Punkte nennen, auf die Ihr Eure Aufmerksamkeit richten müßt, wenn Euch der edle Ehrgeiz beseelt, die Armee in ihrem gegenwärtigen gefürchteten Zustande zu erhalten.

Wir prüfen zunächst die Auswahl der Leute, aus denen die Regimenter bestehen.

Rekrutierung

Bei den alten Infanterieregimentern wollen wir im ersten Gliede keine Leute unter 5 Fuß 8 Zoll und im zweiten keine unter 6 Zoll, gut gemessen. Die von mir errichteten Regimenter haben in allen Gliedern einen Zoll weniger als die alten, aber die schlesischen werden in kurzem den alten Truppenteilen gleichkommen. Diese hohe Statur ist nötig; denn die groß gewachsenen Leute sind kräftiger als die anderen. Keine Truppe auf der Welt könnte ihrem Bajonettangriff widerstehen. Bei der Kavallerie sehen wir nicht sowohl auf großen Wuchs als auf breite Schultern, doch dürfen die Kürassiere und ebenso die Dragoner nicht unter 6 Zoll messen. Das genügt. Sie müssen so groß sein, um ohne Hilfe auf große Pferde hinaufzukommen. Bei den Husaren macht die Größe nichts aus, doch sieht man auf das Alter und duldet keine halbwüchsigen Burschen in den Regimentern.

Kantons

Alle Regimenter, sowohl Infanterie wie Kavallerie, haben Kantons. Die Kantons machen die TruppenteUe unsterblich, indem sie ihnen Rekruten liefern und in Kriegszeiten zur Komplettierung dienen. Die Schonung der Kantons ist einer der Gründe, aus denen wir bei der Infanterie hohen Wuchs fordern. Sie dürfen<170> in Friedenszeiten nicht entvölkert werden. Die Kompagnie Infanterie soll nicht über 60 Mann aus dem Kanton haben. Der Rest muß im Ausland angeworben werden. Die Kompagnie Kavallerie170-1 darf in Friedenszeiten nur 30 Mann aus dem Kanton bekommen. Infolge der guten Ordnung, die ich in den Kantons eingeführt habe, verfügt die Armee gegenwärtig über eine Hilfsquelle von 20 000 waffenfähigen Männern im Lande. Ein Teil davon hat bereits den Krieg mitgemacht und ist in die Dörfer heimgeschickt, der andere mißt 5 Fuß 4,5 oder 6 Zoll. Ferner sollen die Offiziere allen Enrollierten des Kantons170-2 und allen Soldaten, die Landeskinder sind, einen unentgeltlichen Heiratspermeß erteilen. Das geschieht, um das Land zu bevölkern und die Rasse, die vorzüglich ist, nicht aussterben zu lassen.

Jede Einrichtung ist Mißbräuchen ausgesetzt; so auch die der Kantons. Es handelt sich um folgendes. Die Offiziere lassen sich den Abschied, den sie den Enrollierten geben, bisweilen teuer bezahlen, oder sie nehmen unter verschiedenen Vorwänden Geld vom Kanton, oder sie heben Söhne von Kaufleuten oder Gewerbetreibenden oder einzige Söhne von Bauern aus. Die, welche sich Erpressungen zuschulden kommen lassen, verdienen sirenge Bestrafung. Auch darf nicht geduldet werden, daß die Offiziere Gewerbetreibende oder Söhne von Kaufleuten enrollieren: die müssen sie sofort wieder freigeben. Andrerseits ist aber auch darauf zu achten, daß die Edelleute, Amtmänner und Priester, besonders in Oberschlesien und Westfalen, die Enrollierung nicht verhindern. In solchen Fällen ist das Militär gegen das Land zu unterstützen. Unablässig muß der Herrscher eine Art Gleichgewicht zwischen den Soldaten und den Land- und Stadtbewohnern erhalten, damit alle in ihren Schranken bleiben.

Kommissarische Revuen, die der Herrscher abhalten muß

In den hiesigen Provinzen versammeln sich jedes Frühjahr, in Schlesien gegen den Herbst alle Regimenter zum Exerzieren. Sämtliche Offiziere müssen zur Stelle und die Kompagnien vollständig sein. Die Chefs haften dafür, daß alle Invaliden ausgemerzt sind, die an unheilbaren Wunden, schweren Beinschäden, an der Schwindsucht leiden oder durch Alter oder fehlende Zähne170-3 dienstuntauglich geworden sind. Sie alle könnten den ersten Feldzug nicht mitmachen. Man würde die Regimenter für vollzählig halten, wenn sie mitgeschleppt würden. Im folgenden Jahre würde man den Ausfall merken, der durch ihre Invalidität bei den Kompagnien entstände, und müßte sie dann doch fortschicken. Duldete man sie aber nur ein einziges Jahr, so würde ihre Zahl beträchtlich, und siatt daß man, wie es sich gehört, mit der Stärke der Regimenter rechnen könnte, ergäbe sich vom Ausbruch des Krieges an, auch ohne daß sie ins Gefecht gekommen wären, ein Abgang von einigen tausend Mann. Damit<171> also die Regimenter in gutem Zustand bleiben, muß der König-Connetable alle Jahre oder so oft als möglich Revue über sie halten, die Kompagnien, die Rekruten besich-tigen und sich vergewissern, ob die Gestorbenen und Invaliden durch gleich große und kräftige Leute ersetzt sind, streng die Offiziere tadeln, die in dieser Hinsicht ihre Pflicht vernachlässigt, und die belobigen, die sie erfüllt haben. Bei der Revue werden dem König auch die invaliden Soldaten vorgeführt. Es bestehen Fonds, auf die man ihnen Pension anweist. Andere versorgt man mit Neinen Anstellungen bei der Akzise, ebenso die Unteroffiziere, die bessere Posten erhalten.

Ferner werden bei den Revuen die neuen Unteroffiziere geprüft. Alle müssen alte Soldaten sein. Ich habe nicht gelitten, daß mir ein Student oder ein junger Mann, wofern er nicht von Adel war, als Unteroffizier vorgestellt wurde. Denn ein alter kriegstüchtiger und tapferer Soldat versieht sich bei der Mannschaft Respekt zu verschaffen, während ein Federfuchser nicht den Kommandoton besitzt und Strapazen nicht gewachsen ist.

Was ich von der Infanterie sage, gilt ebenso für die Kavallerie. Bei ihr ist ferner auf die Größe der Pferde zu sehen. Ich dulde bei den Kürassieren oder Dragonern keine unter 5 Fuß 2 Zoll. Ist ein Regiment schlecht beritten, so werden alle unlauglichen Gäule, die nicht mehr im Galopp gehen können, ausgemustert. Ferner ist es wichtig, ob die Regimenter gutes Zaum- und Sattelzeug haben und ob die Steigbügel gleichmäßig hoch geschnallt sind, damit die Leute nicht mit einem zu langen oder zu kurzen Bügel reiten.

