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Apostolischer und theologischer Kommentar zu den heiligen Prophezeiungen des heiligen Verfassers von „Blaubart“ (1779)137-1

Vorrede des Bischofs von Puy137-2

Welt soll erfahren, daß unter den Papieren des hochseligen Dom Calmet137-3 kürzlich ein theologischer Kommentar zu „Blaubart“, einem ebenso nützlichen wie erbaulichen Werke, entdeckt worden ist. Man hatte seinerzeit gezögert, ihn mit den übrigen Werken des gelehrten Benediktiners zu veröffentlichen, da Dr. Tamponnet137-4 und andre Mitglieder der Sorbonne mit anstößiger Halsstarrigkeit darauf beharrten, daß „Blaubart“ kein kanonisches Wert sei. Aber der Erzbischof von Paris, dessen umfassende Gelehrsamkeit bekannt ist, Kardinal Rohan, der für einen der ersten Theologen des Königreichs gilt, der Bischof von Belan137-5, der sich durch seinen Eifer hervortut, die Bischöfe von Montpellier und von Tours, kurz alle Häupter unsres Klerus haben bewiesen, daß „Blaubart“ nicht zu den Apokryphen gehört. Daraus entstand ein<138> Streit von hervorragender Gelehrsamkeit. Die Verteidiger von „Blaubart“ stützten sich auf Erasmus, der das Werk in seinem unvergleichlichen „Lob der Narrheit“ erwähnt, auf den heiligen Athanasius, der Stücke daraus in seinem Streit mit den Arianern zitiert, auf den heiligen Basilius, der es streng rechtgläubig findet, auf den heiligen Gregor von Nazianz, der sich in einer an Kaiser Julian gerichteten Verteidigung des Christentums auf die in „Blaubart“ enthaltenen Prophezeiungen stützt, auf den heiligen Johannes Chrysostomos, der aus diesem frommen Buche die schönsten rhetorischen Figuren entnahm, mit denen er seine wundervollen Homilien schmückte. Der fromme Bischof Las Casas138-1 las zu seiner Erbauung täglich einen Abschnitt daraus. „Blaubart“ war das Brevier Papst Alexanders VI. Auch der Kardinal von Lothringen138-2 hielt das Buch für kanonisch. Zählt man die Stimmen, so ergibt sich also, daß die Zahl derer, die „Blaubart“ für ein prophetisches und von Gott inspiriertes Buch erklären, weit größer ist als die Zahl derer, die es anzweifeln.

Von seinem Ursprung ist so viel bekannt: „Blaubart“ erschien in Alexandria mit der Septuaginta-Übersetzung des Pentateuchs und der übrigen Bücher des Alten Bundes138-3. Während der Babylonischen Gefangenschaft hatten die Israelis ten das Alte Testament verloren, aber die Samariter hatten es bewahrt, mit ihm auch den „Blaubart“. Als das jüdische Volk aus dem babylonischen Exil nach Jerusalem zurückgekehrt war, sammelten Esra und Nehemia mit größtem Fleiß alles, was sie von den verlorenen kostbaren Schriften aufbringen konnten. Einige Bücher fanden sie wieder, andre stellten sie nach der mündlichen Überlieferung her. Bei ihrer ungeheuren Arbeit und dem Bestreben, ihr Werk rasch zu vollenden, versäumten sie, „Blaubart“ der von ihnen nach besten Kräften wiederhergestellten Sammlung der Heiligen Schriften einzuverleiben. Diese Nachlässigkeit Esras trägt die Hauptschuld an den Zweifeln, die einige Doktoren über die Echtheit des Werkes geäußert haben.

Indes braucht man nur nachzulesen, was der heilige Franz von Assisi darüber schreibt, um auch den letzten Zweifel über „Blaubart“ zu verscheuchen. Der heilige Franz sagt nach strenger Prüfung des Werkes: „Es trägt alle Kennzeichen göttlicher Eingebung. Es ist ein Gleichnis oder vielmehr eine Prophezeiung unsres ganzen Heilswerkes. Ich erkenne den Stil der Propheten wieder, die Anmut des 'Hohenlieds', das Wunderbare des Propheten Jesaias, die männliche Energie Hefekiels, dazu das ganze Pathos des Ieremias. Da sich ferner im hebräischen Original an syrischen Ausdrücken und Wendungen nichts findet, so hat der von Gott inspirierte Verfasser von 'Blaubart' unstreitig<139> lange vor der Babylonischen Gefangenschaft gelebt.“ Der heilige Franz hält ihn sogar für einen Zeitgenossen des Propheten Samuel, was wir aber nicht positiv zu behaupten wagen.

Der Name des Verfassers dieses heiligen Buches ist nicht auf uns gekommen, ein Zeichen seiner großen Bescheidenheit, worin die Schriftsteller dieses Jahrhunderts ihm wenig gleichen. Aber wir kennen doch ebensowenig die Verfasser der Bücher Ruth, Hiob und der Makkabäer. Vielleicht ist unser heUiger Prophet darin Moses vergleichbar, der, wie kein Sterblicher auf der Welt, uns die Geschichte seines Todes und seiner Beerdigung hinterlassen konnte.

Begnügen wir uns indes mit dem, was unser berühmter Kommentator Dom Calmet von „Blaubart“ sagt. Er sieht darin eine heilsame Lehre zur Erbauung frommer Seelen und offenbar in Erfüllung gegangene Prophezeiungen, die, wie er hinzufügt, vor allem für die Bestätigung der Wahrheit unsrer heiligen apostolischen römisch-katholischen Religion sehr ins Gewicht fallen. Wäre dieser kostbare Kommentar noch länger unbekannt geblieben, so wäre das ein unersetzlicher Verlust für die streitende Kirche gewesen.

Wir sehen uns aus mehr als einem Grunde zu seiner Veröffentlichung gezwungen. Ach! Wir sind nahe dem Ende der Zeiten. Der große Tag rückt heran, der allen menschlichen Eitelkeiten ein Ziel setzen wird. Alles, was uns geweissagt ist, geht in Erfüllung. Die Natur verliert ihre Fruchtbarkeit, das Menschengeschlecht entartet zusehends. Schon gewinnt die verderbte Vernunft die Oberhand über die christliche Einfalt. Der glühende Glaubenseifer hat sich in sträfliche Gleichgültigkeit gewandelt. Neue Irrlehren siegen über die alten Wahrheiten. Der Glaube gilt als Folge von Aberwitz, der Unglaube als Zeichen von Verstand. Unsre Feinde greifen uns nicht mehr im Verborgenen an. Statt wie einst die Grundfesten unsres heiligen Glaubens zu untergraben, stürmen sie jetzt offen dagegen an. Scharenweise rotten sich unsre Feinde unter den verschiedenen Bannern der Ketzerei zusammen und umringen uns von allen Seiten. An ihrer Spitze ficht Luzifer, um unsren Gottesdienst und unsre Altäre zu vernichten. Die Kirche ist in ihren heiligen Grundfesten erschüttert und droht einzustürzen. Bald wird sie in Trümmern liegen. Sie, unsre heilige Mutter, girrt wie eine Taube und schreit wie ein Hirsch, dem der unbarmherzige Jäger den Todesstoß versetzen will. In ihrer großen Trübsal ruft sie ihre Kinder zu Hilfe. Sie ist Rahel, die um ihre Kinder weint und untröstlich ist. Eilen wir, ihr beizustehen! Stützen wir ihren altehrwürdigen Bau mit dem heiligen Kommentar Dom Calmets über „Blaubart“! Halten wir diesen heuigen Benediktiner wie einen Schild vor und wehren wir mit ihm die vergifteten Pfeile ab, die die gottlose Philosophie gehen uns schleudert, auf daß die Pforten der Hölle nicht recht behalten über die Kirche, die auf dem Eckstein unsres Seelenheils gegründet ist.

