<172>Ärgernisse, die die Galle
Nur erregen, laßt sie alle!
Euer Herz mit Lust zu füllen,
Wüßt' ich schon ein Wo und Wie:
Kommt zu mir nach Sanssouci!
Dort erst ist man recht ein König, ist sein eigner Fürst und Herr,
Auf dem Lande, in der Stille! Weiß nicht, wo man freier wär'!
Fragt Ihr nun, wo sie gelegen, meine grüne Einsamkeit,
Wo beschaulich diese Strophen Euer Freund für Euch gereiht,
Jener Ort, wo meiner Tage schönste mir die Parze spinnt —
Hört, ob Ihr ein Bild gewinnt!
Hoch auf eines Hügels Rücken,
Wo das Auge mit Entzücken
Schweift, soweit der Himmel blau,
Hebt gebietend sich der Bau.
Hohe Kunst ward dran gewendet;
Sorglich schuf und meisterlich
Mir des Meißels Hieb und Stich
Stemgestalten formvollendet,
Die das Ganze prächtig schmücken,
Ohne lastend es zu drücken.
Morgens taucht mein Schlößlein ganz
Sich in goldnen Frühlichtglanz,
Der es grüßt, wenn er erwacht.
Sechs bequeme Treppen lassen
Nieder über sechs Terrassen,
Mählich sacht
Euch zum Haine niedersteigen,
Euch zu flüchten
In die grüne Dämmernacht.
Dorten läßt dann unter dichten,
Unter hundertfarbigen Zweigen
Loser Nymphen Schelmerei
Klare Silberwellen nieder
Sprudeln über Marmorglieder —
Gab's seit Phidias jemals wieder
Solche Meisterbildnerei?
Seht, dort regelt meine Tage
Holdes Gleichmaß, still gedeihlich,