Bei den kommissarischen Revuen werden die invaliden Offiziere verabschiedet und die fortgejagt, deren Betragen nicht ihrer Stellung entspricht und die sich nicht wie Ehrenmänner benehmen. Die Ausgeschiedenen sind durch Fähnriche des Regiments zu ersetzen. Unter ihnen wählt man die aus, die am gescheitesten sind, sich am besten geführt haben und die besten Zeugnisse von den Stabsoffizieren besitzen.

Der König muß vor allem darauf sehen, daß in der Armee gute Stabsoffiziere und ein gut zusammengesetztes Korps von Kapitänen sind. Die Kapitäne müssen ihre Kompagnie vollzählig erhalten; sie müssen mit Leib und Seele dienen. Die Stabsoffiziere müssen kluge Köpfe sein. Wird ein alter Kapitän allzu schwerfällig und unbehilflich, so befördert man ihn zum Major in ein Garnisonregiment und setzt einen anderen an seine Stelle. Mit noch mehr Aufmerksamkeit sind die Kommandeure der Regimenter171-1 auszusuchen. Wenn sie etwas taugen sollen, müssen sie Tapferkeit, Entschlossenheit, eigene Entschlußfähigkeit besitzen und streng auf die Beobachtung der Disziplin halten. Das ist die Schule für die Generale.

Die Generale müssen mit noch größerer Sorgfalt ausgewählt werden. Hätte ich Männer wie Turenne finden können, ich hätte nur solche angestellt. Von einem General verlangt man Tapferkeit, Kenntnis der Kriegskunst, Begabung und vor allem den<172> glücklichen Instinkt, sich sofort zu orientieren und sich mühelos zu entscheiden. Er muß einen Vorrat von Anordnungen im Geiste und von Hilfsmitteln in seiner Phantasie haben, muß, ohne die Einzelheiten zu vernachlässigen, die großen Zweige der Kriegskunst beherrschen, muß tatkräftig und wachsam sein. Da eine Armee viele Generale gebraucht, so können nicht alle gleich gut sein. Aber wenigstens hüte man sich vor der Wahl von Dummköpfen oder von Leuten, denen man Mangel an Tapferkeit vorwerfen kann, und bemühe sich, solche ausfindig zu machen, die mindestens so viel Verstand besitzen, daß sie die erteilten Befehle gut ausführen. Wenn also Regimentskommandeure oder Generale sterben, muß der König-Connetable aus dem ganzen Offizierkorps die auswählen, die sie zu ersetzen imstande sind. Die Ordnung und der gute Zustand der Regimenter hängt von der Tüchtigkeit ihrer Kommandeure ab und die gute Ausführung der Operationen eines Heeres von der Intelligenz und Tatkraft der Generale. Aus diesem Grunde kann der König nicht Sorgfalt genug auf ihre gute Auswahl verwenden.

Belohnungen für die Offiziere

Uns fehlen die Mittel zur Belohnung aller Offiziere, die sich ausgezeichnet haben. Die Ehrenzeichen sind der Schwarze Adlerorden, den nur Generalleutnants erhalten, und der Orden pour Ie mérite. Beide aber tragen nicht einen Groschen ein. Die Pensionen bestehen in ungefähr 25 000 Talern, die auf die Domänenkasse angewiesen sind, und in vierzig Amtshauptmannschaften, deren jede 500 Taler einbringt. Einige Pensionen für Offiziere habe ich von geistlichen Stiftern in Schlesien zahlen lassen. Ferner habe ich in allen Domkapiteln Pfründen zu vergeben und einige Gouverneursposten. In Wahrheit werfen alle diese Benefizien zwar so viel ab, um anständig davon zu leben, aber nicht genug, damit die Offiziere und Generale ihre Familien versorgen können. Das wäre indessen nicht nur für eine Zahl von verdienstvollen, aber wenig mit Glücksgütern gesegneten Militärs zu wünschen, sondern auch für den Staat selbst wäre es ehrenvoll, die geleisteten Diensie reichlich zu belohnen. Dann könnten in den Familien die Enkel der jetzt Lebenden sagen: Diesen Besitz hat unser Großvater im Staatsdienst erworben.

Disziplin

Die Mannszucht führt im Heer blinden Gehorsam ein. Sie ordnet den Soldaten dem Offizier unter, den Offizier seinem Kommandeur, den Obersten dem General und sämtliche Generale dem Höchstkommandierenden. Murrt ein Soldat gegen seinen Unteroffizier oder setzt er sich mit dem Säbel zur Wehr, zieht ein Offizier den Degen gegen seinen Kommandeur usw. — über alle diese ist die Todesstrafe verhängt. Ihnen gegenüber darf der Herrscher keine Gnade walten lassen. Das Beispiel wäre zu gefährlich! Die geringste Lockerung der Disziplin würde zur Verwilderung führen, diese zur<173> Aufsässigkeit, und schließlich würden die Chefs nicht Herr ihrer Untergebenen sein, sondern ihnen gehorchen müssen.

Aus dem Grunde besitzen die Generale und Obersien unbeschränkte Vollmacht über ihre Regimenter. Sie haften dem König für sie Mann für Mann. Der Chef empfängt seine Befehle, und der König ist sicher, daß sie zur Ausführung gelangen. Daher kommt es, daß Truppen, die vom Geiste straffer Disziplin erfüllt sind, keinen Ungehorsam, keine Widerrede, keine Klagen kennen. Ja, inmitten der größten Gefahren hören sie auf das Kommando und bieten dem Tode Trotz, wenn ihre Chefs es ihnen befehlen. Sie gehen, wohin sie geführt werden, und verrichten Wunder, wenn das Beispiel tapferer Offiziere sie anfeuert. Die Disziplin hält den Soldaten in Schranken und zwingt ihn zu vernünftiger und geregelter Lebensführung, hält ihn von jeder Gewalttat, von Diebstahl, Trunkenheit und Spiel zurück und nötigt ihn, beim Zapfenstreich in seinem Quartier zu sein. In einem gut disziplinierten Heere muß es ehrbarer zugehen als in einem Mönchskloster. Mit solcher strengen Subordination erreicht man, daß eine ganze Armee von der Führung eines einzigen abhängt. Der braucht, wenn er ein geschickter Feldherr ist, dann nur richtig zu denken und kann sicher sein, daß seine Ideen pünktlich ausgeführt werden.

Ordnung der Regimenter

Unter dem Worte Ordnung versieht man die Gleichmäßigkeit des Dienstes und die Genauigkeit im Exerzieren. Ist ein Regiment in guter Ordnung, dann muß eine Kompagnie der andern ähneln, dann muß Körperhaltung, Ausrüstung, Kleidung, ja selbst die Haltung der Waffen gleich sein. Die Ordnung stellt Exaktheit in den Bewegungen und Kriegsmanövern her und erstreckt sich auf alles, was in der Taktik mechanisch ausgeführt wird. Sie umfaßt gleichzeitig den Wachdienst für Posten und Patrouillen, die Pflichttreue des Offiziers, das Revidieren der Quartiere und Lazarette, alles so, wie es in den militärischen Reglements angeordnet ist, abgesehen von einigen kleinen Änderungen im Exerzieren, die ich eingeführt habe. Da ich die militärischen Reglements hier nicht abschreiben will, so verweise ich Euch darauf. Nur so viel bemerke ich: es ist notwendig, daß der Herrscher selbst ein Regiment führt, es in Zucht und Ordnung hält und es selber exerziert. Damit gibt er der Armee nicht nur ein Beispiel, sondern lernt auch selbst Fehler sehen und verbessern, und kann die Offiziere unterweisen, wie sie die Truppen ausbilden, in Ordnung halten und exerzieren sollen.