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Mögen beim Lesen dieses heiligen Kommentars sich die Herzen Derer erweichen, die in ihren Lastern und in ihrem Unglauben verhärtet sind! Und mögen alle, die den Geschmack an geistlichen Ergötzungen verloren haben, die in der Verderbnis der Welt untergegangen sind, durch Dom Calmet und „Blaubart“ im Glauben bestärkt werden und die Überzeugung erlangen, daß, wer sein Herz an die Güter dieser Welt hängt und nur nach Befriedigung seiner Lüste trachtet, Gefahr läuft, um dieser vergänglichen Güter willen sich die ewige Seligkeit für immerdar zu verscherzen!

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Blaubart

Ein Märchen141-1

Es war einmal ein Mann, der hatte schöne Häuser in der Stadt und auf dem Lande, Gold- und Silbergeschirr, gestickte Möbel und ganz vergoldete Karossen; aber leider hatte der Mann einen blauen Bart. Der machte ihn so häßlich und furchtbar, daß alle Frauen und Mädchen ihn flohen. Eine Nachbarin, eine vornehme Dame, hatte zwei bildschöne Töchter. Er begehrte die eine zur Ehe und ließ ihr die Wahl, welche von beiden sie ihm geben wollte. Aber sie mochten ihn beide nicht, und jede wies ihn an die andere; denn sie gewannen es nicht über sich, einen blaubärtigen Mann zu freien. Auch schreckte es sie ab, daß er schon mehrere Frauen gehabt hatte, und niemand wußte, was aus ihnen geworden war. Um Bekanntschaft anzuknüpfen, lud Blaubart sie mit ihrer Mutter und drei oder vier ihrer besten Freundinnen nebst ein paar jungen Leuten der Nachbarschaft in eins seiner Landhäuser, allwo man acht Tage verweilte. Da gab es nichts als Lustwandeln, Jagd und Fischfang, Tanz, Feste und Gastmähler. Statt zu schlafen, verbrachte man die Nächte mit Kurzweil und Schabernack. Kurz, alles verlief so gut, daß die jüngste Tochter anfing zu finden, der Hausherr habe keinen blauen Bart mehr, und ihn für einen höchst ehrbaren Mann hielt. Nach der Rückkehr in die Stadt ward die Ehe alsbald geschlossen.

Einen Monat danach sagte Blaubart zu seiner Frau, er müsse wegen wichtiger Geschäfte eine Reise in die Provinz machen, die wenigstens sechs Wochen dauern werde. Er bäte sie, sich während seiner Ab, Wesenheit gut zu unterhalten, ihre Freundinnen einzuladen, mit ihnen aufs Land zu gehen, wenn sie wollte, und überall gut zu leben. „Hier“, sprach er, „sind die Schlüssel zu den beiden großen Gerätkammern, hier der Schlüssel zu meinem goldenen und silbernen Geschirr, das ich nicht alle Tage brauche, hier der zu meiner eisernen Truhe, in der ich mein Gold und Silber bewahre, der Schlüssel der Kästen, :n denen meine Edelsteine sind, und hier der Dietrich, der alle Gemächer öffnet. Dieser kleine Schlüssel hier ist für die Kammer am Ende des großen Flures im Erdgeschoß. Öffne alles, geh überall hin; nur dies Gemach verbiete ich dir zu betreten. Sollte es dir beikommen, es zu öffnen, so hast du von meinem Zorn alles zu gewärtigen.“ Sie versprach, ihm in allen Stücken zu willfahren, und nachdem er ihr den Abschiedskuß gegeben hatte, bestieg er seinen Wagen und fuhr auf Reisen.

Die Nachbarinnen und guten Freundinnen warteten nicht, bis sie eingeladen wurden, zu der Jungvermählten zu kommen. Sie brannten vor Neugier, all die Reichtümer ihres Hauses zu sehen, hatten sich aber während der Anwesenheit des Gatten nicht hingewagt, dieweil sie sich vor seinem blauen Bart fürchteten. Nun aber liefen sie sogleich durch alle Säle, Gemächer und Kleiderkammern, davon eine immer schöner und reicher war als die andere. Dann stiegen sie zu den Gerätkammern hinauf, und es war ihres Staunens lein Ende ob der Zahl und Schönheit der Wandteppiche, Betten, Ruhelager, Waschgeräte, Kandelaber, Tische und Spiegel, darin man sich vom Kopf bis zu Füßen erblickte, und deren Rahmen teils aus Glas, teils aus Silber oder vergoldet und so schön und prächtig waren, wie sie es noch nie erschaut hatten. Immerfort priesen sie das Glück ihrer Freundin über die Maßen und beneideten sie.

Die junge Gattin aber fand keinen Gefallen an all jenen Herrlichkeiten; denn sie verging vor Ungeduld, die Kammer im Erdgeschoß zu öffnen. Ihre Neugier war so heftig, daß sie ungeachtet der Unschicklichkeit, ihre Gäste allein zu lassen, eine kleine Geheimtreppe hinablief, so hastig, daß sie sich zweioder dreimal schier den Hals gebrochen hätte. An der Tür der Kammer blieb sie ein Weilchen stehen, gedachte des Verbots ihres Gatten und erwog, daß ihr ein Unglück geschehen könnte, wenn sie<142> seinem Willen nicht gehorchte. Aber die Versuchung war so stark, daß sie ihr erlag. Sie nahm also den kleinen Schlüssel und öffnete zitternd die Tür des Gemaches. Erst sah sie gar nichts; denn die Fenster waren verschlossen. Doch alsbald erkannte sie, daß der Estrich ganz mit geronnenem Blute bedeckt war. Darin spiegelten sich die Leichen mehrerer Frauen, die an den Wänden hingen. Das waren alle die Frauen, die Blaubart gefreit und nacheinander ermordet hatte. Sie wäre vor Schreck fast gestorben, und der Schlüssel, den sie aus dem Schloß gezogen hatte, entfiel ihrer Hand. Als sie ein wenig zu Sinnen gekommen war, hob sie den Schlüssel auf, schloß die Tür wieder ab und ging in ihr Zimmer, um sich etwas zu erholen. Doch das gelang ihr nicht, so erregt war sie. Da sie bemerkt hatte, daß der Schlüssel der Kammer mit Blut besteckt war, wischte sie ihn zwei-, dreimal ab, aber das Blut wollte nicht weichen. Umsonst wusch sie ihn und scheuerte ihn gar mit Sand; die Blutspuren gingen nicht ab. Der Schlüssel war nämlich verzaubert und ließ sich nicht völlig reinigen. Verschwand das Blut auf der einen Seite, so kam es auf der andren wieder zum Vorschein.

