<175>Der in treuer Pfiichterfüllung quitt mit seiner Mitwelt ward
Und die Müh' um sein Gedächtnis bei der Nachwelt gern sich spart,
Nicht erbettelt ihre Gunst
Und ihr bißchen Weihrauchdunst!

Nein, Marquis, die eitlen Streber, laßt uns alle sie verachten,
Wir, fürwahr, sind nicht die Narren, ihrem Glückswahn nachzutrachten.
Eher soll ein Frühaufsteher unser Freund d'Argens sich nennen,
Eher soll ein Esel Sieger werden bei dem Pferderennen,
Oder die Camas1 'ne Metze,
Eher stießt die Elbe aufwärts wider die Naturgesetze!
Mögen denn die Ruhmbedürft'gen nur sich selber Beifall spenden,
Ungesättigt bleibt ihr Hunger, ihre Not wird nimmer enden.
Pläne über Pläne häufen mögen sie, der Unrast Beute,
Nur von ihrer Hoffnung lebend, abgestorben für das Heute!
Uns lockt alles dies vergebens;
Wir genießen unsres Lebens
Nach der Kunst und Möglichkeit!
Bellt nur, Höllenhund und Neid!
Uns sei eines nur bewußt:
Jedes Augenblickes Lust
Raubt der Sturmgang uns der Zeit,
Die uns unsre schönsten Tage
Wie im Fluge hetzt vorbei;
Heut des Lebens Blütenmai,
Morgen Alters Last und Plage!
Ach, der Mensch, geworden kaum,
Ist er auch gewesen schon,
Ja, das Leben ist ein Traum! —
Doch wenn dieser trockne Ton
Der Betrachtung Euch verdrießt,
Ei, so hört denn, was davon
Meine Nutzanwendung ist —
Ob Ihr der Euch wohl verschließt?!
Maßen meine Freundestreue Euch beschwört, nur zuzugreifen,
Frisch die Freude festzuhalten, die Euch will vorüberstreifen,
Leichter Hand und leichten Herzens, eh die flüchtige entschwinde!
Was geht uns das Morgen an?
Und der nächste Tag sodann?
Ob das Schicksal uns, das blinde,


1 Vgl. S. 157.