Exerzierübungen und Manöver

Die Regimenter versammeln sich alle Jahre auf zwei Monate zum Exerzieren. Diese Übungen haben lediglich den Zweck, die Soldaten auszubilden und ihnen Gewandtheit beizubringen. Ich habe den Brauch eingeführt, nach Ablauf der Exerzier<174>zeit die Truppen nach Provinzen in Lagern zu versammeln und manövrieren zu lassen, um die Offiziere heranzubilden und sie in der Übung der Truppenführung zu erhalten. Ich habe die Taktik zu vervollkommnen gesucht und die Truppen in den verschiedensten Evolutionen geübt, im Aufmarsch nach rechts oder links, nach der Mitte und aus verschiedenen Kolonnen, damit sie sich schneller formieren lernten als alle Truppen der Welt. Ich habe die Offiziere geübt, das Gelände zu beurteilen und richtig zu be-setzen, besonders sich die Flanken zu sichern. Ich habe sie dazu erzogen, im Geschwindschritt auf den Feind loszugehen, ohne zu schießen, nur mit dem Bajonett. Denn man wird den Feind bei kühnem Angriff unfehlbar in die Flucht jagen und viel weniger verlieren als bei langsamem Vorrücken. Eine Schlacht gewinnen, heißt, den Gegner zwingen, Euch seine Stellung zu überlassen. Geht Ihr ihm langsam entgegen, so bringt sein Feuer Euch starke Verluste bei. Rückt Ihr im Geschwindschritt gegen ihn vor, so schont Ihr Eure Soldaten. Eure feste Haltung schlägt ihn und zwingt ihn zu wilder Flucht. Ich habe auch die drei Glieder der Infanterie gleichmäßig ausgebildet. Sie marschieren alle auf ein Wort auf, und die beiden Hinteren Glieder sind ebensogut gedrillt wie das erste. Das ist um so nötiger, als das erste Glied im Kriege starke Verluste erleidet und die beiden anderen bald an seine Stelle treten. Dann aber ist zu ihrer Ausbildung keine Zeit mehr, es muß also vorher geschehen.

Ich habe die Kavallerie geübt, alle Arten von Attacken ungestüm zu reiten, in jedem Gelände zu kämpfen, sich geschwind zu formieren und sich schnell wieder zu sammeln, ihre Flanken zu decken und die des Gegners zu gewinnen. Darin besieht mit wenig Worten die ganze Wissenschaft der Kavallerieführer.

Von ihnen verlange ich rasche Entschlußfähigkeit: die kann ich ihnen nicht beibringen. Man kann wohl die natürlichen Anlagen der Menschen pflegen, aber es sieht nicht in der Macht der Könige, sie nach Belieben auszuteilen. Wenn ich große Kavalleriemassen zusammenzog, habe ich mich nicht damit begnügt, sie alle Arten von Attacken reiten zu lassen. Sie mußten auch die Deckung von Rückzügen übernehmen, auf Fouragierung von Grün- und Trockenfutter gehen und in verschiedenstem Gelände Arrieregardengefechte liefern. Ich habe sie von Husaren angreifen lassen, die bei uns während des Feldzugs den kleinen Krieg führen und in der Schlacht den Dienst der schweren Kavallerie versehen. Alle diese Dispositionen muß der König-Connetable selber entwerfen und auf ihre sorgfältige Ausführung halten. Wäre er nicht zugegen, so ließen die Generale sich gehen, und ihre Nachlässigkeit hätte zur Folge, daß die Armee bei den Manövern nichts lernte und die Zeit der Lagerübungen ungenutzt verstriche.

Artillerie

Die Artillerie erheischt in Friedenszeiten die gleiche Aufmerksamkeit wie die Kavallerie und Infanterie. Ich wiederhole nicht, was ich über die Auswahl der Offiziere gesagt habe. Die Artillerieoffiziere müssen vor allem das Ingenieurwesen studiert<175> haben und die allen Artilleristen Europas eigene Laune ablegen, zur Unzeit Schwierigkeiten zu machen.

Die Artillerie wird zu Schlachten und Belagerungen ausgebildet. Was die Schlacht betrifft, so übt man die Kanoniere im Laden, Zielen und raschen Schießen mit den kleinen Feldlanonen. Sie müssen sie ebenso geschwind ziehen175-1, wie die Infanterie marschiert. Was die Belagerungen angeht, so gewöhnt man sie, gut zu zielen und mit Kanonen jeden Kalibers auf Entfernungen von 12 000 bis 600 Schritt nach der Scheibe zu schießen. Dann läßt man Rikoschettbatterien errichten, um die Linien eines zu diesem Zwecke aufgeführten Polygons der Länge nach zu bestreichen. Die Kanoniere müssen lernen, ihre Batterien in einer Nacht zu erbauen und richtig abzuschätzen, wieviel Pulver zu Rikoschettschüssen gehört, um die Kugel zum Aufprallen zu bringen. Die Haubitzen sind dazu geeigneter. Ich ziehe sie den Kanonen vor. Desgleichen werden die Bombardiere ausgebildet, Bomben aufverschiedene Entfernungen an einen bestimmten Punkt zu werfen. Ich habe die Zimmerleute der Regimenter dem Artilleriekorps angegliedert, damit das Geschütz in der Schlacht besser bedient wird, und vor allem, um die Zahl der Artilleristen zu vermehren, die den Bedürfnissen des Heeres keineswegs entspricht. Desgleichen werden die Kanoniere in den Festungen exerziert, damit sich jeder auf sein Handwerk versieht. Ich habe zwei Mineurkompagnien errichtet, die alle Jahre entsprechende Übungen machen müssen. Man läßt sie gegeneinander arbeiten, damit sie lernen, den zurückgelegten Weg unter der Erde zu beurteilen und ihre Mine zur rechten Zeit springen zu lassen. In Bergen op Zoom175-2 haben sich alle französischen Mineure darin getäuscht. Sie ließen ihre Minen voreilig springen, und so wurden die der Feinde nicht zerstört. Auch läßt man Minen herstellen und laden. Man unterrichtet die Mineure über die verschiedenen Wirkungen des Pulvers, über die richtige Abmessung des Pulvers und der Verdämmungen beim Minenbau, damit die Mine beim Springen den beabsichtigten Erfolg erzielt.

In allen diesen Zweigen der Kriegskunst bedarf es fortwährender Übung. Wird nicht jeder in Friedenszeiten für das vorgebildet, was er während des Krieges leisten soll, so hat man lauter Menschen, die nur den Namen eines Berufes tragen, ihn aber nicht auszuüben wissen.