Noch am selben Abend kehrte Blaubart von seiner Reise heim. Wie er sagte, hatte er unterwegs Briefe erhalten, laut deren das Geschäft, dessentwegen er die Reise angetreten, zu seinen Gunsten erledigt sei. Seine Frau tat, was sie konnte, um ihm ihr Entzücken über seine rasche Heimkehr zu bezeugen. Am nächsten Tage verlangte er die Schlüssel zurück. Sie gab sie ihm, aber mit so zitternden Händen, daß er ohne Mühe erriet, was geschehen war. „Warum“, fragte er, „ist der Schlüssel zur Kammer nicht bei den anderen?“ — „Ich habe ihn wohl oben auf dem Tisch liegen lassen.“ — „Unterlaß nicht, ihn mir bald zu geben“, sprach Blaubart. Nach mehrfachem Aufschub mußte sie ihm den Schlüssel bringen. Blaubart betrachtete ihn und fragte seine Frau: „Warum ist Blut an diesem Schlüssel?“ — „Ich weiß es nicht“, antwortete die Ärmste, bleicher als der Tod. — „Du weißt es nicht?“ wiederholte Blaubart. „Ich aber weiß es. Du wolltest die Kammer betreten. Wohlan, Madame, Sie sollen sie betreten und Ihren Platz neben den Frauen einnehmen, die Sie dort sahen.“ Sie warf sich ihrem Gatten zu Füßen, weinte und flehte ihn um Verzeihung an, mit allen Zeichen ehrlicher Reue ob ihres Ungehorsams. Sie hätte einen Tiger gerührt, so schön war sie in ihrer Betrübnis, aber Blaubarts Herz war härter denn Stein. „Sie müssen sterben, Madame,“ sprach er, „und das sogleich.“ — „Da ich denn sterben muß,“ antwortete sie mit tränenerfülltem Blick, „so gebt mir wenigstens eine Frist, um zu beten.“ — „Ich gebe Ihnen eine halbe Viertelstunde,“ erwiderte Blaubart, „aber keinen Augenblick mehr.“

Als sie allein war, rief sie ihre Schwester und sprach: „Schwester Anna,“ — so hieß sie — „ich bitte Dich, steige auf den Turm und schau aus, ob meine Brüder nicht kommen. Sie haben mir versprechen, mich heute zu besuchen. Siehst Du sie, so winke ihnen, sich zu eilen!“ Schwester Anna stieg auf den Turm, und die arme Schmerzensreiche rief ihr von Zeit zu Zeit zu: „Anna, Schwester Anna, siehst Du nichts nahen?“ Aber ihre Schwester Anna beschied sie: „Ich sehe nichts als die Sonne, die durch den Staub scheint, und das grünende Gras.“ Da schrie Blaubart, ein großes Messer schwingend, seinem Weibe aus voller Kehle zu: „Komm herab oder ich steige hinauf!“ — „Noch ein kleines Weilchen, bitte“, antwortete sie, und sofort rief sie ganz leise: „Anna, Schwester Anna, siehst Du nichts nahen?“ Aber Schwester Anna beschied sie: „Ich sehe nichts als die Sonne, die durch den Staub scheint, und das grünende Gras.“ — „Komm rasch herab,“ schrie Blaubart, „oder ich steige hinauf!“ — „Ich komme schon“, antwortete die junge Frau. Dann schrie sie: „Anna, Schwester Anna, siehst Du nichts nahen?“ Und Schwester Anna beschied sie: „Ich sehe eine große Staubwolke daherkommen.“ — „Sind's nicht meine Brüder?“ — „Ach nein, Schwester, es ist eine Schafherde.“ — „Willst Du nicht herablommen?“ schrie Blaubart. „Noch ein kleines Weilchen“, bat seine Frau. Dann rief sie: „Anna, Schwester Anna, siehst Du nichts nahen?“ — „Ich sehe“, beschied jene, „zwei Reiter daherkommen, aber sie sind noch weit fort.“ — „Gelobt sei Gott!“ rief sie kurz darauf. „Es sind meine Brüder. So gut ich vermag, winke ich ihnen, sich zu eilen.“ Blaubart begann so laut zu schreien, daß das ganze Haus erzitterte. Die Ärmste stieg hinab und warf sich, in Tränen gebadet und mit aufgelöstem Haar ihrem Gatten zu Füßen. „Was soll das?“ sprach Blaubart. „Du mußt sterben.“ Dann packte er sie mit einer Hand bei den Haaren und mit der andren zückte er das Messer, um ihr den Kopf abzuschneiden. Die Ärmste wandte ihm das Antlitz zu, blickte ihn mit brechenden Augen an und bat ihn, ihr noch ein kleines Weilchen zu vergönnen, um sich zu sammeln. „Nein, nein“, rief er, „empfiehl Deine Seele Gott!“ und erhob seinen Arm... In dem Augenblick ward so stark an die<143> Tür gepocht, daß Blaubart in seinem Streich innehielt. Die Tür ging auf, und zwei Reiter eilten herein, zogen ihre Degen und stürzten auf Blaubart los. Er erkannte die beiden Brüder seiner Frau. Der eine war Dragoner, der andre Musketier. Daher nahm er flugs Reißaus, um sich zu retten. Aber die beiden eilten ihm nach und holten ihn ein. Noch ehe er die Haustür erreicht hatte, stießen sie ihm ihre Degen durch den Leib und ließen ihn tot liegen. Die Ärmste war fast ebenso entseelt wie ihr Gatte. Sie hatte nicht so viel Kraft, um aufzustehen und ihre Brüder zu umarmen.

Es fand sich, daß Blaubart keine Erben hatte. Also kam seine Witwe in den Besitz all seiner Habe. Sie verwandte einen Teil davon, um ihre Schwester Anna mit einem jungen Edelmann zu verheiraten, den sie seit langem liebte, einen andren Teil, um ihren beiden Brüdern Kapitänssiellen zu laufen, den Rest aber, um selbst einen sehr ehrenwerten Mann zu freien, bei dem sie die schlimme Zeit vergaß, die sie mit Blaubart verbracht hatte.

Moral.
Mag sie noch so lockend scheinen,
Neugier endet oft mit Weinen;
Es gibt Beispiele zu Hauf.
Sei's den Frauen nicht verdrießlich:
Neugier ist stets unersprießlich,
Kaum befriedigt, hört sie auf,
Und man gibt zuviel in Kauf.

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Dom Calmets theologischer Kommentar zu „Blaubart“

Dom den mystischen Sinn dieses göttlichen Werkes recht zu erfassen, muß man es zuvor gründlich studiert haben. Wiewohl der Name des heiligen Verfassers nicht auf uns gekommen ist, können wir aus dem Stil des hebräischen Originals entnehmen, daß er ein Zeitgenosse des Propheten Samuel war. Seine Ausdrücke sind die gleichen wie im Hohenlied Salomonis; einige Wendungen sind verwandt mit den Psalmen Davids, woraus wir schließen können, daß er lange vor der Babylonischen Gefangenschaft gelebt hat.

