<148>Doch was bedeutet das? Schau Dich nur um!
Wie zeigt sich alle Welt so stumpf und stumm!
Dort jenes Pärchen ist ein wahrer Hohn:
Da führt der kleine schwächliche Baron
Die Zierpuppe, die lange feind ihm ist;
Ein Rechtsstreit trägt die Schuld an ihrem Zwist.
Sie schneiden grämliche Gesichter, hu!
Und drehen beide sich den Rücken zu.

Der Reifrock, noch verziert mit Schmuck und mit Gewinden,
Bläht sich und macht den Platz bei Tisch so grausam enge,
Daß ich mir kaum ein Fleckchen weiß zu finden,
Wenn ich auch fest die Knie zusammenzwänge.

Es hätte Damis große Lust zu plaudern,
Doch scheint er träumerisch, der gute Junge.
Schon der Gedanke an die giftige Zunge
Des alten Freiherrn1 läßt ihn tief erschaudern.

Der Wirt, die flaue Stimmung zu erhöhn,
Versucht's mit Redensarten, Witzemachen,
Mit Scherzen, die von Mund zu Munde gehn.
Er ruft: „Ich will nur Frohsinn um mich sehn!
„Schaut her auf mich! Ich berste schon vor Lachen!“

Corinna fastet streng, nicht um die Welt
Wird sie an dieser leckren Sauce nippen;
Denn geht die Schminke weg, wär's schlecht bestellt
Um all den Glanz der kirschenroten Lippen.
Und wenn Marianne an das Brot nicht rührt,
So wißt, sie hat sich allzu stark geschnürt.
Dazu auch fürchtet sie, daß das Ragout
Dem Einsatz ihrer Taille Schaden tu',
Der äußerste Bewunderung gebührt.

Dagegen unbekümmert, unverdrossen
Von all und jedem hat der Graf genossen,
Daß fast die Nähte seines Rockes platzen.


1 Anspielung auf den Kammerheirn Baron Pöllnitz, der bei Hofe den Beinamen „le vieux baron“ führte.