Pioniere

Mir fehlt ein Pionierkorps. Ich bin entschlossen, es zu bilden, sobald ich die Mittel dazu besitze. Ich möchte zwei Kompagnien haben, jede zu 140 Mann, 10 Unteroffizieren und 4 Offizieren. In dieses Korps sind Zimmerleute, Tischler, Schmiede usw. einzustellen. Es muß in Friedenszeiten ausgebildet werden, alle Arten von Erdarbeiten herzustellen, genau der Ausbildung der anderen Soldaten entsprechend.

<176>

Festungen

Die Fürsorge des Königs-Connetable beschränkt sich nicht bloß darauf, die Truppen in guter Ordnung zu erhalten. Er muß sein Augenmerk auch all den großen Einrichtungen zuwenden, die die Ruhe seiner Staaten sichern und zur Führung eines Angriffs- oder Verteidigungskrieges notwendig sind. In erster Linie rechne ich dazu die Unterhaltung der Festungen und ihre Verproviantierung.

Die festen Plätze sind wie mächtige Nägel, die die Provinzen des Herrschers zusammenhalten. Im Kriege dienen sie als Stützpunkte der Armee, die in ihrer Nähe sieht. Sie sind die Kornkammern der Truppen. Ihr starker Befestigungsgürtel schirmt die Magazine, die Kranken und Verwundeten und die Munition der Armee. Die Grenzfestungen bilden die vordersten Quartiere, wo große Korps sich versammeln können, um zu überwintern oder den Krieg in Feindesland zu tragen, oder endlich, um in Sicherheit zu lagern, während man die Vereinigung mit anderen Truppen abwartet. Ich halte es nicht für angebracht, die Zahl der Festungen allzu stark zu vermehren. Ihr Bau, ihre Unterhaltung und besonders ihre Besatzung verursachen große Kosten. Der Fall, daß neue Festungen gebaut werden müßten, würde eintreten, wenn neue Provinzen durch Eroberungen zu den alten hinzukommen. Für die Anlage ihrer Verteidigungswerte könnte man sich, glaube ich, nach unseren jetzigen Festungen richten. Sie sind von großer Verschiedenheit, je nach der Natur des Geländes und nach den Zwecken, die man an den verschiedenen Orten verfolgt, sei es, daß man einen Einfall der Feinde fürchtet oder selbst in ihr Gebiet einfallen will. Die Hauptregeln bei der Anlage von festen Plätzen sind folgende.

Das Gelände, das man befestigen will, ist richtig zu benutzen durch Anlage geeigneter Werke, die von keiner Höhe beherrscht werden dürfen und sich mit ihren Flanken gegenseitig Hilfe leisten können. Es ist ein großer Fehler der Ingenieure, die Werke allzuweit in die Ebene vorzuschieben und sie so weitläufig und zahlreich zu bauen, daß zu ihrer Verteidigung eine ganze Armee nötig ist. Die große Kunst besieht darin, mit wenig Mitteln beträchtliche Wirkungen zu erzielen. Wie ein Kleid, das gut sitzen soll, sich der Figur des Bestellers genau anschmiegen muß, so müssen auch die Werke eines gut befestigten Platzes der Ausdehnung der Stadt entsprechen, die sie umgeben, und der Besatzung, die zu ihrer Verteidigung bestimmt ist. Wer dieses Verhältnis nicht beachtet, gerät in die mißliche Lage, daß er in kleinen Städten weder hinreichende Deckung für eine starke Besatzung findet, noch genügend Platz für die riesigen Proviant- und Munitionsmagazine, die eine große, mit Truppen angefüllte Festung<177> erfordert. Durch viele starke Besatzungen wird auch das Heer geschwächt und ist dann fast außerstand, im Felde zu operieren.

Prüfen wir also, welche Verteidigungsmittel anzuwenden sind, um mit wenig Mitteln eine gute Verteidigung zu erreichen. Ich finde vor allem zwei. Beide Elemente, Wasser und Feuer, jedes an der richtigen Stelle gebraucht, legen dem Belagerer die größten Schwierigkeiten in den Weg und schonen die Truppen des Belagerten sehr. Das Wasser benutzt man zu Überschwemmungen und Außengräben. Findet man ähnliche Becken wie das von Neiße, so kann man Außengräben, Schleusen und Überschwemmungen so anlegen, wie ich es getan habe. Bei Wassermangel muß man seine Zuflucht zum Feuer nehmen und den gedeckten Weg, das Glacis und die Werke gut minieren. Minen ziehen eine Belagerung sehr in die Länge und verteidigen den Platz besser als Festungswerke. Sie zwingen den Feind zu vorsichtigem Handeln, und sind sie in Höhe des Wasserspiegels angelegt, so kann er sie unmöglich zerstören. Eine gut angelegte Mine soll dreimal springen können: zunächst die Flattermine, dann die Kammer, die zehn Fuß unter der Erde liegt, und schließlich die eigentliche Mine, die sich oft in einer Tiefe von 25 und mehr Fuß befindet. Oft werden auch Haupt- und Zweigstellen gebaut, um die Galerien dem Feinde möglichst weit entgegenzutreiben. Als Muster für Minenanlagen können die auf dem Fort Preußen in Neiße und alle in Schweidnitz gelten.

Die Glacis der festen Plätze an den Grenzen der Kaiserin-Königin müssen noch besondere Verteidigungseinrichtungen erhalten. Das geschieht durch bombensichere Kaponnieren, die man am einspringenden Winkel des gedeckten Weges anlegt und mit je einem Unteroffizier und zwölf Mann besetzt. Solche Anlagen zur Bestreichung des Grabens bewähren sich vortrefflich bei Überfällen, die von leichten Truppen, Panduren und Kroaten bisweilen recht dreist versucht werden. Was die Festungswerke selbst betrifft, so glaube ich, die besten sind die doppelten gedeckten Wege, ähnlich wie in Wesel, die schmalen Enveloppen, die Ravelins mit Grabenscheren und zurückgebogenen Flanken, die Bastionen mit zurückgebogenen Flanken, an denen man Plätze freiläßt, von wo aus das Geschütz ungesehen den Graben bestreichen kann. Ich muß hier eine Erfindung hinzufügen, die ich in Glatz habe ausführen lassen. Sie besieht darin, daß man das Glacis nicht in geraden, sondern in gebrochenen Linien führt, um es vor der Längsbestreichung zu sichern. Traversen geben niemals hinreichenden Schutz dagegen. Ich glaube auch, daß Glatz zum Muster für Außenwerke genommen werden kann. Diese Anlagen sollen verhindern, daß die Festung von den umliegenden Höhen beherrscht wird. Was die Höhen um eine Stadt betrifft, so möchte ich niemals zu ihrer Befestigung raten. Wenn sie nicht aus Felsen bestehen, ist es billiger, den Gipfel allzu naher Berge abzutragen und Einsenkungen, die dem Gegner als Ansatz zu Laufgräben dienen könnten, auszufüllen, als eine Ebene bis ins Unendliche zu befestigen. Mit diesen Mitteln kann man gute Festungen anlegen und behält doch starke Armeen im Felde.