Das Werk ist in bilderreichem Stil geschrieben. Es ist ein Gleichnis, eine Verbindung der erhabensten christlichen Moral mit einer der offenbarsten Prophezeiungen der Ankunft des Messias und des glänzenden Sieges, den er über den ewigen Widersacher Gottes und der Menschen davontragen wird. Das von uns kommentierte Werk ist eine wahre Fundgrube. Je tiefer man darin schürft, um so mehr Schätze findet man. Auf „Blaubart“ trifft das Wort der Schrift zu: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ Die Bücher des Alten Testaments tragen alle das gleiche Gepräge. Die Kirchenväter und die Doktoren, die in den heiligen Schriften am besten Bescheid wußten, haben sich stets bemüht, den geheimen Sinn der von Gott inspirierten Schriftsteller zu ergründen. Oft ist ihnen die Erklärung durch Vergleichung verschiedener Propheten miteinander gelungen. Wir gedenken dieser weisen Methode zu folgen, um die göttlichen Wahrheiten und die so schlagenden Prophezeiungen zu beleuchten, die das heilige Gleichnis von „Blaubart“ unsrem Nachsinnen darbietet.

Man sehe, mit welch rührender Einfalt das Buch beginnt! „Es war einmal ein Mann, der hatte schöne Häuser in der Stadt und auf dem Lande.“ Schon allein dieser Anfang zeugt für die göttliche Inspiration des Buches. Es heißt nicht: „Es war in dem und dem Jahre“, sondern: „Es war einmal.“ Der Verfasser sah im Geist die Streitigkeiten voraus, die die Ungläubigen eines Tages an verschiedene chronologische Fragen anknüpfen würden, als da sind: das Datum von Christi Ge, burt und der Flucht nach Ägypten, die Zeit seines Erdenwallens, schließlich der Tag seines Todes und seiner Auferstehung. Solchen verfänglichen Daten zieht er also die erhabene Schlichtheit vor: „Es war einmal ein Mann.“

„Der hatte schöne Häuser in der Stadt und auf dem Lande.“ Das ist der rechte erzählende Stil. Mit jenen verschiedenen Besitzungen kennzeichnet der heilige Verfasser die Verworfenheit des Mannes, von dem er spricht. Er hing an den weltlichen Gütern. Ohne Zweifel rühmte er sich seines Reichtums und rechnete die Güter jenes Lebens für nichts.

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„Sein Bart war blau.“ Er geht Schritt für Schritt weiter. Der Mann ist reich; er ist eitel; sein Bart ist blau: das ist das Wahrzeichen des Teufels. Der Urheber all unsrer leiden kann keinen gewöhnlichen Bart haben; er muß blau sein. Denn der Teufel, der Eva in Gestalt einer Schlange im Garten Eden versuchte, hatte eine bläuliche Farbe. Diese Behauptung stütze ich noch auf ein physikalisches Argument. Öllampen werfen einen bläulichen Schein: die Teufel, die die Verdammten in große Kessel siedenden Öls tunken, bekommen davon allmählich einen blauen Bart, genau wie die Haare der Arbeiter in den Vitriolbergwerken auf die Dauer eine grünliche Farbe annehmen. Dies Kennzeichen, diese Farbe ist dem Bösen gegeben, da, mit die Menschen den Feind ihres Heils erkennen können. Wir haben Augen zum Sehen und sehen doch nicht; denn wir prüfen nichts. Das liegt an unsrer Trägheit, unsrer Lauheit, unsrer sündhaften Nachlässigkeit, dank der wir in alle Netze des Bösen fallen. Wir wachen nicht über das Heil unsrer unsterblichen Seele. Ob der Versucher einen blauen Bart hat oder nicht, niemand denkt darüber nach. Er schmeichelt unsren Begierden, wir lassen uns verführen. Wir trauen ihm und sind verloren.

Diese bedeutsame Wahrheit stellt unser Gleichnis wie folgt dar: „Eine vornehme Dame hatte zwei Töchter. Blaubart begehrte die eine zur Ehe.“ Wie stets, wendet sich der Teufel auch hier an die Weiber. Er weiß, ihr Geschlecht ist schwächer als das unsre. Ferner ist zu bemerken: wenn der böse Feind jemand rauben will, so verficht es ihm nichts, ob er die jüngere oder ältere Tochter entführt, wenn er nur seine Beute bekommt. „Lange konnten sie sich nicht entschließen, Blaubart zu freien; denn er hatte mehrere Frauen gehabt, und niemand wußte, was ans ihnen ge, worden war.“ Noch kämpfte die göttliche Gnade in den Herzen der jungen Mädchen und flößte ihnen heimlichen Abscheu gegen den Fürsten der Finsternis ein. Man darf nicht mit ihm vertraut werden, sonst ist man früher oder später verloren. Hütet Euch vor dem ersten Fehltritt; den zweiten tut man ohne Reue.

„Blaubart lud die Mädchen und etliche junge Leute in eins semer Landhäuser ein. Da gab es nichts als Tanz, Feste und Lustwandeln.“ Man kann die Listen des Bösen und die Wege, die er einschlägt, um uns zu verführen, nicht deutlicher darstellen als in diesem Gleichnis. Er erregt unsre Genußsucht. Erst sind es prunkvolle Gastmähler, lüsterne Tänze, lockere Reden. Dann entzündet er in uns das Feuer der Leiden, schaften: Wollust, Gier nach Besitz, Hoffahrt, Verachtung. So wendet er Gottes Diener allgemach dem Lasier zu. Wie berauscht vom Anblick dieser vergänglichen Welt, trachten wir nicht mehr nach der ewigen Seligkeit, und unsre verderblichen, zügellosen Leidenschaften stürzen uns in den Abgrund der Qualen. Durch solche Arglist macht der Teufel den Himmel leer und bevölkert die Hölle, die sein Reich ist.

Aber man beachte vor allem, welch rasche Fortschritte seine Versuchungen bei unschuldigen Herzen machen. Er umgarnt die jüngere Schwester, die unerfahrenere, und heiratet sie zum Verderben der Unseligen. Mit dieser jungen Gattin meint der<146> Verfasser das jüdische Volt, das uneingedenk der unermeßlichen Wohltaten Gottes und aller Zeichen und Wunder, die er seinem Volke gegeben hatte, den falschen Göttern, d. h. den Teufeln, opferte und in alle Greuel der Abgötterei fiel. So tieft sinnig und streng theologisch lehrt uns unser heiliger Verfasser jene erhabenen Wahrheiten. Das junge Mädchen verläßt das Elternhaus, um Blaubart zu heiraten. Die Juden werden abtrünnig vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und dienen Baal Peor und andren Götzen, die die Hölle auf die Welt ausgespieen hat. Erst ist man lau, dann wird man gleichgültig, dann vergißt man Gott, versinkt in Sünden und Lasier, immer tiefer, bis es kein Zurück mehr gibt. Der Mensch ist verloren, sobald die wirksame Gnade ihn verläßt. Ein Schwindelgeisi ergreift seine Sinne; er taumelt am Rande des Abgrunds und ahnt nicht, daß die Tiefe ihn verschlingen wird. Die Iungvermählte, durch verderblichen Irrtum verblendet, sieht nicht, daß ihr Gatte einen blauen Bart hat. So werden wir, von der Heftigkeit unsrer Leidenschaften fortgerissen, der furchtbaren Mißgestalt unsrer Lasier nicht gewahr. Ohne Kompaß und Steuer treibt der Sünder dahin, ein Spielball der wilden Stürme, die sein gebrechliches Schifflein schließlich zerschellen.

