<167>Und jedem hängt er Schabernack an.
Dann kommt da einer von des Pontus Ufer,
Der Einsamkeiten sehnsuchtsvoller Rufer,
Der allzu farbig schier sein klagend Lied
Aus seines Schauens Fülle hat geschmückt,
Und doch die Leser immer neu entzückt —
Der zärtliche Ovid.1
Dann weiter der berühmte Skeptiker,
Bayle, ein gewiegter Dialektiker;
Hei, wie er schneidig in die Schranken ladet
Die Herrn Doktoren, in den Sand sie schmeißt,
Die Glaubenseifrer, und zu Boden reißt
Der Theologen Dünkel, gottbegnadet,
Er, der dem Reich des Irrwahns stets geschadet.

Homer, den guten alten, schau' ich da,
Wie der sich von Voltaire verdunkelt sah
Und schamhaft sich in sein Gedicht versteckte,
Das ihm die Schar seiner Getreuen deckte.
Darüber hab' ich, kostbar eingebunden,
Den großen Schildrer der Natur2 gefunden,
Der, Romas Herrlichkeit zu mehren,
Mit seinen Versen mehr getan,
Als Ruhm und Größe ihr gewann
Ein Cäsar je mit seinen Siegesheeren.

So hohen Toten zugesellt,
Mein Jordan, sucht Dein Forschergeist
Das Sein und Wesen dieser Welt,
Woher sie kam, was sie erhält —
Ein Flug, der immer höher weist.
Glaub' mir, ich ehr' Dein hohes Streben,
Den Ernst, dem nur die Arbeit Leben;
Doch, mein Iordanus, magst Du Dir
Mit köstlich-seltner Lorbeerzier,
Die auf dem Pindus männiglich
Der eine tut dem andern neiden,
Im Leben schon Dein Haupt umkleiden —
Macht Dich das glücklicher, Geliebter, sprich?


1 Vgl. Bd. VI, S. 387.

2 Anmerkung Friedrichs: „Virgil.“