<178>

Womit man eine Festung ausrüsten muß

Sind die Werte vollendet, so muß die Festung mit allem ausgerüstet werden, was zu einer Belagerung nötig ist. Liegt sie an der Grenze, so ist sie zur Verteidigung einzurichten und gleichzeitig mit Lebensmitteln und Munition zu versehen, um die Unternehmungen Eurer Armee gegen Eure Feinde zu erleichtern. Was den ersten Punkt betrifft, so können die Festungswerke als die geringste Ausgabe betrachtet werden. Alsdann sind große Kasernen zur Aufnahme zahlreicher Truppen zu errichten und mit Betten und anderen erforderlichen Utensilien auszustatten. Auch kann ein großes Lazarett zur sicheren Unterbringung der Kranken und Verwundeten erbaut werden. Ein Zeughaus mit zahlreichem Geschütz ist nötig, mit Zwölf, und VierundzwanzigPfändern für die Wälle, mit Drei- und Sechspfündern für den gedeckten Weg und mit Mörsern im Verhältnis zu den Werken. Der Bau der Pulvermagazine erfordert nicht weniger Aufmerksamkeit und Kosten. Gewöhnlich legt man sie in die Schultern der Ravelins an die Stelle, wo man am wenigsten einen Angriff befürchtet. Größere legt man sogar dicht bei Flüssen an und baut die Mauern auf der der Stadt abgewandten Seite schwächer, damit eine etwaige Explosion der Stadt und den Befestigungen nichts schaden kann. Sind die Werke einer Stadt mit Minen versehen, so braucht sie viel mehr Pulver als eine Festung ohne unterirdische Verteidigungsan, stalten. 8 000 Zentner Pulver sind für eine Stadt von mittlerer Größe nicht zuviel. Man rechnet 1 000 Kugeln auf das Geschütz, 500 Bomben auf jeden Mörser und einige Millionen Gewehrkugeln für das Infanteriefeuer. Alles in allem gerechnet, braucht der einzelne Mann der Besatzung 1800 Schüsse. Ebenso rechnet man drei Gewehre pro Kopf. Die Artilleriemagazine sind zu füllen mit Schwefel, Salpeter, Lunten, Blei, Eisen, Teer, Seilen, Hacken, Bellen, Schaufeln, Ersatzlafetten, Sattel, wagen, Sturmhaten und all den Werkzeugen, deren eine belagerte Stadt zu ihrer Ver<179>teidigung bedarf. Zu erbauen ist ferner ein großes Vorratsmagazin, das wenigstens so viel Mehl enthalten muß, um die Besatzung ein Jahr lang zu ernähren.

Das sind ungefähr und in großen Zügen die Haupterfordernisse für eine Festung. Handelt es sich um einen sogenannten Waffenplatz, von dem aus man einen Angriffskrieg unternehmen will, so müssen die Mehlmagazine beträchtlich genug sein, um den Unterhalt von 60 000 Mann auf vier Monate zu decken. Ferner muß ein Park von Belagerungsartillerie aufgestellt werden, bestehend aus 25 Mörsern, 30 Vierundzwanzigpfündern, 20 Zwölfpfündern und 12 Haubitzen mit doppelt soviel Kugeln, als zur Verteidigung eines Platzes gebraucht werden. Die Armee braucht 8 000 Zentner Pulver, einige Millionen fertiger und geladener Kartuschen, 30 bis 40 Pontons mit ihren Wagen, 15 000 bis 20 000 Gewehre, Schabracken, Sättel, Pistolen, Säbel, Zaumzeuge, Koppel, Patronentaschen usw., damit der Platz die Armee im Felde mit allem Erforderlichen versehen kann.

Wenn alle diese Vorbereitungen nicht im voraus getroffen sind, so bezahlt man im Bedarfsfall das Doppelte und bringt sie nicht zur rechten Zeit und an dem bestimmten Orte zusammen. Der Heerführer wird immerfort in seinen Unternehmungen aufgehalten, kann seine Vorteile nicht ausnutzen und wird nur einen schlechten und unglücklichen Krieg führen.

Waffen- und Gcschützmagazine für die Armee

Unsere Magazine für die Feldarmee befinden sich großenteils in Berlin, Breslau, Magdeburg und Stettin. Vorhanden sind 100 Schüsse pro Mann in jeder ProvinzHauptstadt für die dort in Quartier liegenden Truppen. Die Feldartillerie besieht aus zwei Dreipfündern für jedes Infanterie- und Grenadierbataillon. Sie ist auf Berlin und Breslau verteilt. Zu ihr gehört ein Part von schwerer Artillerie zur Verwendung im Felde, besonders in Schlachten, von kleinen Mörsern und einigen Haubitzen mit aller dazugehörigen Munition. 100 Kugeln pro Geschütz betrachten die Artilleristen als hinreichend für zwei Feldzüge. Ich lasse gegenwärtig an der Vermehrung dieser Munition arbeiten, um sie zu verdoppeln und so für alle Fälle gerüstet zu sein. Wir haben ferner drei Pontonbrücken, die größte in Berlin, die zweite in Magdeburg und die dritte in Neiße. Alles Blei, das in Berlin war, ist in Kugeln umgegossen. Ich habe die Festungen damit versehen und in der Hauptstadt nur so viel zurückbehalten, als für die Regimenter der Provinz und den Bedarf der Artillerie notwendig ist. Man muß sich im voraus mit Blei versorgen. Am billigsten kauft man es im Harz. Kanonenkugeln und Bomben werden bei uns nicht in genügender Menge hergestellt. Ich lasse sie aus Schweden kommen.

In Berlin ist ferner das allgemeine Magazin für die Armee. An Waffen und sonstigem Bedarf befinden sich im Zeughaus gegenwärtig 21 000 Gewehre (20 000 mehr sind nötig), Sättel für 3 000 Reiter, Koppel für acht Regimenter, Patronen<180>laschen, Säbel, Wehrgehänge usw. Das ist aber nur der Anfang des für die Armee erforderlichen Magazins, von dem ich bald noch zu reden haben werde. Wird eine beträchtliche Truppenvermehrung geplant, so sind dafür Vorbereitungen zu treffen und im voraus für die Kavallerie wie für die Infanterie Waffen, Säbel, Wehrgehänge, Patronentaschen, Pistolen, Sättel, Zaumzeug, Steigbügel, Gebisse, Koppel aufzuspeichern. Werden solche Vorkehrungen beizeiten getroffen, so wird der Krieg, wenn man ihn führen muß, weniger kostspielig, und das Verlorene läßt sich schneller ersetzen, als wenn man sich nicht im voraus gerüstet hat.