„Kaum verheiratet, unternimmt Blaubart eine sechswöchige Reise, um wichtige Geschäfte zu besorgen, und bittet seine Gattin, sich während seiner Abwesenheit gut zu unterhalten.“ So sucht der Teufel, nicht zufrieden mit einem Opfer und stets auf das Verderben der Menschen erpicht, unablässig nach neuer Beute.

„Beim Abschied gibt Blaubart seiner Gattin den Schlüssel zu allen seinen Schätzen, darunter den Geheimschlüssel zu einer Kammer, die er ihr zu öffnen verbietet.“ Welche wichtige Lehre liegt in diesen wenigen Worten! Der alte Versucher kennt sein Handwerk, das er durch alle Zeiten getrieben hat. Er verwirrt den Sinn eines jungen Weibes, indem er ihm Lust an Reichtümern einstößt. Er will uns an die vergänglichen irdischen Güter ketten, um uns von den unvergänglichen Gütern des Paradieses abwendig zu machen. Durch das gleiche Mittel gelang es ihm, den weisesten aller Könige zu verführen. Er gibt Salomon alles Gold von Ophir. Mit diesem Golde beginnt Salomo, dem Herrn in Jerusalem einen Tempel zu bauen: das ist wohlgetan! Aber der Teufel verliert den Mut nicht. Alsbald schaffte sich der weise König siebenhundert Kebsweiber an: das war der Mißbrauch! Hier sei beiläufig bemerkt, wie unser Geschlecht ausartet. Kein Sardanapal unsrer Tage könnte eine so große Zahl von Konkubinen befriedigen. Salomo blieb dabei nicht stehen. Er opferte zuletzt den falschen Göttern. So zieht ein Fall den andren nach sich. Doch es ist Zeit, zum heiligen Texte zurückzukehren.

Die Schlüssel zu den Schätzen, die Blaubart seiner Gattin gibt, bedeuten den Dietrich der Hölle, die verräterischen Schlüssel, die allen Lastern Tür und Tor öffnen. Der Teufel weiß, daß die meisten Menschen sich durch Reichtum fangen lassen. Er hat nur wenige gefunden, die dieser Lockung widerstanden. Erinnert Euch der Worte, die der Fürst der Finsternis zu dem göttlichen Messias sprach, als er ihn<147> auf einen hohen Berg zu führen wagte. Er zeigte ihm alle Reiche der Welt und sagte: „Dies alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest!“ Unseliger Reichtum, verderbliche Größe, ihr verderbt den, der euch anhangt! Nein, die Reichen werden das Reich Gottes nicht erben. Auch Ihr, große Herrscher der Welt, Ihr, die Ihr Euch in frecher Hoffahrt auf Euren prunkvollen Thronen bläht, wahrlich! Ihr werdet dereinst ein Raub der ewigen Flammen sein, indes der arme Lazarus in Abrahams Schoße mitleidig auf Eure Leiden und Qualen herabsieht.

Man bemerke zugleich, daß der Teufel seiner Gattin zwar alle Schlüssel gibt, ihr aber die geheime Kammer zu öffnen verbietet. Schon allein dieser Zug verrät uns die göttliche Inspiration des Buches; denn in diesen wenigen Worten wird die Tücke des Bösen mit treffenden Farben geschildert. Geschickt benutzt er unsre Leidenschaften, um uns in sein Joch zu zwingen, aber wir sollen die Listen und Fallstricke nicht kennen, mit denen es ihm gelingt, uns zu Fall zu bringen. Indem er uns bindet, ja knebelt, will er doch, daß seine Ketten unsichtbar bleiben, damit wir nicht merken, daß wir seine unglücklichen Sklaven sind. Jene unheilvolle Kammer birgt die Geheimnisse der Ungerechtigkeit. Seine junge Gattin soll sie nicht betreten, aber zugleich versucht er sie, indem er ihre Neugier erregt. Die gleiche List, mit der er unsre Urmutter verführte! Zu ihr sprach er: „So du von dieser schönen Frucht issest, wirst du alle Dinge wissen. Man neidet sie dir, weil sie köstlich ist. Iß davon, da du sie besitzest.“ O verderbliche Neugier, Schicksalsapfel, Apfel des Verderbens, du hast die Menschheit zugrunde gerichtet! Blaubarts junge Gattin war ein Weib und ebenso neugierig wie Eva. Die Versuchung war stark. „Warum gab er mir den Schlüssel zu der Kammer? Warum verbietet er mir, hineinzugehen?“ So fragte sie bei sich selbst. „Gewiß ist dort das Seltsamste und Köstlichste verborgen, was mein Gatte besitzt.“ Wie konnte sie allen Feinden widerstehen, die sie umgaben! Sie ward ja zugleich vom Teufel der Fleischeslust, vom Teufel der Völlerei, vom Teufel des Reichtums angefochten und vom Stachel der Neugier getrieben. Sie sieht weder die Falle, die ihr gestellt ist, noch ihre unheilvollen Folgen. Ach! was vermochte über ihr Herz noch der schwache Rest der zureichenden Gnade, die ihr seit ihrer schrecklichen Heirat mit dem Fürsten der Finsternis schon dreiviertels abhanden gekommen war. Die Gnade hat keine Macht mehr über sie und verläßt sie. Fortan umnachtet der Geist der Verwirrung alle ihre Sinne und beherrscht sie despotisch.

Siehe, sie greift zu dem Schlüssel der verbotenen Kammer, eilt hin, öffnet die Tür und steigt hinab. Welch ein Anblick, gerechter Gott! bietet sich ihren Blicken dar. Die Leichen mehrerer ermordeter Frauen, deren Blut den Estrich der Kammer bedeckte! Diese Gegenstände des Schreckens entsetzen und betören sie. Finstere Trübt sal erfüllt ihre Seele mit Schmerz. Der Schleier des Trugs zerreißt. Auf den Taumel der trügerischen Freuden folgt die Reue, der Gewissensbiß, die Verzagtheit. In dem Augenblick, da sie sich verloren wähnt, schießt der Himmel einen Strahl der veränderlichen Gnade und drei Strahlen der mitwirkenden Gnade auf sie herab, die<148> sie durch ihre Reue verdient hatte. Nun sieht sie ihre Missetaten in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Ein furchtbarer Augenblick, die ihr den eifersüchtigen Gott zeigt, den Blitzstrahl in der Hand, bereit, ihn auf sie zu schleudern. Regungslos, fast entseelt, läßt sie den Schlüssel fallen. Doch was tun? Sie muß ihn aufheben; er ist ganz mit Blut besudelt. Das ist das unschuldige Blut, das vom Totschlag des gerechten Abel bis zur Steinigung Sacharjas148-1 geflossen ist. Es schreit gen Himmel, es fleht zum Herrn, der so lange gegen das Seufzen der wenigen Gerechten, die es in Israel noch gibt, taub war. Es steht, ihnen Den zu senden, der die Hoffnung der Völker ist und der den Erbfeind Gottes und der Menschheit zu Boden schlagen wird. Die junge Gattin war in furchtbarer Lage. Ihre Seele war verwirrt vom Anblick jener blutigen Leichname, von der Reue über ihre Missetaten, von der Macht der wirk, samen Gnade und von dem Abscheu, den sie gegen Blaubart faßte. In Tränen ge, badet, verläßt sie die Stätte des Schreckens. Sie will das Blut abwischen, das den verhängnisvollen Schlüssel besteckt. Umsonst versucht sie es mehrmals; es gelingt nicht. So unauslöschlich sind die Spuren unsrer Missetaten, so schwer ist es, reinzuwaschen, was durch Verbrechen besudelt ist!

