<16>Wie ist doch Regulus groß,
Als er den Feinden sich stellt!
Aus seiner Heimatwelt,
Die ihn mit Banden der Liebe hält,
Mannhaft reißt er sich los,
Um in karthagischer Haft
Sein Geschick zu erfüllen,
Seiner Bedränger roh wütende Leidenschaft
Durch seinen Tod zu stillen.1
Belisar, da er im Elend schmachtet,2
Verfemt und verachtet,
Ist mir ein höheres HeldenbUd,
Als der Feldherr, vom Glücke gekrönt;
Und was Ludwigs Gestalt mir verschönt,
Ist all das Menschenweh,
Das ich ihn tragen seh:
Kinder und Erben
Sah er hinsterben3.

Niedriger Seelen Art,
Sich im Behagen des Glückes zu sonnen!
Wohlfeile Lust! Sie ward
Einzig durch Zufalls Gnade gewonnen.
Niemals im Glücke tut
Hoher Sinn sich hervor;
Ist uns das Leben gut,
Ragen wir nicht aus dem Schwarm empor.
Doch wider Unheil und Schrecken
Stolzer sich heben, sich recken,
Wahrlich, das heiß' ich: mit Ehren
Mannheit bewähren.

Nichts mag das Schicksal, das blinde,
Linder gestalten;
Wer, der den Übergewalten
Je widerstünde!


1 M. Attillius Regulas, der während des Ersten Panischen Krieges von den Karthagern gefangen und zur Unterhandlung nach Rom geschickt war, mußte die Rückkehr, zu der er sich verpflichtet hatte, mit seinem Leben büßen.

2 Vgl. S. 6.

3 Als Ludwig XIV. 1715 starb, überlebte ihn nur sein Urenkel, der als Ludwig XV. den Thron bestieg.