Das Ökonomiedepartement und die Beschaffung der Ausrüstung, Uniformen und Pferde

Die Bekleidung der Kavallerie, Infanterie und Husaren und das Geld, das der Staat für die Remonten bezahlt, gehört zu den drei Kassen, deren Leitung Generalleutnant von Massow180-1 hat. Die Uniform der Infanterie kostet jährlich 503 650 Taler. Für die Kavallerie180-2, Dragoner und Husaren bezahlt der Staat 255 686 Taler. Daran werden 40 000 Taler gespart. Die Remonten bezahlt der Staat mit 214 258 Talern. Die vakanten Rationen bringen 88 103, also beträgt die Ersparnis 127 000 Taler. Auf diese Weise werden bei den drei Kassen jährlich gut und gern 152 000 Taler erspart. Daraus hat sich ein Fonds von 668 000 Talern gebildet, aus dem der Armee Pferde für zwei Feldzüge geliefert werden können, und ein zweiter von 100 000 Talern, mit denen die Überzähligen beritten gemacht werden. Außerdem hat die Kasse für 100 000 Taler Kriegsbedarf an das Armeemagazin geliefert. Die Komplettierung dieses Magazins wird noch 300 000 Taler kosten. Außer obiger Ersparnis besitzt die gesamte Infanterie eine Reserveuniform. Das ist keine Knauserei, sondern kluge Vorsicht, um den letzten Taler in der Tasche zu haben und nicht die Waffen vor einem mächtigen Feinde sirecken zu müssen, der mehr Hilfsquellen besitzt und den Krieg nur in die Länge zu ziehen braucht, nach Art von Leuten, die einen Prozeß verschleppen, um ihren Gegner mattzusetzen und ihn zur Aufgabe des Kampfes zu zwingen, da er ihn aus Mangel an Mitteln zur Bestreitung der Kosten nicht fortsetzen kann.

Das Kriegskommissariat

Das Kriegskommissariat bildet die Grundlage der Armee: es ernährt sie. Zu dem Zweck habe ich außer den Getreidemagazinen, die für das Land in schlechten Jahren bestimmt sind180-3, in allen Provinzen Vorratsmagazine für das Heer eingerichtet. Der ganze Vorrat besieht aus 53 000 Scheffeln. Mit 40 000 Scheffeln kann man<181> 100 000 Menschen 17 Monate und 3 Tage ernähren. Die Getreidemagazine sind auf die festen Plätze und die Städte am Laufe der großen Flüsse verteilt, können also, nach welcher Seite der Krieg sich auch wendet, mühelos dorthin geschafft werden. Zwei Drittel dieser Magazine bestehen aus Mehl, weil es sich besser hält als Getreide und man in Kriegszeiten nicht Mühlen genug findet, um die erforderliche Menge für das Heer zu mahlen. Das letzte Drittel besieht aus Korn, das im Falle einer Haferteuerung als Pferdefutter zu verwenden ist. Der Kornvorrat wird alle drei Jahre ausgewechselt, damit er nicht schlecht wird. Dank dieser Maßnahme werden unsere Magazine nie durch Hitze, Mäuse und Ungeziefer verdorben.

Das Kommissariat führt die Aufsicht über die Proviantwagen der Regimenter. Um eine richtige Vorstellung davon zu geben, entwerfe ich eine gedrängte Schilderung unserer Provianteinrichtungen im Kriege. Ist eine etwas längere Unternehmung geplant, so bekommt jeder Soldat für 6 Tage Brot. Die Kompagniewagen führen Brot für weitere 6 Tage mit. Außerdem hat das Kommissariat Wagen, deren jeder drei Tonnen Mehl befördert. Die Wagen sind auf Königsberg, Berlin und Breslau verteilt und reichen hin, um für 10 Tage Mehl fortzuschaffen. Es ergibt sich also: der Soldat trägt für 6 Tage Unterhalt, die Kompagniewagen für 6 Tage und der große Fuhrpark für 10: im ganzen 22 Tage. Zur schnellen Vermehrung der Depots, die man in Feindesland anlegt, wo man allenthalben Getreide findet, habe ich für jede Kompagnie Handmühlen herstellen und sie an die ganze Armee verteilen lassen. Läßt man das Getreide dreschen und von Soldaten mahlen, so kann man in acht Tagen einen Mehlvorrat für 15 Tage bekommen, der mit dem Mehl des Kommissariats vermischt gutes Brot liefert.

Außer allen diesen Fuhrwerken führen wir bei der Armee noch eiserne Backöfen für die Bäckerei mit. Im Feldzuge von 1744 besaßen wir nicht genug davon: das hat mich in große Verlegenheit gebracht. Da Erfahrung vorsichtig macht, habe ich 48 anfertigen lassen: das genügt ungefähr für ein Heer von 100 000 Mann. In den früheren Kriegen waren wir gezwungen, die Kähne der Kaufleute mit Beschlag zu belegen. Da sich aber ergab, daß der Handel dadurch zu sehr litt, schlug man mir vor, geschlossene Kähne zum Transport von Korn und Futter bauen zu lassen. 30 davon sind fertig, 140 fehlen noch. Da sie aber während des Friedens verfaulen könnten, werde ich mich damit begnügen, das nötige Zimmerholz schneiden und Herrichten zu lassen und es in einem Magazin in Küstrin zu verwahren. Im Bedarfsfalle können die Kähne dann binnen drei Wochen fertiggestellt werden.

Ferner führt das Kommissariat Listen über alle Provinzen und über die Verteilung der Artillerie- und Trainpferde, der Knechte und Trainsoldaten der Armee. Die Artilleriepferde und Lebensmittel werden vom Havelland, vom Magdeburgischen, Halberstädtischen, dem Mindener Land und von Pommern geliefert. Die Kavallerieregimenter stellen die Artillerieknechte aus ihren Kantons. Ebenso bezieht jedes Regiment seine Troßknechte aus den in die Stammrolle eingettagenen Bauern seines<182> Kantons. Desgleichen sind die Pferde in Listen eingetragen und werden jährlich zweimal vom Landrat gemustert. Die Bagagepferde für die Offiziere bereiten die größte Schwierigkeit. Ich bezahle sie den Offizieren. Da sie aber Mühe hätten, sie schnell zusammenzubekommen, so habe ich einige tausend in Mecklenburg auflaufen lassen und sie statt des Geldes den Offizieren gegeben. Das war vorteilhafter.

Münchow182-1 hat eine Einrichtung in Schlesien getroffen, die sich in dringenden Fällen als sehr nützlich erweisen wird und die man in den übrigen Provinzen nachahmen kann. Sie besieht darin, daß die Kreise in Schlesien ständig eine bestimmte Menge Hafer, Stroh und Heu in Bereitschaft halten, genug, um die Pferde einer Armee von 60 cxx> Mann vier Wochen lang zu ernähren.