Unterdessen erhält Blaubart auf seiner Reise die Nachricht, daß seine Geschäfte zu seinen Gunsten erledigt sind; denn des Teufels Geschäfte gehen rasch. Das Lasier ist leicht, aber die Tugend ist schwer. Er kehrt in seinen Palast zurück und fordert von seiner Gattin sofort den Schlüssel der schrecklichen Kammer. Ein Augenblick des Grausens für die Ärmste, die nun erkennt, welches Unheil ihre Neugier über sie gebracht hat. Aber auch ein Augenblick des Heils, wo die Gnade sie stark macht und sie ihrem Schöpfer zurückgibt. Mit gellender Stimme schreit Blaubart: „Wo ist der Schlüssel zur Kammer?“ Mit zitternder Hand reicht die junge Gattin ihn dar; denn schon fühlt sie heilsamen Abscheu vor jeder Verbindung mit dem Bösen. „Woher“, fragt Blaubart, „kommen die Blutspuren an diesem Schlüssel?“ — „Ich weiß es nicht“, antwortet sie, bleicher als der Tod. „Wohlan, Madame,“ entgegnet Blaubart — denn der Teufel ist höflich — „Sie werden die Kammer betreten, um Ihren Platz unter den Frauen einzunehmen, die Sie dort sahen.“ Ach, Ihr armen Sterblichen, lernet den Teufel kennen! Mißtraut ihm ohn' Unterlaß; seid stets auf Eurer Hut! Blumen streut er auf den Weg, auf dem er Euch zur Hölle führt! Zu Anbeginn schmeichelt er Euren Leidenschaften; dann auf einmal verwandelt er sich in den Henker Eurer Seelen und stürzt Euch in den Abgrund der Qualen.

Doch man beachte hierbei mit den heiligen Vätern, wie anders Gottes Wege sind als die Wege der Menschen! Die von der Vorsehung bestimmte Stunde, da Gott der jungen Bußfertigen zu helfen gedachte, war noch nicht gekommen. Um diesen Augen, blick des Heils herbeizuführen, legt der Heilige Geist dem jungen Weibe die rührendsten Worte in den Mund, Worte, die auch den wildesten Tiger und Leuen erweicht hätten.<149> Aber der Teufel, an den sie gerichtet waren, ist unbarmherziger als alle Tiger der Welt. Er kennt keine andre Freude, als die Gefährten seiner Schandtaten zu mehren und die Streiter Christi ihrem Banner abspenstig zu machen, um sie in seine aufrührerischen Rotten zu stellen und zum Raub der Hölle zu machen. „Sie müssen sterben, Madame!“ schreit Blaubart. „Sie müssen auf der Stelle sterben!“ Furchtbare Worte, die die ganze Grausamkeit des bösen Feindes ausdrücken; nützliche Worte, die der Heilige Geist dem frommen Verfasser diktiert hat, um uns all den Abscheu, all das Grausen einzuflößen, das wir vor dem Fürsten der Finsternis haben sollen. „Da ich denn doch sterben soll,“ entgegnet seine Gattin, in Tränen gebadet, „gewährt mir nur eine Viertelstunde Frist!“ — „Wohlan,“ sprach Blaubart, „aber nicht einen Augenblick mehr.“

Eine notwendige und nützliche Frist. Ein goldner Augenblick für den Ausgang des Gleichnisses! Wie schon gesagt, bedeutet die junge Gattin das Volk Israel und ihre Heirat mit Blaubart die Abgötterei, die das auserwählte Volk mit Baal Peor, Moloch und andren Götzen trieb. Das Hinabsteigen der jungen Gattin in den bluterfüllten Keller bedeutet klar die Babylonische Gefangenschaft, in der der Dienst des wahren Gottes aufgehört hatte, und die lange Knechtschaft, in der das Volk Gottes seufzte, als es nacheinander von den Ägyptern, Assyrern, Medern und Römern unterjocht ward. Blaubarts Rückkehr und seine Absicht, die Gattin zu töten, bedeutet die letzten Anstrengungen der Hölle zur Zerstörung des Glaubens, des Dienstes und der Altäre Zebaoths, die Häufung der Verbrechen auf der ganzen Welt, das Verstummen der Propheten, das Aufhören der Wunder und die unselige Verlassenheit des Menschengeschlechts, die den Höchsten bewog, seinen unschuldigen Sohn auf die Welt zu schicken, auf daß er durch seinen Tod die Sünder erlöste.

Doch fürchten wir nichts! Die Gnade wirkt; sie belebt die untröstliche junge Gattin, die in die bemerkenswerten Worte ausbricht: „Anna, meine Schwester, Schwester Anna, siehst du nichts nahen?“ Gleich als hätte sie gerufen: „Der Herr wird mich nicht verlassen. So groß meine Sünde auch sei, ich vertraue auf sein Erbarmen. Meine Reue ist größer als meine Missetaten. Ich weiß, er wappnet einen Rächer, der mich vom Joch der Hölle befreien wird. Anna, meine Schwester, Schwester Anna, siehst du den göttlichen Retter noch nicht nahen? Ach, ich habe ihn beleidigt. Ja, ich habe seinen Zorn verdient. Aber so sehr auch meine Sünden gen Himmel schreien, seine Gnade ist größer. Wann wird Der kommen, den Iesaia, Hesekiel und Daniel den Völkern verhießen, der der Schlange den Kopf zertritt, die unsre Urväter verführt hat, Er, dem die Menschheit ihr Heil danken wird? Ich bin vom Stamme Iuda, ich bin eine Tochter des Höchsten. Der da kommen wird, mich zu befreien, ist sein Sohn, also mein Bruder. Ach, lieber Bruder, komm! Ich erwarte dich mit Sehnen. Anna, meine Schwester, kommt er noch nicht?“

Ihre Schwester Anna steigt flugs auf einen Turm des Schlosses; denn man muß sich aus dem Staub des Irdischen erheben, will man die himmlischen Dinge erschauen.<150> Darum tragen die Tiere den Kopf vornüber, und allein der Mensch trägt ihn aufrecht, um gen Himmel blicken zu können. Wir kennen den Einwand, der Hahn trüge seinen Kopf ebenso hoch wie wir. Das sind schlechte Geschichten, Erfindungen der Ungläubigen, um die offenbarten himmlischen Wahrheiten zu erschüttern, wenn sie es vermöchten. Doch ich wende mich wieder unsrem helligen Text zu. Kehren wir zur Schwester Anna zurück. Sie stellt nach dem mystischen Sinn des Gleichnisses alle Heiligen und Propheten dar, die über unsren Heilsweg und das Erlösungswerk gehandelt haben. Da sie nicht wie ihre Schwester gefehlt hatte, so war sie von der zureichenden Gnade und der wirksamen Gnade nicht verlassen, und darum wohnte ihr der Geist der Weissagung inne. Für und für weilte ihr Denken bei der Wurzel Iesse und dem glorreichen Schicksal des Sohnes Davids, der die Hoffnung der Völker sein wird, bei seiner Erniedrigung und seinen Siegen.

Anna schaut nach allen Seiten aus. Was sieht sie? „Die Sonne, die durch den Staub scheint, und das grünende Gras.“ Das heißt in der heiligen Sprache: „Ich sehe die Sonne vor Lust schwellen. Sie freut sich über die glorreiche Ankunft des Messias. Ich sehe ihre Strahlen den Staub des Irrtums mit der Klarheit des Evangeliums durchdringen. Ich sehe das Gras grünen, oder besser gesagt, sich in die Farbe der Hoffnung kleiden und ungeduldig die Ankunft des Gesalbten erharren.“ Aber das jüdische Volt — die junge Gattin —versieht den mystischen Sinn dieses göttlichen Gleichnisses nicht. Der von den Propheten so oft verkündete Messias kommt nicht so schnell, wie sie es in ihrem jähen Verlangen wünscht.

Sehet, wie unterdessen die Anläufe des Teufels zunehmen. Seine Grausamkeit drängt ihn zur Vollendung seines ruchlosen Werkes. Mit Donnerstimme, den Posaunen von Jericho gleich, schreit Blaubart aus voller Kehle: „Kommen Sie rasch, Madame, oder ich steige hinauf und schlachte Sie ab!“ Was wird sie beginnen? Was vermag sie? Sie bittet um kurzen Aufschub; sie will warten, bis die Stunde des Herrn gekommen ist. Zugleich wiederholt sie mit schwacher Stimme die frommen Worte: „Anna, Schwester Anna, siehst du nichts nahen?“ So seufzte das Häuflein der ftommen Seelen, die Gott sich in seinem auserwählten Volke erhalten hatte, in heiligem Eifer nach der Erlösung. Es fürchtete, der Same Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Elschaddai, Adonai und Elohim diente150-1, möchte vom Fürsten der Finsternis ausgerottet werden. Anna antwortet ihr nochmals: „Ich sehe die Sonne durch den Staub scheinen und das Gras grünen.“ Ja, Gott hält sein Wort, er verläßt uns nicht! Er stand dem Propheten Elias bei, da die kleinen Knaben ihn verspotteten und ihn Kahlkopf nannten; denn die Knaben wurden von Bären zerrissen150-2. Er teilte die Wasser des Roten Meeres, damit sein Volk hindurchziehen tonnte. Er wappnete Simsons Hand mit einem Eselskinnbacken, damit er die Philister erschlug. Er wird auch uns nicht verlassen.

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„Aber Blaubarts Ungeduld nahm noch zu, und er schrie lauter denn je: Komm herab, oder ich steige hinauf!“ Damit meint der heilige Verfasser den Greuel aller Greuel in der heiligen Stadt oder des Pompejus Einzug in Jerusalem151-1, die Aufrichtung der römischen Adler und Götzenbilder neben dem Tempel, die Erbauung der Burg Antonia, die der verruchte Herodes zu Ehren des Triumvirs Antonius errichten ließ, und den Fleiß, mit dem dieser König den Götzendienst in dem Lande einzuführen trachtete, das der Herr Zebaoth für alle Zeit seinem auserwählten Volke bestimmt hatte. Diese bedeutsamen Ereignisse gingen der Ankunft Christi um etwa dreißig Jahre voraus. Mit so erstaunlicher Genauigkeit hat der fromme Verfasser des heiligen Buches die Zukunft geschaut und vorhergesagt! Rechnet man bei der viertelstündigen Gnadenfrist, die Blaubart seinem Weibe gewährt, die Minute zu drei Jahren, so kommt genau die Zeit zwischen der Eroberung Jerusalems durch Pompejus und der heilbringenden Ankunft und Geburt des Messias heraus.

„Aber Blaubarts unglückliche Gattin stand zitternd und fast entseelt und glaubte sich dem Tode geweiht. Ihre Kräfte verließen sie; ihre Stimme versagte schier; doch inbrünstig wiederholte sie die frommen Worte: 'Anna, meine Schwester, Schwester Anna, siehst du nichts nahen?'“ — „Ich sehe“, erwidert ihre Schwester, „eine Staubwolke von Osten her aufsteigen.“ Die verzweifelte junge Gattin fragt: „Sind es nicht meine Brüder?“ — „Ach nein,“ antwortet Anna, „es sind Schafe.“ Man beachte vor allem, daß in dieser Stelle jedes Wort große Wahrheiten verkündet. Der göttliche Verfasser stellt uns in Gestalt dieser Schafherde Johannes den Täufer, den heiligen Vorläufer Christi dar. Er selbst war sanft wie die Lämmer und verkündete der in ihren Sünden versunkenen Menschheit das Lamm ohne Makel. Hätte unser heiliger Verfasser mit eignen Augen all die Geschehnisse erblickt, die sich vor der heilbringenden Ankunft des Messias zutrugen, er hätte sie nicht ordnungsmäßiger berichten können als in seinem Gleichnis. Es ist mehr eine Geschichte als eine Prophezeiung.

Endlich gelangen wir zu dem Augenblick, da die kreißende Welt den Heiland gebärt. Blaubart, oder sagen wir vielmehr der ergrimmte Teufel, kommt und will seine Beute packen.

In diesem Augenblick verkündet Anna ihrer Schwester, sie sähe zwei Reiter, aber sie wären noch fern. Die beiden Reiter sind der Sohn und der Heilige Geist, der Person nach verschieden, aber beide unlöslich im Logos verbunden, mit dem sie die heilige, anbetungswürdige Dreieinigkeit bilden. Wann kommen sie? Zu einer Zeit, da die Welt Frieden hatte, da Augustus den Janustempel schließen ließ, aber auch zu einer Zeit, da alle Mächte der Hölle gegen ihren Schöpfer losgelassen waren, da die Priester, Leviten und Schriftgelehrten, in verschiedene Sekten ge<152>spalten, einer verdammenswerten Philosophie huldigten und als Pharisäer, Sadduzäer, Essäer und Therapeuten152-1 auftraten, Sekten, die den Glauben ihrer Voreltern so völlig untergruben und zerstörten, daß der Herr Zebaoth fast keine wahren Diener mehr hatte. Die Gefahr war groß und rasche Hilfe vonnöten, oder die junge Gattin wäre erwürgt und die Kirche vernichtet worden. Aber der Herr verläßt die Seinen nicht. In dem Augenblick, da Blaubart das Schwert nach dem Nacken seiner jungen Gattin zückt, siehe, da naht der Heiligste der Heiligen, wirft ihn zu Boden und erschlägt Luzifer zu seinen Füßen. Die Kirche ist gerettet, und die Hölle bebt vor Wut.