Servis und Quartier in Friedenszeiten

Das Servis der Städte besteht in einer bestimmten Geldsumme, die die Bürgerschaft an die Garnison zahlt. Dafür sucht die sich ihr Unterkommen und vergütet es den Bürgern. Die ganze Armee hat zehn Monate im Jahre viele Urlauber, damit der Kapitän von dem Gelde, das er dabei gewinnt, schöne Leute im Ausland anwerben kann, um seine Kompagnie zu heben und zu rekrutieren. Wegen dieser Urlauber zahlen die Städte nur für eine bestimmte Zahl von Soldaten. Das heißt, die großen oder die Hauptstädte der Provinzen entrichten das Servis nur für 90 Mann, für die Unteroffiziere und Offiziere, und nur während der beiden Exerziermonate für die volle Truppenstärke. Die Unterbringung des Soldaten und seine Verpflegung in Friedenszeiten erfordert gute Einrichtungen. Für seinen Unterhalt muß folgendes verlangt werden. Während der zehn Monate, wo die Urlauber nicht da sind, muß er in guten Betten schlafen. Es dürfen nicht mehr als vier Mann in einem Zimmer liegen. Keiner darf im Keller oder unter dem Dach, in schmutzigen und ungesunden Löchern einquartiert werden. Jeder Soldat hat drei wachfreie Nächte. Er wirtschaftet selber und gibt am Löhnungstage fünf Groschen von seiner Löhnung an den Kameraden ab, der die Wirtschaft führt und ihn ernährt. Der Soldat kocht am Herde des Bürgers, bei dem er wohnt. Durch diese Einrichtung erhält man den Soldaten gesund, kräftig und sauber. Die Sorge für die Wirtschaft verhindert ihn, liederlich zu leben. Er ist seiner Mahlzeit sicher, kann sich nicht alle Tage in Branntwein betrinken, macht Bekanntschaften in der Kompagnie und freundet sich mit seinen Kameraden an. Er wird seltener krank, und vor allem unterscheidet sich die Art seines Unterhalts in Friedenszeiten kaum von der im Kriege; denn er ist gewohnt, selbst zu kochen und seinen Haushalt zu besorgen.

Unsere ganze Infanterie sieht in den Städten. Es liegt sehr im Interesse der Ordnung und Mannszucht, daß die Regimenter an ein und demselben Orte in Garnison<183> sind. Dann kann man die Soldaten, die sich gegen ihre Wirte ungehörig betragen, sireng bestrafen. Der Bürger hat keinen Anlaß zur Klage über den Soldaten noch der Soldat Anlaß zur Klage über den Bürger. Ebenso sieht die Kavallerie in den Städten, aber nur wenige Regimenter liegen in einer Garnison zusammen. Die Regimenter Gensdarmes, Buddenbrock, fünf Estadrons von Schorlemer und fünf von Zielen genießen diesen Vorteil. Die übrigen sind alle mehr oder minder auf die kleinen Städte verteilt. Durchaus zusammengelegt werden müßten die Quartiere der Regimenter Markgraf Friedrich, Prinz von Preußen, Bredow und der Carabiniers. Die Schwierigkeiten, die sich in den Weg stellen, sind Mangel an Futter und an genügenden Stallungen. Die Kavallerie darf für gewöhnlich sechs Wochen lang 20 Pferde jeder Eskadron auf Weide schicken. Man muß sich jedoch wohl hüten, ihr in diesem Punkte den Zügel zu locker zu lassen.

Ich habe noch nicht von den Kasernen gesprochen. Sie sind gut in bestimmten Fällen und wenn man es nicht übertreibt. Gut ist es z. B. in großen Städten zur Erleichterung der Bürgerschaft, alle verheirateten Soldaten in Kasernen unterzubringen. Daher beabsichtige ich, in Berlin für jedes Regiment eine Kaserne erbauen zu lassen, die 100 Mann beherbergen kann. Übrigens verlieren die Regimenter, wenn sie die unverheirateten Soldaten in Kasernen legen. Notwendig aber werden die Kasernen in Grenzfestungen, in denen im Kriege eine beträchtliche Truppenmacht versammelt werden muß. Dann bewahrheitet sich das Sprichwort: Not kennt kein Gebot.

Alles oben Gesagte über die Wirtschaft und die Verpflegung des Infanteristen gilt ebenso für die Kavallerie.

Notwendigkeit dieser Fürsorge

Das ist ungefähr alle Fürsorge, die das Militär in Friedenszeiten erheischt. Wenn Europa sich bei meinem Tode in Ruhe befindet, wird sich das alles leicht in dem jetzigen Gang erhalten lassen, den es durch die Gewohnheit einiger Jahre bereits angenommen hat. Der Augenblick aber, wo ein Herrscher am meisten zu tun hat, ist die Zeit nach Beendigung eines Krieges. Er allein kann dann durch sein Beispiel und durch seinen Fleiß die Truppen und alle Geschäfte in den alten Zug bringen, zumal die Einzelheiten bei sehr viel Offizieren in Vergessenheit geraten sind oder von anderen als überflüssig betrachtet werden. Dann muß der König-Connetable dafür sorgen, daß bei seinen Truppen die alte Mannszucht zurückkehrt. Er muß sie exerzieren und manövrieren lassen, muß die Offiziere, die sich vernachlässigen, bestrafen und mit seiner ganzen Herrscherautorität auf pünktliche Pfiichterfüllung dringen. Er muß darauf bedacht sein, seine Kavallerie wieder gut beritten zu machen, die Feld- und Belagerungsartillerie zu ergänzen, die Ordnung in den Kassen herzustellen, die Wirtschaft und die Quartiere der Regimenter gut zu regeln, den Fuhrpark des Kommissariats zu erneuern, die Festungen instand zu setzen und zu ver<184>proviantieren oder neue zu bauen, soviel Geld als nur möglich auf gesetzmäßigem Wege in den Schatz zu legen und alles, was die Armee betrifft, auf den alten Fuß vor dem Kriege zu bringen. Ebenso muß er sich nach dem Kriege bemühen, den Charakter der im Felde beförderten Stabsoffiziere kennen zu lernen, damit er im Falle eines neuen Krieges weiß, wozu er sie verwenden kann. Ohne dieses Menschensiudium wird der Herrscher, der seine Armee selbst befehligt, entweder genötigt, seine Generale um Rat fragen zu müssen, so oft er eine Wahl zu treffen hat, oder schlecht wählen. Der erste Fall ist bedenklich, da die Generale menschlichen Leidenschaften unterworfen sind. Im zweiten Fall überläßt er sich dem Zufall. Der Herrscher muß also alles daransetzen, die Begabung der Offiziere kennen zu lernen, damit sie, wenn er ihnen Aufträge erteilt, zu deren Ausführung befähigt und imstande sind.