Man sieht, wie genau dies Gleichnis zutrifft und wie unfehlbar die Worte des heiligen Verfassers sind. Die Heiligen und Propheten, denen der Himmel die künftigen Ereignisse offenbarte, haben sie verkündet. Die schwache menschliche Vernunft konnte nur die äußere Schale dieser göttlichen Wahrheiten durchdringen. Alles mußte erst in Erfüllung gehen, um sie zu überzeugen. Diesen mystischen Sinn muß man w der Heiligen Schrift suchen, oder man wird nie das volle Verständnis für Jeremias, Jesaias, Hesekiel und Daniel haben, noch für „Blaubart“ und das Hohelied Salomonis152-2. Sobald die beiden Reiter erscheinen, ist die junge Gattin gerettet. Sobald der Messias auf die Welt kommt, ist der Teufel auf ewig in Ketten geschlagen, die christliche Religion, allzeit streitbar und siegreich, wird begründet, und unser Heilswerk vollendet sich.

Doch setzen wir unsren Kommentar fort. „Die Witwe des verstorbenen Blaubart kauft ihrem Bruder eine Kompagnie.“ Welche Kompagnie ist gemeint, wenn nicht die Heerschar der Gläubigen, die die Kirche in ihrem Schoße hegt, die wahren Streiter Christi, bereit, für die Ausbreitung des wahren Glaubens zu kämpfen und zu sterben, bereit, mit der Schärfe des Schwertes die Menge der Ketzer oder vielmehr der Verdammten auszurotten, die sich wider ihre heilige Mutter empören und ihren Busen zerreißen? Und in noch erhabnerem mystischen Sinne deutet diese Kompagnie auf das Schwert hin, das unsrem Heiligen Vater, dem Papste, verliehen ward, um die Sache Gottes zu verteidigen und ihre Feinde auszutilgen.

Fahren wir aber fort: „Blaubarts oder vielmehr Beelzebubs Witwe heiratet nachmals einen sehr ehrenwerten Mann.“ Sie heiratet den Papst. Bekanntlich ist die Kirche mit dem Papste vermählt, welcher der Stellvertreter Christi ist. Möge nun ein Luther, ein Calvin, ein Socinus152-3 oder irgend ein Ketzer ihres Schlages, wöge all dieser Unflat der Hölle kommen. Möge man noch das Geschmeiß der Dissidenten und das ruchlose Gelichter der PHUosophen hinzunehmen, die ebenso verworfen sind wie jene: welches Mittel bleibt ihnen noch zur Auflehnung gegen die Oberhoheit unsres Heiligen Vaters, des Papstes, oder zu weiteren Angriffen auf die<153> Dogmen des apostolischen, römisch-katholischen Glaubens? Umsonst wollen sie sich überheben. Wir lachen ihrer ohnmächtigen Anstrengungen und werden ihnen den Mund verschließen, indem wir ihnen die wunderbare Erfüllung der Prophezeiungen des Verfassers von „Blaubart“ haarklein darlegen. Zu ihrem Schaden wird ihnen bewiesen werden, daß Beelzebubs Witwe den Heiligen Vater gefreit hat, d. h. daß die Kirche nach Abschwörung der alten Abgötterei zur Gemahlin Jesu Christi geworden ist. Der Papst ist sein Statthalter hienieden, also ist die Kirche das Eheweib des Papstes. In ihrer ersten Ehe mit Blaubart war alles weltlich, in der zweiten ist alles geistlich. In der ersten gab sie sich zügellosen Leidenschaften, fleischlichen Lüsten hin, in der zweiten wird sie durch Reue, Buße und Gottes Gnade geläutert. Dort gab es schwelgerische Gastmähler, Anreizungen zu unlauteren Begierden, nebst allem, was die Üppigkeit hervorbringen kann, um die Eitelkeit zu erregen und sich selbst zu vergessen; hier sind es Bußübungen, Reue, christliche Demut und als Kost nichts denn das Fleisch und Blut des fleckenlosen Lammes. Statt des vergänglichen Reichtums und des Prunkes, den sie in Blaubatts Palaste fand, häuft sie hier einen Schatz guter Werke und frommer Handlungen, dessen Zinsen ihr im Para, dies dereinst reichlich heimgezahlt werden. Statt in den Armen des Teufels, der sie erwürgen wollte, ruht sie nun in den Armen des Statthalters dessen, dem sie ihr Heil in dieser Welt und in jener die ewige Seligkeit dankt.

Geschrieben im Kloster der Benediktiner der Kongregation von St. Maur,
am 17. September im Jahre des Heils 1692.

(gez.:) Dom Calmet.


137-1 Der König schickte den obigen, 1779 geschriebenen „Kommentar“ an d'Alembert mit den Worten: „Er ist nach den Grundsätzen von Huet, Calmet (vgl. Anm. 3), Labadie und so vielen andren Grublern verfaßt, deren irregehende Phantasie in gewissen Büchern fand, was nie darin gestanden hat.“

137-2 Jean George Lefranc Marquis de Pompignan, Bischof von Puy-en-Velay und seit 1774 Erzbischof von Vienne im Dauphine, war der Bruder des Dichters Jean Jacques Lefranc Marquis de Pompignan, der 1736 Voltaire bezichtigt hatte, in seiner „Alzire“ ein Plagiat an ihm begangen zu haben. Eine neue Fehde zwischen Jean Jacques und Voltaire entspann sich 1760 bei Lefrancs Aufnahme in die Akademie. 1763 erließ der Bischof einen Hirtenbrief gegen die PHUosophen, womit er namentlich Voltaire und Rousseau meinte. Voltaire antwortete mit der „Lettre d'un Quaker à J. G. Lefranc de Pompignan“ und einem „Hirtenbrief des demütigen Bischofs von Alethopolis“ (Wahrheitsstadt). In den Kreis dieser Satiren gehört auch die obige „Vorrede des Bischofs von Puy“.

137-3 Augustin Calmet (1672—1757), Abt von Senones in den Vogesen, Verfasser eines „Commentaire littéral sur tous les Iivres de I'ancien et du nouveau Testament“ (Paris 1727—1716).

137-4 Abbe Tamponnet, Zensor der Enzyklopädie.

137-5 Gehörte zur Diözese von Puy.

138-1 Spanischer Bischof(1471—1566), der die Mexikaner gegen die Bedrückung der Spanier in Schutz nahm.

138-2 Karl von Guise (1525—1574).

138-3 Die griechische Übersetzung des Alten Testaments durch jüdische Schriftgelehrte, die siebzig Dolmetscher.

141-1 Wörtliche Wiedergabe des Märchens von Perrault aus den „Contes de ma mère l'Oie, ou Histoire du temps passé“, Paris 1697.

148-1 Vgl. Chronika II, Kapitel XXIV. Vers 20 f.

150-1 Namen Gottes, von Luther verdeutscht: Elschaddai als allmächtiger Gott (I. Mose XVII, I), Adonai als Herr (II. Mose VI, Vers 3), Eloah (plur. Elohim) als Gott.

150-2 II. Könige II, Vers 23f.

151-1 Im Jahre 63 v. Chr.

152-1 Wörtlich Diener, eine jüdische Sekte in Ägypten.

152-2 Mit Absicht ist „Blaubart“, die theologische Ausdeutung eines Ammenmärchens, hier neben das „Hohelied“ gestellt, ein altjüdisches Liebeslied, das dle Theologen bekanntllich als Liebeslied des „himmlischen Bräutigams“ (Christus) an die Kirche ausgelegt haben.

152-3 Faustus Socinus (1539—1604) leugnete die Gottheit Christi.