Der Generalstab der Armee

Will der Herrscher seine Armee selbst kommandieren, so muß er einen Generalstab bei sich haben. Der meine umfaßt gegenwärtig ungefähr folgende Personen: einen Generalquartiermeister, einen Quartiermeisterleutnant, fünf Ingenieure oder Zeichner (das genügt für eine Armee, aber je nach der Truppenzahl ist das Doppelte oder Dreifache nötig), ferner vier Kapitäne, die den Dienst von Brigademajors versehen, einen Adjutanten, der die Einzelheiten in der Armee unter sich hat, einige Generale und Obersten für besondere Kommandos, einige Oberstleutnants und Majors, die in Kriegszeiten die Grenadierbataillone184-1 führen sollen, und einige Flügeladjutanten. Ich stelle sie außerhalb der Armee; denn nähme ich sie während des Feldzugs aus den Regimentern, so würden ihre Kompagnien und der Regimentsdienst darunter leiden. Die Kapitäne haben für Herstellung von Wegen zu sorgen, die Bagage zu beaufsichtigen, damit sie in Ordnung marschiert, auch Transporte zu führen. Außerdem sieht Oberst Retzow184-2 an der Spitze des Kommissariats, unter ihm vier Offiziere, die das Detail dieses Dienstzweiges besorgen. Alle werden im Frieden stets zur selben Arbeit gebraucht, lernen also ihren Bemf gründlich kennen und verstehen sich im Kriege darauf.

Zukunftsphantasien184-3

... Wenn man in der Lage ist, das Heer zu vermehren, worin sollen dann die neuen Aushebungen bestehen? Das kommt auf das Land an, das Ihr erobert habt. In Sachsen könnt Ihr 40 Bataillone und 40 Schwadronen unterhalten, in PolnischPreußen zwei bis drei Husarenregimenter errichten, in Mecklenburg 10 Bataillone und10 Schwadronen Dragoner....

<185>

Angesichts der mächtigen Nachbarn Preußens wäre zu wünschen, daß die Armee auf folgenden Fuß gebracht würde: 180 Bataillone Infanterie und Grenadiere, 100 Schwadronen Kürassiere und 100 Schwadronen Husaren, 4 Bataillone Felds artillerie, 4 Bataillone Garnisonartillerie, 6 Kompagnien Mineure, 4 Kompagnien Pioniere, 200 Ingenieuroffiziere; Generalsiab, Kommissariat und das übrige im Verhältnis dazu. Mit einer so zahlreichen Armee könnte der Staat nach allen Seiten Front machen und sich gegen seine Feinde mit Überlegenheit behaupten.

Ich für mein Teil habe mit allen Kräften zur Vermehrung des Heeres und zur Stärkung des Staates beigetragen. Ich glaube, daß meine Zeit vorüber ist, und hinterlasse diese Projekte der Nachwelt, damit sie nicht denkt, in Preußen sei schon alles geschehen, und damit sie sieht, daß die bestehenden Einrichtungen in allen Zweigen der Staatsregierung nichts im Vergleich zu dem sind, was noch zu tun bleibt.

Man wird mir einwenden, daß ich immer nur von der Landmacht spreche, von der Seemacht aber schweige. Bis jetzt sind die Hilfsquellen des Staates kaum ausreichend, die Armee zu bezahlen und soviel im Schatz niederzulegen, wie nötig ist, um sie vor dem Feinde manövrieren zu lassen. Es würde jetzt ein großer politischer Fehler sein, wenn man daran denken wollte, unsere militärische Kraft zu zerrütten. Die Österreicher sind unsere wahren Feinde, sie haben nur Landtruppen, und an sie müssen wir bei allen unseren militärischen Maßnahmen denken. Rußland hat in der Tat eine Flotte und eine große Anzahl von Galeeren. Aber unsere Küsten sind zu Landungen für sie nicht geeignet. Ihre Flotte kann uns nichts weiter antun, als daß sie in dem neutralen Hafen von Danzig landet und dort Truppen ausschifft, um die Verbindung zwischen den Truppen in Pommern und Ostpreußen ab, zuschneiden.

Wären wir Herren von Polnisch-Preußen und besonders von Danzig, so würde die Sache sehr anders stehen. Dann würde ich raten, an die dreißig Galeeren und einige Fähren mit ansehnlichen Batterien zu halten, wie die Schweden, die damit zwischen ihren Inseln gleichsam ein Bollwerk bilden und die Galeeren auf der Reede verteidigen. Man könnte außerdem 8 bis 10 Fregatten halten, um die Galeeren dahin zu begleiten, wo man sie braucht. Ich würde nicht raten, Linienschiffe zu bauen, weil man sie in der Ostsee wenig brauchen kann und sie unermeßliche Kosten machen. Und wozu könnte man sie verwenden? Etwa zum Kriege gegen Rußland? Was kann man in diesen öden und barbarischen Gebieten der Zarin gewinnen? Sie für uns erobern wäre Torheit; sie für andere erobern wäre recht unnütz, und wenn es geschehen sollte, so müßten die, welche dieser Eroberungen sich erfreuen wollten, ihre Schiffe und ihre Flotte dazu leihen....

Es gibt andere, notwendigere Einrichtungen, die bei uns zum Vorteil der Armee getroffen werden müssen. Sie bestehen in der Ermunterung der Salpetermanufakturen, in der Vermehrung der Pulverfabriken, damit sie jährlich 10 000 Zentner liefern können, in der Vermehrung der Bomben- und Kugelgießereien, in der<186> Hebung der Waffenfabrik, deren Leistung so erhöht werden muß, daß sie jährlich 20 000 Gewehre, 10 000 Degen und 4000 Säbel herzustellen vermag.

Nachdem ich in diesem politischen Testament von allen Zweigen der Staatsverwaltung gesprochen habe, schließe ich es mit einigen Gedanken über die Erziehung, die einem Prinzen zuteil werden muß, damit er nach seiner Thronbesteigung all diese verschiedenen Geschäfte bewältigen kann.


168-1 Vgl. dazu das militärische Testament von 1768 in Bd. V.

168-2 Die 1748 verfaßten „GeneralPrinzipien vom Kriege“ (vgl. Bd. V), die dem Testament hinzugefügt sind.

168-3 Flavius VegetiusEpitoma rei militaris, Buch I, Kap. I.

168-4 1741—1743. Vgl. Bd. II, S. 128.

168-5 Erbstatthalter Wilhelm III., König von England († 1702).

169-1 Der österreichische Erbfolgelrieg.

170-1 Zwei Kompagnien bildeten eine Schwadron.

170-2 Die in die Stammrolle Eingetragenen.

170-3 Die Patronen mußten vor dem Gebrauch erst abgebissen werden.

171-1 Der Kommandeur führte das Regiment, während der Chef, nach dem das Regiment auch hieß, die Verantwortung für dieses trug.

175-1 Die Bataillonsgeschütze waren unbespannt und wurden von den Kanonieren gezogen. Vgl. Bd. II, S. 49.

175-2 Die Festung wurde am 6. September 1747 von den Franzosen gestürmt.

180-1 Vgl. S. 128.

180-2 Unter Kavallerie sind die Kürassiere zu verstehen; sie hießen auch in der Dienstsprache „Regimenter zu Pferde“.

180-3 Vgl. S. 139.

182-1 Graf Ludwig Wilhelm Münchow, Provinzialminister für Schlesien 1742—1753.

184-1 Jedes Infanterieregiment hatte zwei Grenadierkompagnien; ans ihnen wurden bei Krlegsausbrnch selbständige Bataillone gebildet.

184-2 Wolf Friedrich von Retzow.

184-3 Hier knüpft der König an den Abschnitt „Politische Träumereien“ (S. 160 f.) an.